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Anomalia masculinis

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Sofort erheben sich zwei Fragen: Was ist mit der Orgasmus-Strecke auf normalem Wege los? Und warum brauchen Serienkiller es Mords-kompliziert, wenn es von Natur aus einfacher zu haben wäre?

Diese Fragen beantwortete ebenfalls Jürgen Bartsch am präzisesten unter allen Serienkillern. »Normal« geht es bei ihnen nicht – oder nicht befriedigend genug: »Es ging mir da [bei wechselseitiger Onanie mit einem gleichaltrigen 16/17-Jährigen] um eine bloße sexuelle Befriedigung. Das Dumme ist nur, so besonders befriedigend war all das gar nicht […] Nun ja, eine gewisse Befriedigung war es, aber […] nichts Halbes und nichts Ganzes.« (Moor, S. 258) »Dazu kam, dass für meinen Trieb die sexuelle Befriedigung durch Sadismus [den Quälmord] weitaus ›schöner‹ war, weitaus erregender war, als etwa Onanieren. Infolgedessen hat das Onanieren [nach dem Mord] eine verhältnismäßig untergeordnete Rolle gespielt in dem eigentlichen Geschehen.« (a. a. O., S. 310) »[…] daß Sadismus [= das Knabenschlachten in Bartschs Fall] […] viel länger anhält, somit auch die ›Lust‹, als etwa der vergleichsweise läppische Drang zum Onanieren. Denn ist es nicht ein Unterschied, ob Sie eine Badewanne voll Wasser laufen lassen (Onanieren) oder eine ganze Talsperre ([Tötungs]Sadismus)? […] Ich habe ja verschiedentlich [bei den Tötungen] onaniert, aber wer nun meint, na ja, dann wäre ich ja ›befriedigt‹ gewesen, der irrt sich gewaltig. Nichts, aber auch gar nichts, hat es bei den Taten geholfen, wo der [Tötungs]Sadismus die Hauptrolle spielte. Für mich war das Onanieren ja schließlich (im Bett) in diesen Fällen beim Fantasieren [der Tötungen] nur eine Not-Ersatzhandlung.« (a. a. O., S. 311)

Bartsch musste anschließend doch noch quältöten, wenn er versucht hatte, seine Erregung durch eine Selbstbefriedigung abklingen zu lassen. Diese brachte ihm »nichts Halbes und nichts Ganzes«.

Der orgastische Entspannungs-Reflex funktioniert beim Serienkiller nicht – nicht während der »normalen« Tätigkeit phallisch-friktiv provozierter Samen-Entleerung. Dieser Reflex löst sich erst während des Quältötungs-Aktes oder unmittelbar danach, unabhängig davon, ob nun noch eine Sperma-Abgabe stattfindet oder nicht.

Die bizarrsten Hinweise auf eine Orgasmus-Störung aller Serienkiller haben der Amerikaner Dennis Rader (»BTK«) und der Russe Anatoli Sliwko, der »Jünglings-Club-Ausweider«, gegeben. Beide Männer praktizierten quälmörderisch jahrzehntelang mit zeitlich weit gestreckten Unterbrechungen, Rader 30 Jahre lang von 1974 bis 2005 (mindestens zehn bewiesene Opfer) in Wichita, US-Staat Kansas, Sliwko 22 Jahre lang von 1964 bis 1985 (mindestens sieben bewiesene Opfer) in der russischen Stadt Nevinnomyssk.

Sliwko (1938–1989, hingerichtet) war im Gegensatz zu Rader Trieb-mäßig auf jugendlich männliche Opfer ausgerichtet. Als angestellter Lehrer fand er sie leicht in dem von ihm geleiteten städtischen Jugendclub Tschergid in der Gegend von Stawropol. Mit einer Droge versetzte Sliwko seine 14–17-jährigen Opfer, die er mit der Animierung für ein abenteuerliches Erlebnis geködert hatte, in Bewusstlosigkeit, hängte sie in diesem Zustand nackt auf und delektierte sich sexuell an ihnen.

Zugegebenermaßen 43-mal veranstaltete Sliwko – Ehemann, zweifacher Familienvater und geachteter Stadtbürger – dieses komplizierte Lust-Umwegs-Verfahren. 36-mal weckte er seine Opfer wieder auf, die nichts von dem Vorgang mitbekommen hatten. Aber mindestens siebenmal »musste« Sliwko seine Sexual-Objekte ermorden, was auf dem Wege des körperlichen Zerfleischens geschah, wonach Sliwko einige Leichenteile – mit Petroleum getränkt – verbrannte und in eine Lust-Trance geriet. Den Rest vergrub er im Wald.

Während Sliwkos Jünglingstötung lief eine von ihm installierte Kamera. Das Wiederanschauen der seriellen Morde ermöglichte Sliwko erneute orgastische Höhepunkte. Doch sobald das ihm in der Folgezeit immer mehr vertraute Geschehen seine sexuelle Attraktivität eingebüßt hatte, musste er den nächsten ohnmächtigen Jugendlichen ermorden. Die reinen sexuellen Delektierungen an den bewusstlos Aufgehängten ohne tödliches Finale brachten dem Serienkiller – nur mit Hilfe seiner synchron in ihm abgespulten Ermordungs-Fantasie – plötzlich keinen Lust-Höhepunkt mehr. Der geschah erst wieder bei der Zerfleischung eines Neuen.

Da noch keine Buchpublikationen über Anatoli Sliwko existieren, wird für Näheres über Sliwko wie bei Fourniret und Pickton auf Zeitungsartikel verwiesen – diesmal auf die ausführliche Arbeit von Stephan Hille über den russischen Psychiater und Serienkiller-Profiler, den Universitätsprofessor Dr. med. Alexander Buchanowski, der Einzelheiten auch über Sliwko zusammengetragen hat. (Hille) Außer für die aktuellsten Nach-2003-Fälle unverzichtbares Werkzeug bei der Beschäftigung mit Serienkillern sind das Lexikon der Serienmörder von Julia und Peter Murakami und Die große Enzyklopädie der Serienmörder von Michael Newton. Für die Entschlüsselung von Serienkillern ist allgemein immer wieder außerordentlich hilfreich das online-biografische Lexikon Wikipedia, das routinemäßig die neuesten Fakten und Erkenntnisse aus Prozess-Berichten weltweit über Serienkiller ins Netz stellt.

Wie Sliwko hatte Dennis Rader versucht, sich mit dem Anschauen seiner fotografierten Mord-Aktionen orgastisch lange Zeit »über Wasser zu halten«, was ihm mit seiner onanistischen Voyeurhaftigkeit gegenüber dem Betrachten seiner eigenen Quältötungen sogar einmal bis zu zehn Jahren gelang. Der Ehemann und zweifache Familienvater war inzwischen Stadt-Beamter im Justiz-Dezernat und Präsident der größten lutheranischen Kirchengemeinde Wichitas geworden. Das alles half ihm jedoch nicht als Damm gegen seine Mordimpulse. Plötzlich reichte ihm beim Masturbieren das Betrachten des Fotomaterials von seinen Foltertötungen nicht mehr. Rader brauchte zur Erzielung seines geschlechtlichen Höhepunktes einen neuen, selbst provozierten Mord-Fall und brachte ein nächstes weibliches Opfer in seine Gewalt, was ihm wie immer sehr leicht gelang, obwohl seine Zielgruppe keine Prostituierten waren. Ausführlich hielt Rader seine Mord-Praxen und zwischenzeitlichen Durststrecken in Tagebüchern fest, die kaum etwas anderes als Chroniken seiner Lustmorde und Lustmord-Fantasien sind. (Douglas/Dodd, S. 238)

Der US-Serienkiller, der »Milwaukee-Cannibal« Jeffrey Dahmer aus Wisconsin (1960–1994, im Gefängnis von einem Insassen erschlagen) – zwischen 1978 und 1991 mindestens 17 getötete Jünglinge und jüngste Männer –, masturbierte in seinen Mord-Zwischenzeiten auf vor sich hingestellte Opfer-Schädel und -Knochen, die er in seinem Kühlschrank aufbewahrte.

Zu diesem nekrophilen Lustzweck hatte er schon in seiner Kindheit Tier-Kadaver aus der Umgebung seines Elternhauses gesammelt und mit ihnen sein Knabenzimmer dekoriert. Später behielt er während seiner Serienmord-Phase die Leichen seiner Opfer längere Zeit in seinem Appartement, bevor er sie zersägte und in der städtischen Müllabfuhr entsorgte. Auch verspeiste er regelmäßig Fleischteile der Ermordeten. Bei seiner Festnahme 1991 wurden in seiner Wohnung die Überreste von 11 Jugendlichen und jungen Männern gefunden. Dahmers Mord-Ritual (Harbort) verlief immer nach dem gleichen Schema: Betäuben, Ermorden, sich an der Leiche vergehen und sich später mit den Leichen und dann Leichenteilen »verlustieren«, bis die nichts mehr »hergaben« und Dahmer orgastisches »Frischfleisch« benötigte.

Wie der Amerikaner Dennis Rader und der Russe Anatoli Sliwko fotografierte Jeffrey Dahmer die Stadien seiner Mordaktionen – zum Zwecke der Betrachtung während seiner orgastischen »Überwinterung« in den Tötungs-freien Zwischenzeiten. (Bourgoin, Dahmer, Davis, Dvorchak/Holewa, Masters,B., Tithecott, S. 65 ff., Vitt-Mugg, S. 194 ff.)

Schon bei den ersten beiden im Bewusstsein des 20. Jahrhunderts gespeicherten 1900-Wende-Serienkillern, dem Amerikaner »Dr. Holmes« und dem Engländer »Jack the Ripper«, wird die Trieb-Komponente offensichtlich: Henry Howard Holmes, geboren als Herman Webster Mudgett (1860–1896, hingerichtet), war zwar nicht der erste Anglo-Serienkiller, aber der erste, der am Ende des 19. Jahrhunderts weltweites Aufsehen erregt hatte und als Person fassbar in Erscheinung getreten war. Über den Mann hinter der an den Tatorten aufgefundenen Selbstdefinition »Jack the Ripper« wird bis heute gerätselt, obwohl dieser Täter von den Serienkiller-Forschern Martin Howells und Keith Skinner schon Ende der 1980er Jahre als der englische homosexuelle Lehrer Montague John Druitt geoutet wurde.

Der Amerikaner Holmes und der Brite Druitt waren – trotz unterschiedlicher sexueller Privat-Neigungen – als Serienkiller ausschließlich auf Frauen ausgerichtet. Druitt brachte es »nur« auf sechs ausgeweidete Opfer, weil er von seinen Homo-Club-Mitgliedern, die hinter seine Taten gekommen waren, umgebracht und im Meer versenkt wurde. (Howells/Skinner, Larson, Püstow)

Holmes’ ausschließlich junge, mit verschiedenen Methoden ermordete Frauen belaufen sich in einer Schätzungszone zwischen mehreren Dutzend und an die 200. Er hatte sich während seines Medizinstudiums nicht enthalten können, für seine Knochen-Onanie Teile menschlicher Gerippe aus der Pathologie zu entwenden und sich deswegen den Rauswurf aus der Fakultät eingehandelt.

Sein Doktortitel war hochgestapelt. Er musste als Apotheker arbeiten, bis er es durch seine multigamistischen Heiraten reicher Frauen und deren Ermordung zu Wohlstand gebracht hatte und sich ein Horrorhaus als annonciertes Hotel mit Folter- und Tötungsräumen errichten konnte – für die Chicagoer Weltausstellung 1893, zu der auch Frauen strömten, die bei ihm eincheckten und nicht wieder auftauchten.

Sein Serienkiller-Spezifikum war die qualvolle Tötung junger reisender Frauen, die in seinem »Hotel« abgestiegen waren und auf seinem Foltertisch, in seiner Säure-Badewanne oder seiner Gaskammer landeten und an deren langsamem Sterben er sich weidete. (Geary, Larson, Schechter)

Richard Kuklinski war niemals auf Dahmer-Holmes’sche nekrophile Vorlust-Techniken angewiesen, weil er sofort nach Gewahrwerden seines Tötungstriebes in medias res der Tier-Ermordungen ging. Später gab es für ihn auch keine Rader-Sliwko’schen Durststrecken inmitten der Serie, denn Kuklinski hatte sich eine Mordmethode ausgeklügelt, mit der er töten konnte, sowie ihm der »Appetit« darauf kam. Er ging nächtlich auf einen New Yorker Dealer- und Homo-Steg am Hafen und brachte dort den nächstbesten ihm begegnenden »Cruiser« in seine Gewalt, erstach ihn und versenkte die Leiche direkt im Wasser nebenan. Er tat das in der gewieften Weise eines Auto-Mechanikers, indem er die Gedärme des Opfers aufschlitzte, sodass die Leiche nicht blähte und an die Wasseroberfläche trat. Kuklinskis Opfer verschwanden alle auf dem Hafengrund. Die US-Behörden ermittelten nicht, weil Männer-Verschwinden in Amerika an der Tagesordnung ist und Kuklinskis Opfer unter Dealern und Homosexuellen keine gesellschaftlich achtbare und daher besonders Schutz-würdige Personengruppe darstellen.

Aus ähnlichen Polizei-kooperativen Gründen erreichten John Gacy und Robert Pickton ihre hohen Opferzahlen. Gacy (1942–1994, hingerichtet) brachte die Chicagoer Stricher-Szene »zum Erliegen«. Die Jünglinge verschwanden nach einer nächtlichen Foltermordtour unversehens als Leichen unter Gacys Eigenheim. Pickton eliminierte Mord um Mord Vancouvers privaten Prostitutions-Markt und wurde daher von »akkreditierten« Zuhältern, Gerichtsjuristen und Stadtpolitikern bei seinem Treiben jahrzehntelang gestützt.

Der russische Serienkiller Alexander Pitschuschkin, genannt »Irrer von Bisewski«, »befreite« den Moskauer Bisewski-Park von Pennern, die den Behörden auch eher ungenehm sind. Wegen des Verwaltungs-technischen Augenzudrückens gegenüber der eigenwilligen Art des Park-Aufräumens kam Pitschuschkin, geboren 1974, inerhalb kurzer Zeit auf über 60 Opfer. Er sprach vor Gericht von einem »Supergefühl« beim Morden: »Für mich ist Leben ohne Killen wie für Sie ein Leben ohne Gott. Ich hätte niemals aufgehört, niemals. Mit meiner Festnahme haben Sie viele Leben gerettet.« (Focus-Panorama, online, 9. Oktober 2007)

Bei dem amerikanischen Serienkiller Richard Chase (1950–1980, Selbstmord im Gefängnis), dem »Vampir von Sakramento« mit sechs nachgewiesenen Opfern beiderlei Geschlechts, fielen »normale« und Tötungs-begleitende Sexualität so weit auseinander, dass »normal« gar nicht funktionierte. Chase bekam keine Erektionen, konnte auch keine Samen-Abgänge »auf üblichen Wegen und Weisen« produzieren. Seine Beziehungen zu Mädchen scheiterten deshalb. (Ressler/Shachtman 93, S. 22). »Es ging« bei Chase nur per Schießen auf Unbekannte. Zuzüglich gelang ihm noch die Masturbation auf die zwei zuvor von ihm erschossenen Frauen. (a. a. O., S. 30)

Mit Chase vergleichbar ist der deutsche Serienkiller Max Hoß-feld (geboren 1940, nach drei Mordzyklen – begonnen mit 15/16 Jahren – ab 1983 wegen zu später Erkenntnis seines serienmörderischen Naturells lebenslänglich im Gefängnis). Hoßfeld konnte eine sexuelle Reaktion nur im Zusammenhang mit einem Gewehr abrufen, das er sich schon als 14/15-Jähriger mit dem erschlichenen Personalausweis seines älteren Bruders und »organisierten Geldern« seiner wohlsituierten Eltern beschafft hatte. An und mit diesem Gewehr onanierte er in seinem Jünglingsbett.

Die Gewehr-kopulative Masturbation bewirkte für Hoßfeld jedoch nur eine Vorlust-Befriedigung. Das Eigentliche war auch für Hoßfeld wie für Chase die wahllose Erschießung von in Parks und auf Stadtwald-Wegen angetroffenen Passanten – das Töten mit eben diesem erschwindelten, geliebten, das heißt libidinös besetzten Gewehr, der destru-symbolischen Verlängerung seines insolventen Geschlechtsorgans (geschätzt um die zehn Opfer).

Hoßfeld sprach gegenüber Kriminalbeamten und Gerichtsmedizinern Klartext, den der deutsche Serienkiller-Spezialist Stephan Harbort aus den Vernehmungs-Protokollen in seinem Hoßfeld-Porträt resumierte. Weil Hoßfeld wie sein deutscher Generationsgenosse Jürgen Bartsch schon Pubertäts-früh zu morden angefangen hatte, konnte er Selbstzensur-los über seine orgastische Aberation Auskunft geben: »Ich war immer gleich erregt, wenn ich das Gewehr in die Hand genommen habe. Ich habe den Drang gehabt, das Gewehr herauszuholen, habe das Zimmer immer abgesperrt und habe das Gewehr in der Hand gehalten. Dabei kam die Erregung. Ich habe mich auch vor den Spiegel gestellt und wollte mich mit dem Gewehr sehen. Ich war dann oft so erregt, dass ich dabei einen Geschlechtserguss hatte […] Als ich im Wald die Waffe in die Hand genommen habe, war die Erregung schon da. Ich meine damit, dass ich ein steifes Glied bekommen habe. Dabei habe ich auch oft ein helles Singen in den Ohren bekommen […] Es ging mir in erster Linie darum, mit einer Waffe auf einen Menschen zu schießen, weil damit mein Drang beseitigt wurde. Ich glaube, es genügte bei mir schon das Schießen auf einen Menschen, ich musste aber so lange schießen, bis die geschlechtliche Erregung vorbei war, und diese Erregung dauerte meist so lange, bis ich mehrere Schüsse abgegeben hatte. Ich ging bis an die nächste Nähe bei Abgabe meiner Schüsse an die Opfer heran, weil ein Schießen aus größerer Entfernung nicht meinem Drang entsprochen hat […] –

[Frage:] Wohin ging der erste Schuss […]? – [Antwort:] Er ging in den Unterleib …« (Harbort 01, S. 116 f.)

Jürgen Bartsch gelang kein einziger Penetrations-Akt (Moor, S. 48, 364). Fritz Haarmann war beim Mord-zuvorlaufenden »Pussieren« mit seinen Jünglingen im Bett impotent: »Mit den Jahren wird mein kleiner Mann nicht mehr steif«, beklagte er sich in seinen Bekenntnissen. (Blazek, S. 89, 129)

Die Ehefrau des sowjetischen »Rippers von Rostow«, Andrej Tschikatilo (1936–1994, hingerichtet), bekundete, dass ihr Mann die eheliche Sexualität nicht vollziehen konnte. (Krivitch/Olgin, S. 123, 129, 132) Seine Tochter und sein Sohn sind daher möglicherweise von anderen Männern gezeugt worden, wenn nicht wie für Hermann Görings Tochter Edda eine künstliche Befruchtung stattgefunden hat.

Tschikatilo war von 1978 bis 1990 serienmörderisch unterwegs – mit über 60 »fabelhaft«-qualvoll getöteten jungen Frauen und Mädchen, zuzüglich ersatzweise ein paar vorpubertären Knaben, wenn er an junge Mädchen nicht herangekommen war. Der russiche Serienkiller behauptete, sich in seiner Kindheit gefühlt zu haben, als ob er ohne Augen und ohne Geschlechtsteile geboren wäre. (a. a. O., S. 73 ff.) Er entblößte während seines Strafprozesses unversehens seine Genitalien, wie um das corpus delicti seiner Insuffizienz vorzuführen. (Morrison, S. 301) Tschikatilos alarmierende Geste blieb bisher auf der ganzen Welt ohne wissenschaftliche Reaktion.

Das extrem weite Auseinanderfallen von biophiler Sexual-Norm und nekrophiler Abnormität ist jedoch keine Serienkiller-Regel. Wie der Prozentsatz männlichen Begehrens bei Normali aussieht, so verteilt er sich auch bei Serienkillern: 50–60 Prozent sind heterosexuell, 30–40 Prozent homo- oder bisexuell und um die 10–20 Prozent pädo-phil, separiert wiederum in die Ausrichtung auf Mädchen oder Jungs.

Die meisten Serienkiller sind verheiratet oder Frauen-liiert und haben oftmals auch selbst gezeugte Kinder. Diese Mehrzahl mordet am Fließband quälerisch bevorzugt weibliche Menschen. Ihre Aufsehen erregenden Repräsentanten sind die Amerikaner Theodore Bundy, Jerome Brudos, Henry Holmes, Bobby Joe Long, Dennis Rader, Gary Ridgway und Dayton Rogers, die Deutschen Johann Eichhorn, Peter Kürten und Marco M., die Engländer Harold Shipman und Peter Sutcliff, die Franzosen Michel Fourniret und Marcel Petiot, der Kanadier Robert Pickton, der Österreicher Jack Unterweger und der Russe Andrej Tschikatilo.

Trotzdem »bringen« die nicht-mörderischen Geschlechtsakte den Serienkiller-veranlagten Männern »nichts Halbes und nichts Ganzes«, wie Bartsch es treffend gekürzelt hat.

Der zeitlich »längstamtierende« und zahlenmäßig »erfolgreichste« Serienkiller der Welt, der amerikanische »Eismann« Richard Kuklinski, hatte sexuelle Verhältnisse mit drei Frauen, war zweimal verheiratet und brachte mit seinen Ehefrauen zuerst zwei Söhne und alsdann zwei Töchter hervor, zeugte ein fünftes, nicht-eheliches Kind.

Auf den Nutzen seiner – von selbst nicht endenden, über 30 Jahre währenden – Ermordungen ausschließlich erwachsener Männer befragt, antwortete Kuklinski seinem Biografen Philip Carlo, er habe sich nach den Morden in einem langanhaltenden Hochgefühl befunden, das er sich zwischen seinem 13. und seinem 34. Jahr über zweihundertmal hätte holen müssen – dann habe er keine Strichliste mehr geführt hat und wüsste deshalb nicht, ob es nicht doppelt oder dreifach so viele Opfer gewesen wären. (Carlo, S. 66 ff.)

Der Kriminalist Stephan Harbort berichtete über den deutschen Serienkiller Max Hoßfeld, dass auch dieser nach der quälerischen Dreifach-Beschießung und endlichen Tötung eines Opfers »tief befriedigt […] nach Hause kam«. (Harbort 01, S. 108)

Andrej Tschikatilo erlebte sein High beim ausgedehnten Zerfleischen seiner noch lebenden Opfer. Er fühlte sich dabei im »siebenten Himmel«, auf »neunter Woge«, wie die Russen das englische »Cloud Nine« abwandeln. (Krivitch/Olgin, S. 110 f.)

Hitler 1 und Hitler 2. Das sexuelle Niemandsland

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