Читать книгу Held des Weltraums: Mark Tolins Band 1-17 - Die ganze Serie - W. W. Shols - Страница 77
ОглавлениеNächtlicher Kampf
Es war zwei Uhr morgens, als Mark Tolins dem Haus Henleys einen Besuch abstattete. Er musste dem gefährlichen Geheimnis auf die Spur kommen.
Es war nicht ganz leicht, in das Grundstück hineinzukommen. Der hohe Drahtzaun in der umlaufenden Lichtung stand tatsächlich unter Hochspannung, zwei Doppelstreifen gingen laufend die Lichtung ab, und die Wache am Tor schlief nicht. Mark Tolins brauchte fast eine Stunde und sehr viel Vorsicht, bis er einen Baum gefunden hatte, von dem aus er. sich mit. einem gewagten Sprung über den Zaun schwingen konnte.
Glücklicherweise hatte sich der Himmel bedeckt, so dass es dunkel genug war, um nicht zu leicht aufzufallen.
Haus und Betonanbau zeigten kein Licht. Die Bewohner schienen alle zu schlafen, Zwei Wächter pendelten langsam um das Haus herum. Sie nahmen es aber nicht besonders genau und stellten sich sogar für fünf Minuten zusammen, um gemeinsam eine Zigarette zu rauchen. Wahrscheinlich verließen sie sich auf die Grundstückswachen.
Mark Tolins kam durch ein schmales Fenster hinein, das einen Spalt offen stand. Er geriet erwartungsgemäß in einen kleinen Waschraum und durch dessen unverschlossene Tür in einen Gang zwischen den Wohnräumen.
Das Haus schlief. Bis auf ein gelegentliches Knacken und Knistern in irgendwelchen Hölzern war es still. Die Stille und die tiefe Dunkelheit hatten etwas Erstickendes an sich.
Mark Tolins suchte sich hinter dem abgeblendeten Strahl seiner Taschenlampe seinen Weg. Die Wohnräume interessierten ihn nicht. Er wollte die Arbeitsräume Henleys sehen, die zweifellos im Anbau lagen. Dort musste es irgendwelche Hinweise geben, die Schlüsse auf die Arbeiten Henleys zuließen - und einen Schluss darauf, ob Henley ein Genie war oder in einem verbrecherischen Treiben hing.
Der feine Lichtstrahl glitt durch die Dunkelheit. Mark Tolins glitt unhörbar durch den Gang. Der Gang winkelte. Wenige Meter weiter setzte der Anbau an.
Eine glatte, graue Stahltür saß in der Wand. Sie war verschlossen, aber der Schlüssel steckte. Mark Tolins drehte ihn behutsam. Die Tür schwang auf.
Er schaltete seine Lampe ab. Die eine Wand des Anbaues war verglast. Die Wächter draußen hätten einen Lichtstrahl wahrnehmen können.
Die Augen gewöhnten sich allmählich an die tiefe Dunkelheit. Apparate tauchten auf, die Gläser von Instrumenten blinkten matt, zwischen Tischen und Schaltpulten zeichnete sich ein schmaler Gang ab, der zu einer Tür an der Gegenwand führte. Genaues ließ sich freilich nicht erkennen. Die dunklen, hier und dort aufblinzelnden Klumpen verrieten zuwenig.
Etwas seitlich und noch dicht an der Stahltür führten Stufen in die Tiefe. Sie wendelten sich mäßig. Der Anbau besaß offenbar auch noch ein Kellergeschoss.
Mark Tolins ging behutsam den Gang zwischen den Apparaten entlang. Die jenseitige Tür war unverschlossen. Dahinter befand sich ein kleiner Raum, in dem ebenfalls Apparate standen.
Zurück! Wenn Henley Geheimnisse zu verbergen hatte, so waren sie wohl eher im Keller zu finden als in diesen verglasten Räumen.
Die Treppe hinunter.
Er war fast unten, als aus dem Dunkel heraus etwas Hartes gegen seine Brust stieß.
»Hände hoch!«
Mark Tolins hob die Hände. Sein Instinkt warnte ihn, sich zu wehren. Er befand sich noch in der Enge der Treppenwendelung und besaß praktisch keine Bewegungsfreiheit. Außerdem klang die Stimme nicht nach einem Scherz. Sie klang nach dem treuen Neger Amos.
Das grelle Licht einer Taschenlampe schlug schon in seine Augen hinein.
»Also doch!«, knurrte Amos. »Ich habe Sie gewarnt. Zwei Schritte weiter und umdrehen!«
Amos war unvorsichtig. Er ließ es bei dem vollen Lichtschein, während Mark Tolins dem Befehl gehorchte. Damit gab er Mark Tolins Gelegenheit, sich zurechtzufinden. Er kam von der Treppe weg, sah eine Wand vor sich und genügend Spielraum um sich herum.
Andererseits verlor Amos keine Zeit. Er holte schon aus, als Mark Tolins noch nicht richtig herum war. Er schlug kurzerhand mit seiner Waffe zu.
Mark Tolins warf sich aus der Drehbewegung rückwärts gegen ihn, konnte aber dem Schlag nicht ganz ausweichen. An seinem Kopf knackte etwas, dann gingen für Sekunden alle Lichter in ihm aus.
Für einen trainierten Mann war das nicht Grund genug, aufzugeben. Als Mark Tolins wieder aus der Dunkelheit herausschoss und sich einigermaßen zurechtfand, wälzte er sich auf hartem Boden und wehrte sich gegen zwei starke Hände an seiner Kehle und einen herkulischen Körper, der ihn festpressen wollte.
Die Hände lösten sich, als Mark Tolins mit gespreizten Fingern in das Gesicht seines Gegners stieß. Amos schrie erschreckt auf. Er machte gleich darauf einen neuen Versuch, aber da glitt Mark Tolins schon unter ihm weg.
Die Taschenlampe brannte nicht mehr. Von draußen kam kein Licht. Hier unten war es wirklich stockdunkel. Und Amos besaß auch noch eine dunkle Haut. Mark Tolins konnte nichts von ihm sehen, nicht einmal einen Schatten. Atemzüge und Bewegungsgeräusche gaben die einzigen Anhaltspunkte, aber Amos ließ ihm keine Muße, auf sie zu lauschen. Er wütete wie ein Rasender, vermutlich verärgert darüber, dass ihm seine Beute aus den Fingern geglitten war.
Es war ein gespenstischer und zugleich lebensgefährlicher Kampf. Amos ging aufs Ganze. Er war vielleicht kein geschickter Boxer, aber hinter seinen Fäusten standen zwei Zentner harte Muskeln und Knochen, und empfindlich war er auch nicht. Mark Tolins brachte manchen guten Schlag an, ohne große Wirkung zu erzielen.
Freilich stand es um die Kontrolle schlecht. Er hatte es mit einer glatten Betonwand, einem harten Boden und einem unsichtbaren Hünen zu tun, der aus der Schwärze heraus gegen ihn anprallte und im Bruchteil einer Sekunde nach Gefühl bedient werden musste.
Der Vorteil zeichnete sich erst nach einem wilden Hin und Her ab. Mark Tolins besaß den besseren Instinkt und reagierte schneller. Amos atmete hastiger und keuchender. Damit wurde er gleichsam sichtbarer. Mark Tolins gelang es zunehmend, auf Tuchfühlung mit ihm zu bleiben.
Er hätte ebenso gut einen Bär in die Ecke drängen können. Amos wehrte sich verbissen und brachte Schläge an, die Mark Tolins die Luft nahmen. Sie brachten ihm jedoch auch die kalte Besonnenheit zurück. Wenn Amos nicht zufällig an seine Waffe geriet, die sich irgendwo auf dem Boden herumtrieb, hatte .er keine großen Aussichten mehr.
Mark Tolins hoffte es.
Das Ende kam schnell. Von oben her fiel plötzlich grelles Licht in seine Augen und blendete ihn. Er sah flüchtig den Neger vor sich, der sich eben nach vorn warf, duckte sich weg, sah nichts mehr als weiße Blendung und spürte dann, wie etwas gegen seinen Kopf knallte. Aus!
*
ALS ER WIEDER ZU SICH kam, konnte er seine Hände und Füße nicht mehr bewegen. Er legte im Augenblick auch keinen Wert darauf. Das Hin und Her zwischen Beton und dem schwarzen Berserker verlangte nach einer Pause, und sein Kopf dröhnte wie eine bayerische Bierhalle beim Defiliermarsch.
Außerdem war er gefesselt.
Er lag auf dem Betonboden. Die nähere Umgebung bestand aus den klobigen Standfüßen von Instrumententischen oder Apparaturen. Weiter oben, aber verdeckt, glühten Lampen.
Zwei Meter entfernt hockte Amos auf einem Schemel und drückte an einigen Beulen in seinem Gesicht herum. Er befand sich bestimmt nicht in der glücklichsten Laune seines Lebens.
Auf der anderen Seite, hinter dem Kopf Mark Tolins, stand Nevin Poulter und blickte auf Mark Tolins herunter. Er war nicht rosig gestimmt.
»Schluss jetzt!«, sagte er eben unfreundlich. »Er kommt wieder zu sich. Sie werden sich an meine Anordnungen halten. Erst ein Experiment mit ihm, und dann können Sie ihn verschwinden lassen.«
»Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nicht mehr mitmache«, lehnte Amos störrisch ab. »Experimente! Sie wollen sich bloß wieder zwanzigtausend Dollar herausholen. Er ist ein Einbrecher, und wir können ihn der Polizei übergeben.«
»Und anschließend den Chef ins Irrenhaus bringen, nicht?«
»Er ist nicht verrückt.«
»Um so schlimmer für ihn, denn dann kommt er auf den elektrischen Stuhl.«
»Unsere Schuld!«, stöhnte der Neger.
»Reden Sie keinen Unsinn. Amos!«, erwiderte Poulter kühl. »Wir hatten keine Wahl, und wir haben sie auch jetzt noch nicht. Wir müssen weitermachen. Und in diesem Falle geht es auch um unseren Hals. Der Mann ist gefährlich. Das ist kein kleiner Gauner, um den sich niemand kümmert. Er weiß schon zuviel, und wenn wir ihn auslassen, sind wir alle erledigt. Er muss sterben.«
»Ich bin kein Mörder.«
»Auf einmal?«, höhnte Poulter.
»Sie wollen bloß wieder Geld ziehen.«
»Und wenn?«
Amos seufzte und drückte sich vom Schemel hoch.
»Also gut, aber wir können nicht so weitermachen. Heute ist der hier gefährlich, morgen ein anderer. Irgendwann wird jemand dahinter kommen oder schwatzen. Wir müssen uns etwas ausdenken. Wir müssen es dem Chef ausreden.«
»Versuchen Sie es.«
»Ich habe es versucht, aber er hört nicht auf mich. Es ist Ihre Sache. Sie sind sein Assistent.«
Nevin Poulter schüttelte den Kopf, ohne sich aufzuregen.
»Was sind Sie bloß für ein närrischer Kerl, Amos. Manchmal reden Sie wirklich, als ob Sie nicht selbst lange genug studiert hätten. Sie kennen doch den Zauber. Dem Chef seine Theorie ausreden? Mann, Sie können nicht einmal einem gewöhnlichen Universitätsprofessor das ausreden, was er zwanzig Jahre früher gelernt hat, und wenn gar einer sich eine eigene Theorie ausgedacht hat, könnte selbst der liebe Gott mit Engelszungen reden, ohne ihn davon abzubringen. Insofern geben Sie sich keinen Hoffnungen hin. Wir haben nur die Wahl, entweder auf Gedeih und Verderb zum Chef zu halten oder ihn der Polizei auszuliefern.«
»Sie wollen ihm nur das ganze Geld abnehmen.«
»Ich setze meine ganze Zukunft aufs Spiel.«
Amos schwieg dazu. Er bückte sich und zog Mark Tolins hoch. Mark Tolins kam auf die Füße, blieb aber wie eine eingewickelte Mumie am Arm des Negers hängen.
»Nun wissen Sie Bescheid, nicht?«, brummte Amos feindselig. »Wären Sie lieber weggeblieben. Ich habe Sie gewarnt.«
»Erteilen Sie ihm Absolution«, reizte Poulter. »Er kann sonst nicht ruhig schlafen.«
Mark Tolins blickte von einem zum anderen. Die Gesichter verschwammen noch vor seinen Augen.
»Sie werden alle beide Absolution brauchen«, presste er heraus, denn auch das Sprechen fiel ihm noch schwer. »Was soll der Aufwand?«
»Sie sind hier eingebrochen«, murrte Amos. »Das brauchen wir uns nicht gefallen zu lassen.«
»Halten Sie nicht erst Vorträge, sondern schaffen Sie ihn nach hinten«, ordnete Nevin Poulter an. »Ich werde dem Chef Bescheid geben,«
Amos sah nach Widerspruch aus, verzichtete dann aber und trug seinen Gefangenen in den weiter hinten liegenden Raum, Mark Tolins merkte nicht viel davon. Sein Bewusstsein verschleierte sich wieder.