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Serielle Mordlust

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Der Anfangsverdacht besteht, dass es bei Hitler einen Zusammenhang zwischen Sexualität und Gewalt gegeben hat, ja noch genauer, dass ihm Gewalt an Männern und deren Tötung Lust verschaffte. Die Lust am Töten ist das Charakteristikum von Serienkillern, die für ihren Lustgewinn massenhaft morden, ohne ihr Verlangen stoppen zu können. War Hitler also ein Serienkiller, der zum Zwecke seiner Befriedigung morden ließ?

»Er sei von einem Blutrausch besessen, sagte ein ihm Nahestehender … Die Skrupellosigkeit, mit der er Todesurteile verhängte, für Begnadigungen und Amnestie kein Ohr hatte, ist bekannt […], auch dass er den gefilmten Erhängungsakt der Attentäter des 20. Juli [44] mehrfach zu sehen verlangte.« – »Man kann danach nicht im Zweifel sein, dass es Hitlers eigenstem Wesen entsprach und nicht nur Ausfluss sadistischer Lust seiner untergeordneten, verbrecherischen Organe war, wenn Millionen von Juden, Polen und auch Deutsche in den Konzentrationslagern zu Tode gemartert wurden.« (Bonhoeffer 69, S. 110 f.)

Eine Kapitulation gibt es für Serienkiller nicht. Sie hören erst auf zu morden, wenn sie im Gefängnis sind. Hitler hatte ein bisher nicht verstandenes pathologisches Missverhältnis zu Kapitulation. Er hat nie kapituliert, ja bei allen Gelegenheiten innerhalb des Zweiten Weltkriegs, in denen sie angebracht gewesen wäre, eine Kapitulation strengstens verboten. Im Januar/Februar 1943 hat er strategisch sinnlos in der Schlacht um Stalingrad Hunderttausende deutsche junge Männer aufgerieben, obwohl ihm die Rote Armee am 8. Januar 1943 zur Befreiung der seit Dezember 1942 eingeschlossenen 6. Armee einen ehrenhaften Frieden angeboten hatte. (Bruppacher, Hauner, Sandner, Snyder, Zentner/Bedürftig)

Ein paar Stunden vor seinem Selbstmord am 30. April 1945 ließ Hitler seinen Schwager Hermann Fegelein, sein letztes Opfer, wegen versuchter Fahnenflucht erschießen.

»Die Zerstörung von Warschau [im September 1939] war unnötig, es wäre von selbst gefallen, seit die polnische Armee nicht länger existierte. Aber Hitler bestand darauf, dass Warschau zerstört werden musste.« (Trevor-Roper 47/93, S. 117 f.)

Serienkiller brauchen einen Destruktions-Orgasmus. Sie haben einen Tötungstrieb, ein Verlangen nach einer Quälprozedur, die ihnen den Orgasmus bringt, während ihr Opfer schmerzhaft allmählich stirbt. Serienkiller morden nicht aus Hass, sondern aus Lust. Sie begehren die Opfer, auf die sie sexual-mörderisch fokussiert sind.

Bei über der Hälfte der Serienkiller ist der sexuelle Faktor ihrer wiederholten Morde leicht zu enthüllen, entweder durch Selbstbekenntnisse der Täter oder durch Zeugenaussagen von Opfern, die ausnahmsweise entkommen konnten, oder durch Hinterlassenschaften am Tatort – von Leichenpositionen über ermittelbare Tötungsprozeduren bis zu Samenspuren.

Durch eine Analyse des einzelnen Falles kann auch der Minderheit derjenigen Serienkiller, die auf oberflächlichen Blick hin keine Sexualmörder zu sein scheinen, auf die Spur des Mordlusthabens gekommen werden, sodass sich die Feststellung, Serienkiller sind sexopathische Geschlechtsaktivisten, die Destruktions-Orgasmen erreichen wollen, immer verifizieren läßt. Denn eine neu definierte Kategorie, die wissenschaftlich anerkannt werden soll, muss auf alle Fälle eines Phänomens anwendbar sein.

Was wie eine Unterteilung aussieht, der der Serienkiller-Forscher Hans Pfeiffer nachgeht, ist nur Verkleidung. Auch die gemäß Pfeiffer »Habgierigen«, »Beleidigten« und »Vereinsamten« sind Trieb-gesteuert. Serienmord entspringt immer einer Sexualdevianz.

Manche Serienkiller tarnen ihre orgastische Dysfunktion derart geschickt, dass es so aussieht, als seien sie ein anderer Tätertyp. Eine solche Tarnung gelang besonders exakt dem amerikanischen Serienkiller Richard Kuklinski, genannt »der Eismann« (1935–2006 im Gefängniskrankenhaus gestorben, weil von privaten Rächern vergiftet). Kuklinski verband »das Schöne« mit dem »Nützlichen«. Er machte 24-jährig 1959 seinen schon seit eineinhalb Jahrzehnten in ihm wütenden Männermord-Trieb zu Geld, den er in seiner frühen Jugend »ersatzweise« an den Tieren seines Wohnviertels befriedigt hatte. Kuklinski verdingte sich für die Mafia, um seinen Lohn als Klempner aufzubessern. Er ermordete alles erwachsene Männliche, das er nun auftragsgemäß »um die Ecke bringen« sollte. Er tat es auf verschiedene Weise, immer quälerisch, jedoch genauso, wie seine Auftraggeber meist auch die Tötungsart mitbestellt hatten. Das Serielle und Sexuelle seines Vorgehens kam in etwas sich immer Wiederholendem zum Ausdruck. Kuklinski stand darauf, dass seine gepeinigten und geängstigten Opfer im Todeskampf mit ihren brechenden Augen ihren letzten Blick an sein über sie gebeugtes Gesicht hefteten, das Aug-in-Aug der Liebesverschmelzung in den Sterbemoment getrieben.

»Eismann« wird Kuklinski von den Amerikanern genannt, nicht weil er »eiskalt« vorging, das tun alle Serienkiller, sondern weil zu einem seiner Mordaufträge gehört hatte, die Leiche des Opfers einzufrieren und sie in einer Eistruhe »bis auf Abruf« des Mafia-Bosses zu lagern.

Kuklinski war schon 11 Jahre vor seiner Trieb-berufenen Zusammenarbeit mit Mafia-Gruppierungen »in Serie gegangen« und hätte mit seiner Männerzerstörung selbst dann weitergemacht wie bisher, wenn die Aufträge der verschiedenen Mafia-Bosse ausgeblieben wären. Bereits vor seinem Kontakt mit den Mafiosi hatte Kuklinski es ab 13-jährig zu der stattlichen Zahl von mindestens 65 Ermordeten gebracht und kam danach auf eine Zahl von über 200. Er war fast 40 Jahre männermörderisch tätig, als er endlich 1986 mit 51 festgenommen und bis zu seinem Tod mit 70 inhaftiert wurde. (Carlo, S. 67, 89 ff., 92 f.)

Am deutlichsten legte der deutsche jugendliche »Kirmesmörder«, der »Knabenschnetzler« Jürgen Bartsch (1946–1976, gestorben bei einer anästhetisch überdosierten Kastrationsoperation) das Prinzip »Serienkiller« bloß. Nach fünfjähriger Praxis mit vier Todesopfern, zwei Entkommenen und Hunderten Versuchen, an Jungs im Alter von acht bis 13 zu Lustmordzwecken heranzutreten, äußerte sich Bartsch in Gefangenschaft über die Abnormität der im Serienkiller wirkenden Sexualfunktions-Störung.

Der amerikanische Journalist und Europa-Korrespondent Paul Moor widmete sich dem – in Deutschland Schauer erregenden – Serienkiller, der zwischen seinem 14. und seinem 19. Jahr sexualmörderisch tätig geworden war. Moor beleuchtete während einer achtjährigen Brieffreundschaft jeden Winkel in der Persönlichkeit des Heranwachsenden und motivierte Bartsch zu Geständnissen und Selbstzeugnissen, die in der Geschichte der Serienkiller bis heute eimalig blieben. Bartsch definierte das Morden selbst, vor allem die Opfer-Quältour, als eine Art von »High«. Das gesamte ausgedehnte Töten war für ihn ein Orgasmus: »[…] dass er den Höhepunkt der geschlechtlichen Erregung nicht bei seiner Masturbation erreichte, sondern beim Schneiden des Fleisches [seiner noch lebenden Opfer], jenes ihn zu einer Art Dauerorgasmus brachte.« (Moor, S. 48)

Auch andere berühmte Serienkiller erklärten das »Lustbetonte« ihres Tötens.

Der »Schlächter von Hannover«, Fritz Haarmann (1879–1925, hingerichtet), der 30- bis 60-fache (selbst eingestandene) Mörder männlicher Jugendlicher, fand es am schönsten, den Kehlkopf der von der Straße oder dem Hauptbahnhof Hannover aufgegriffenen Jünglinge beim »Liebesspiel« im Bett durchzubeißen und sie dann zu erwürgen. Während dieser Prozedur sei Haarmann in eine »Liebesraserei« geraten. (Blazek, S. 89 f.)

Der 30 Jahre lang aktive, sich mit »BTK« (»Bind, Torture, Kill«) definierende amerikanische Serienkiller Dennis Rader (geboren 1945, seit 2005 im Gefängnis, mindestens zehn nachgewiesene Getötete) »verlustierte« sich dabei, die von ihm in seine Gewalt gebrachten, prinzipiell weiblichen Opfer zu fesseln und zu quälen, bis sie starben und die Stadien dieser Quältour zu fotografieren, um sich die Bilder zwischen seinen Morden immer wieder nachschauernd beim Masturbieren ansehen zu können. Er gestand in seinen Vernehmungen, er hätte Frauen qualvoll töten müssen, um seine sexuellen Fantasien zu befriedigen. (Douglas/Dodd, S. 168, 238)

Der blutrünstige »Vampir von Oregon« (USA), der Mechaniker und Rasenmäher-Spezialist Dayton Rogers (geboren 1953, ab 1987 inhaftiert, 2015 das vierte Mal höchstrichterlich zum Tode verurteilt), musste für eine sexuelle Reaktion Blut sehen. Nur dessen Hervordringen aus dem Körper seiner weiblichen Opfer erregte ihn. Er fesselte während seiner vier- bis fünfjährigen Mord-Aktivität vermutet acht nackte Frauen stehend und verstümmelte sie bei lebendigem Leibe in Zeitlupen-Allmählichkeit mit seinem Messer von den Füßen an Körper-aufwärts, bis die Malträtierten starben. (King, S. 2)

So hatte auch Rogers Vorbild und Staatsgenosse in Oregon, der Elektromechaniker Jerome [»Jerry«] Brudos (1939–2006), praktiziert. (a. a. O., S. 11)

So eiferte den beiden am Ende des 20. Jahrhunderts der kanadische »Frauen-Verwurster von Vancouver« nach – Robert Pickton (geboren 1949, seit 2002 im Gefängnis), der seine geschätzt 50–100 weiblichen Opfer stehend kreuzigte, um sie von unten nach oben zu schächten und später die Weichteile der Geschlachteten auf seiner Schweinefarm zunächst zu verfüttern und sie dann auch als Büchsenfleisch zu veräußern, womit er den deutschen Serienkiller Fritz Haarmann zu Anfang des 20. Jahrhunderts übertrumpfte, der das Fleisch von dessen etwa 60 getöteten Jungs und Jünglingen auf dem Hannoveraner Schwarzmarkt verkauft hatte. (Brueckweh, S. 61 f.) In Hannovers Fluss Leine fand man 285 Knochen von jungen Männlichkeiten im Alter zwischen zehn und 22. (Blazek, S. 7 f.)

Der französische »Ritter Blaubart« Michel Fourniret (geboren 1942, seit 2003 im Gefängnis) – ab Anfang vierzig etwa 20 Jahre lang aktiv mit ungefähr 20 ausschließlich weiblichen Opfern – gab in seinem schriftlichen Geständnis zu, er habe es »gebraucht«, mindestens einmal pro Jahr ein junges Mädchen zu vergewaltigen und »mit allen Schikanen« zu töten. (Stabenow, Lichfield)

Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland

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