Читать книгу Held des Weltraums: Mark Tolins Band 1-17 - Die ganze Serie - W. W. Shols - Страница 68
ОглавлениеAuf der Spur?
Die Henley-Werke lagen auf Long Island zwischen der Stadtgrenze und Douglastown. Sie bedeckten keinen großen Geländekomplex, gehörten aber trotzdem zu den bedeutendsten Lieferwerken für die Raumfahrt, wobei die Spannweite vom Raumanzug bis zum elektronischen Spezialgerät reichte. Es war ein Werk ohne Arbeiter, wenn man Von der Werkswache und den Putzern absah. Das Geringste, was man in den Hallen antraf, waren Techniker und Ingenieure.
Das Werk war voll beschäftigt und brachte viel Geld, da seine Auftraggeber nicht aus eigener Tasche zu zahlen brauchten. James Henley, der Gründer und alleinige Besitzer des Werkes, brauchte nicht zu sparen. Hugo Glenn, der technische Direktor des Werkes, brauchte auch nicht zu sparen. Er konnte trotzdem für einen Putzer gehalten werden. Bestenfalls sah er wie ein Mechaniker aus. Er trug feinen alten, nicht sehr sauberen Schutzmantel, und sein grob geschnittenes Gesicht war das eines älteren Arbeiters, wenn auch mit ungewöhnlich breiter, gebuckelter Stirn und buschigen Augengrauen.
Er drückte Mark Tolins die Hand Und wies mit einer schlenkrigen Geste auf die Sessel, die in einer Ecke seines Büros um einen Tisch herumstanden, als wären sie von einer Möbelfirma vorübergehend zwischen Reißbrett, Konstruktionszeichnungen, Modellen und Schreibtisch abgestellt worden.
»Freut mich. Sie wieder einmal zu sehen, Mr. Tolins«, versicherte er mehr nüchtern als begeistert. »Ich hoffe, dass Sie keinen Auftrag bringen. Ich bin die Kopfschmerzen von Ihrem letzten noch nicht los.«
»Keine Sorge«, beruhigte Mark Tolins, während sie in den Sesseln Platz nahmen, »Die Kopfschmerzen sind diesmal auf meiner Seite. Es handelt sich um eine vertrauliche Angelegenheit.«
Glenn warf einen forschenden Blick m das Gesicht seines Besuchers, traf auf die hellgrauen Augen mit dem kaum wahrnehmbaren blauen Schimmer und nickte.
»Gut, ich bin ganz Ohr. Legen Sie los.«
Mark Tolins ließ sich nicht nötigen. Er kannte Glenn nur flüchtig, aber er war sicher, dass er nicht schwatzen würde.
»Ich habe zwischen Jupiter und Mars einen Toten aufgelesen. Er befand sich annähernd mit unserer Geschwindigkeit auf Erdkurs. Es handelt sich um einen gewissen Jim Darcay, einen kleinen Gauner und Einbrecher, der sonst keine Beziehungen zur Raumfahrt besessen hat. Er trug einen Henley-Anzug. Das soll von mir aus nichts bedeuten. Es ließ sich jedoch leicht ermitteln, dass er keine Verbindung mit der staatlichen Raumfahrt besaß und keine offizielle Möglichkeit hatte, freiwillig oder unfreiwillig in den Raum zu kommen. Die Kontrollen sind sehr genau und lückenlos. Es bleiben also nur private Unternehmungen. Das läuft praktisch auf eine zahlenmäßig sehr geringe Anzahl von Werken hinaus, die Prüflaboratorien auf dem Mond und auf einigen Planeten unterhalten. Nur ein einziges dieser Werke besitzt eine Außenstation auf dem Jupiter. Von dort aber, wenn nicht von weiter draußen, müsste der Tote gekommen seih. Die Jupiterstation gehört den Henley-Werken.«
»Stimmt.«
Mark Tolins wartete ab. Dieser Glenn war kein Durchschnitt. Man wurde nicht aus Versehen technischer Leiter eines solchen Spezialwerkes. Glenn sah wie ein einfacher Arbeiter aus, musste aber eine ganze Universität und ein präzises Gehirn im Kopf haben.
Da kam er schon, bedächtig und genau wie ein Dreher, der den letzten Millimeter von einer Welle herunterholen will.
»Ich kann Ihnen nicht sagen, was wir dort draußen testen, denn das ist Betriebsgeheimnis. Ich kann mich jedoch in einigen Punkten festlegen, die für Sie wichtig sind: Erstens ist es völlig ausgeschlossen, dass unsere Forschungsabteilung diesen Darcay mitgenommen hat. Unsere Kontrollen und Sicherungen sind schon aus Gründen der Werksspionage noch strenger als beim Raumkommando. Zweitens sind wir nicht die einzigen, die jenseits vom Mars Prüfstationen unterhalten. Im Mindestfalle wird es geraten sein, bei den Russen nachzuforschen. Drittens wäre allenfalls denkbar, dass Henley selbst mit der Angelegenheit zu tun hat. Er steht außerhalb meiner Kontrolle. Sie müssten sich direkt an ihn wenden.«
»Danke. Sie verstehen mein Interesse?«
»Sicher. Wir haben schon genug Tote draußen gehabt, aber bisher noch keinen, der allein auf Erdkurs ging.«
»Die Russen oder andere werden sich kaum einen Ganoven aus New York aufladen.«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Und, Henley?«
Glenn blieb weiter bedächtig und genau.
»James Henley hat dieses Werk auf die Beine gestellt. Er ist der alleinige Besitzer und immer noch sein bester Kopf. Ich wage das zu beurteilen. Andererseits hat er sich in den letzten Monaten doch ziemlich isoliert und überlässt uns alles, solange der Betrieb glatt läuft. Soweit ich im Bilde bin, beschäftigt er sich mit Problemen, die noch vor der Betriebsreife stehen. Das ist für einen Mann seiner Art normal. In unserem Fach geraten wir Immer wieder an Fragestellungen, die gründliche Voruntersuchungen, Grundlagenforschungen und private Grübeleien notwendig machen, bevor man sie einem Betriebsteam zur weiteren Bearbeitung übergeben kann. Solche Situationen entstehen nicht zuletzt auch dann, wenn irgendein Außenseiter mit einem ausgefallenen Wunsch zu uns kommt.«
»Verstanden«, lächelte Mark Tolins.
»Und woran arbeitet Henley gegenwärtig?«
»Ich weiß es nicht. Er ist ein alter Mann und auf seine Weise eigenwillig. Fragen Sie ihn selbst.«
»Ich will es versuchen. Er verfügt über sein eigenes Raumschiff?«
»Eine Henley-Marshall-Sport. Offiziell ist sie auf die Forschungsabteilung zugelassen.«
»Er könnte private Gäste mitnehmen?«
»Ja, aber es spricht nichts dafür, dass er diesen Darcay zu einer Spazierfahrt eingeladen hat.«
»Sein Personal müsste es wissen?«
Glenn nahm sich auffallend viel Zeit. Same Stimme klang vorsichtiger.
»Er hat nur einen Assistenten und einen Diener um sich herum. Der Diener ist ein Neger, für den Henley früher einmal viel getan hat. Er ist Henley fanatisch ergeben. Der Assistent heißt Poulter. Er ist sehr talentiert.«
»Talentiert?«
»Nun, das ist wohl der richtige Ausdruck. Es gehört schon ein besonderes Talent dazu, in unserem Fach tüchtig zu sein und nebenbei auch noch mit einem eigensinnigen alten Mann zurechtzukommen. Aber Sie werden ihn ja selbst kennen lernen. Ich nehme an, dass Sie sich nun wegen diesem Darcay an Henley wenden wollen.«
»Das wird wohl am besten sein.«
»Gut, ich werde versuchen, Sie anzumelden. Sie werden mir allerdings auch einen Gefallen erweisen müssen.«
»Gern.«