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Duisburg Dellviertel, 24. April

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Die Besprechung der Abteilung van Gelderen war ohne Höhepunkte und Neuigkeiten bereits nach zwanzig Minuten beendet worden. Auch Knoop hatte nichts Neues beisteuern können. Er war sich auch nicht sicher, was man von ihm erwartete. Auf jeden Fall hatte sein Chef sich so verhalten. Er selbst interessierte sich ebenfalls wenig für die Arbeit der anderen. In einem Vorratsilo der Müllverbrennungsanlage der Stadtwerke Duisburg waren sechs Personen gefunden worden. Es handelt sich dabei um fünf Frauen und einen Mann. Alle schienen auf grausame Weise ums Leben gekommen zu sein. Die gesamten kriminaltechnischen Untersuchungen standen noch aus. Das war ein Ereignis, das mit Sicherheit die Aufmerksamkeit der Presse bedeutete. Knoop war nicht überrascht, van Gelderen übernahm die Leitung der Untersuchung. Das war ein Happen, den sich der Chef nie entgehen ließ. Knoop schaltete sein Gehör ab. Er klinkte sich praktisch aus dem weiteren Geschehen aus.

Am Rande bekam er mit, wie van Gelderen die MK zusammenstellte. Knoop hielt sich bedeckt. Sein Chef hatte wohl auch wenig Interesse, ihn in dieser Beziehung anzusprechen. Mikael kehrte in Gedanken zu seinem Mordfall zurück. Aber er hatte keine zündende Idee, wie er hier weiter kam. Am Ende der Sitzung zögerte Knoop, den Raum zu verlassen, aber van Gelderen machte keine Anstalten, ihn wegen Carlos Laurenzo anzusprechen. Sein erster Gedanke war Unmut. So, wie man mit ihm verfuhr, empfand er es als Taktlosigkeit. Dann beschwichtigte er sich selbst. Das war typisch Albino. Der würde sich nie ändern. Er musste das Beste daraus machen. Und das Beste war, wenn man keine Anweisungen bekam, dann konnte man auch nicht dagegen verstoßen. Er atmete tief durch.

Auf dem Flur hatte Laurenzo artig gewartet. Als Knoop nichts sagte, trottete er folgsam hinter ihm her. Im gemeinsamen Arbeitszimmer zog er seinen Computer aus der Tasche. Seine Finger begannen wieder zu tanzen.

„Herr Laurenzo!“

Die Finger erstarrten augenblicklich. Nur ein Daumen machte noch eine einzige Bewegung. Knoop hatte den Eindruck, er schaltete das Gerät aus.

„Was hat Ihre heutige Befragung der Zeitungen und der Pressestelle gebracht?“

Laurenzo stützte beide Arme auf die Schreibtischplatte. „Bei den Zeitungen hat sich kein Zeuge gemeldet. Gestern nicht und heute auch nicht. Ich habe das gecheckt. Und die Pressestelle wusste auch nichts.“

„Gut so, beobachten Sie das weiterhin. Aber ich habe da noch etwas anderes. Was sagt Ihnen der Begriff >Sybil<?“ Er buchstabierte das Wort.

„Sie dürfen ruhig Carlos zu mir sagen. Frauenname vielleicht?“

„Die schreibt sich doch mit „e“ am Ende. Oder?“ Knoop ärgerte sich. Daran hatte er nicht gedacht.

Carlos schaute seinen Chef an, so als erfahre er etwas Neues. „Soll ich das mal googeln?“

Knoop grinste. „Gute Idee, machen Sie das.“

Ein Ruck ging durch den massigen Körper des jungem Mannes. Die Finger erhöhten die Frequenz ihrer Tätigkeit. Schlagartig erstarb ihre Bewegung. Carlos starrte auf das Display, als glaube er nicht, was er dort ablas. „Nichts! Es gibt keine Treffer.“ Die Enttäuschung stand ihm im Gesicht geschrieben.

„Und?", fragte Knoop.

„Ich könnte da noch...“ Laurenzo atmete schwer durch seine breite Nase.

„Tun Sie das!“, unterbrach Knoop ihn.

Das Klingeln seines Telefon störte ihn bei seinen Planungsarbeiten. Am anderen Ende meldete sich die Eingangswache.

„Ich habe schon die ganze Zeit herumtelefoniert. Man sagte mir, Sie bearbeiten den Fall mit der Nutte aus Rheinhausen?“

Knoop merkte, wie sich wieder sein Blutdruck erhöhte. Aber er hatte keine Lust, schon wieder Meinungen zu korrigieren. „Ja“, erwiderte er knapp.

„Gut, dann schicke ich einem Boten zu Ihnen.“

„Tun Sie das.“ Knoop brachte es aber nicht fertig, das Wort >Bitte< auszusprechen.

Nach einer Weile klopfte es an der Zimmertüre. Ein Polizeibeamter erschien und reichte Knoop einen weißen Umschlag. „Das soll ich hier abgeben.“

Knoop fiel es diesmal nicht schwer, sich zu bedanken.

Als Mikael den Umschlag lesen wollte, zuckte er zusammen. „Kollege Laurenzo, schauen Sie sich das hier mal an.“

Als Adresse war die Überschrift aus der Zeitung geklebt, die Knoop vorher elektronisch gelesen hatte.

„Frauenleiche auf dem Friedhof“ und mit kleineren Buchstaben: „Polizei steht vor einem Rätsel“

„Soll ist das zur kriminaltechnischen Untersuchung bringen?“ Laurenzos Stimme überschlug sich fast vor Eifer.

„Das hat wenig Sinn“, beschwichtigte Knoop. Zu viele haben den Umschlag angefasst. Das bringt nichts. Mal sehen, was da drin steckt?“ Er zog sich Gummihandschuhe an und löste vorsichtig die Verklebung. Mit spitzen Fingern zog er ein Blatt hervor. Auf einem abgerissenen Blatt Papier stand in Druckbuchstaben: >SYBIL<. „Jetzt müssen Sie doch noch zur KTU.“

Der Flug des Fasans

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