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Der Sakramentalität der Kirche ist nichts vorzuziehen

Die Replik von Manuel Schlögl auf Sabine Demel

Beipflichten möchte ich den pointierten Ausführungen von Kollegin Demel gerne in der Aussage, der Begriff ‚Amt‘ dürfe nicht gegen jenen des ‚Dienstes‘ ausgespielt werden, so als sei der eine für Kleriker, der andere für Lai*innen bestimmt. Denn jede*r, die*der ein Amt in der Kirche bekleidet, weiß sich verpflichtet zu einem ‚Dienst‘, was ja nichts anderes heißt als Dasein für andere nach dem Vorbild Jesu Christi.

Ebenso richtig ist es, vom Amt als ‚Relationsbegriff‘ zu sprechen. Jedes Amt ist ein Beziehungsgeschehen – allerdings nicht nur horizontal, sondern auch vertikal. Wenn Sprache Wirklichkeit abbildet, dann scheint es mir für den Text von Frau Demel bezeichnend, dass empirisch-soziologische, juristische und organisatorische Fragen jede theologische Reflexion über das Amt und die Berufung der Lai*innen in der Kirche überdecken.

Was wäre denn der Vorteil, wenn Pastoralreferent*innen nun ausdrücklich als Amtsträger*innen bezeichnet und eingesetzt würden? Geht es am Ende nicht einfach um eine ‚größere Unabhängigkeit‘ gegenüber geweihten Amtsträgern? Leitet man damit nicht die Kompetenz der Lai*innen doch wieder ex negativo von den priesterlichen Kompetenzen ab statt sie positiv in ihrer eigenen Berufung durch Taufe, Firmung und eigene amtliche Beauftragung her zu sehen? Wie soll es praktisch umsetzbar sein, wenn Pastoralreferent*innen direkt dem Bischof unterstehen und der Pfarrer, der doch die Gesamtverantwortung in der Pfarrei trägt, keinerlei Weisungsbefugnis mehr besitzt? Solche Vorschläge scheinen mir an der Realität heutiger Pastoral vorbeizugehen und mehr ein Gegeneinander der Dienste in der Kirche zu provozieren als ein fruchtbares Miteinander zu fördern.

Wenn die sakramentale Dimension der Kirche (die eben nicht nur ‚Volk Gottes‘, sondern als dieses Volk auch ‚Leib Christi‘ ist) und die Sakramentalität des Amtes keine Rolle mehr spielen, wird die Kirche zum Verein, der sich seine Statuten selbst gibt statt sie aus dem Ruf Christi zu empfangen. Dann verliert das Amt seine konstitutive Bedeutung als Gegenüber der Gemeinde und reduziert sich auf eine bloße Funktion der Gemeinschaft, die dann auch nicht mehr unbedingt durch Weihe übertragen oder mit einer bestimmten Lebensform verbunden werden müsste.

Sabine Demel hat natürlich Recht, wenn sie sagt, der dogmatische Amtsbegriff dürfe nicht dem kirchenrechtlichen entgegengestellt werden. Das bedeutet aber umgekehrt auch, dass der CIC im Licht der dogmatischen Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils interpretiert werden muss – und diese gehen von einer klaren Zuordnung der Lai*innen zum Amt und beider zum Christusbekenntnis, zur Menschwerdung und so auch zur Sakramentalität der Kirche aus.

Zukunftsweisend hingegen scheint mir die Bemerkung aus einer Umfrage unter Pastoralreferent*innen, dass „es weniger um Strukturen und Ämter, sondern mehr um Sendung und Charismen geht“. Jede*r Christ*in ist zum Zeugnis des Glaubens befähigt und berufen, besitzt eigene Geistesgaben zum Aufbau des Leibes Christi. Dies aus einer tiefen Verbundenheit mit der Kirche und ihren Sakramenten heraus zu leben und anderen Glaubenden nahezubringen, könnte tatsächlich eine wichtige „Brückenfunktion“ sein – und ein wichtiger missionarischer Auftrag von Pastoralreferent*innen in dieser Zeit.

Lebendige Seelsorge 4/2021

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