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Macht ohne Empathie?

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Die Rede von der „Macht“, von den „Mächtigen“ und von der Ohnmacht hat meist keinen guten Klang und ist oft kritisch und abschätzig besetzt. Das hängt mit massiven Erfahrungen des Missbrauchs von Macht zusammen. Formen dieser Übermacht sind Zwang und Gewalt, wenn die Starken die Schwächeren drücken und erdrücken, ohne irgendwelche Beziehungen zu Recht und Güte. Mächtigkeit in der Form der Gewalt, der Vergewaltigung und des Unrechts wird zur Erstarrung, zum Kalten, zum Schneidenden. Eine andere Form der Übermacht heißt, wie Alfred Delp in seinen Predigten ausführt, Feindseligkeit: Leben wäre dabei nicht auf Geschenk und auf Güte und Versöhnung, sondern auf Kampf eingestellt.13 Macht ist suspekt, Macht korrumpiert. Aber: Die Kritik an der Macht allein ist noch nicht rational. Nicht gesehen wird bei diesem fundamentalen Verdacht der Macht gegenüber, dass es auch eine „Machtausübung der Machtlosen“ gibt. Diese ist nach Arnold Gehlen sogar hochgefährlich14. Wer bekommt durch Ächtung oder Kriminalisierung von Macht und Gewalt denn de facto die Macht zugespielt? Der Verzicht auf Macht kann ein Mittel sein, eine andere durchzusetzen.

Ohne menschliche Nähe und Freundschaft, ohne Berührung verkommen die Menschen emotional: In Folge wendet „der Mensch sein Interesse ab vom Leben, von den Menschen, von der Natur und den Ideen – kurz, von allem, was lebendig ist; er verwandelt alles Leben in Dinge, einschließlich seiner selbst und der Manifestationen seiner menschlichen Fähigkeiten der Vernunft, des Sehens, des Hörens, des Fühlens und Liebens. (…) Der ganze Mensch wird zum Bestandteil der totalen Maschinerie, welche er kontrolliert und die gleichzeitig ihn kontrolliert. Die Welt ist zu einer Welt des ‚Nichtlebendigen‘ geworden; Menschen sind zu ‚Nichtmenschen‘ geworden – eine Welt des Toten.“15 Diese Entfremdung des Menschen von seiner ureigenen Lebendigkeit wird in totalitären Systemen massiv zugespitzt.

Geist & Leben 1/2022

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