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SEO – Sozio-emotionaler Entwicklungsstand

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Das »biologische« Lebensalter ist nur begrenzt aussagefähig, was das Verstehen von Menschen mit Assistenzbedarf betrifft. Von deutlich höherer praktischer Relevanz ist die Berücksichtigung des verfügbaren Intelligenzniveaus sowie insbesondere der jeweiligen sozio-emotionalen Entwicklung. Häufig stehen diese beiden Ebenen in einem unmittelbaren Bezug zueinander.

Skala der emotionalen Entwicklung

Der holländische Psychiater Professor Anton Došen hat diesen Aspekt aufgegriffen und ein auf entwicklungspsychologischen Theorien basierendes Konzept entwickelt, eine Skala der emotionalen Entwicklung (SEO – Schema van Emotionele Ontwikkeling). Er geht dabei von der durchschnittlichen Entwicklung und den sozio-emotionalen Reifungsschritten von Kindern aus und überträgt dies mit erheblichem Erkenntnisgewinn auf Menschen mit Assistenzbedarf bzw. Intelligenzminderung, aufgebaut auf erreichte Stufen der emotionalen Entwicklung.

Oft fällt in der Beschreibung von Menschen mit Intelligenzminderung in bestimmten Lebenssituationen der Begriff »kindlich« auf, ergänzt durch die Feststellung einer »Überforderung«, oder wir finden Hinweise auf die verfügbare – oder eben nicht verfügbare – Reife.

Beziehungsbedürfnisse

Der hier geschilderte Ansatz des emotionalen Alters oder auch des sozioemotionalen Entwicklungsstandes geht von den Beziehungsbedürfnissen eines Menschen aus, d. h. von seinen Bedürfnissen in Bezug auf die Beziehungsgestaltung. Diese sind phasenspezifisch, sie verändern sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen eines Menschen. Und es bedarf eines differenzierten entwicklungspsychologischen Fachwissens, um diese jeweils dominierenden Beziehungsbedürfnisse hinreichend zu erkennen.

fünf Phasen

Der Ansatz von Anton Došen und seinen Mitarbeitern differenziert nun zunächst fünf Phasen und unterscheidet darin die Beziehungsbedürftigkeit eines Säuglings bzw. Kleinkindes im Alter bis zu 6 Monaten, bis zu 18 Monaten, dann bis zu 3 Jahren, bis zu 7 Jahren und bis zum Lebensalter von 12 Jahren. Diese Phasen bilden die Kategorien SEO I bis V:

SEO I: 0 bis 6 Monate: erste Adaptation,
SEO II: 6 bis 18 Monate: erste Sozialisation,
SEO III: 1 ½ bis 3 Jahre: erste Individuation,
SEO IV: 3 bis 7 Jahre: erste Identifikation,
SEO V: 7 bis 12 Jahre: Entwicklung von Realitätsbewusstsein.

Verständnis durch Wissen um Beziehungsbedürfnisse

Dieses Konzept wird ständig weiterentwickelt und hat insbesondere als sogenanntes SEED eine vereinfachte Handhabbarkeit erlangt.12 Im Folgenden soll dieser Ansatz, der die Begleitung von Menschen mit Unterstützungsbedarf insbesondere im Zusammenhang mit herausforderndem Verhalten fördern und erleichtern soll, kurz dargestellt werden.

Der Grundgedanke ist, dass Menschen mit Intelligenzminderung aus ihren phasenspezifischen Beziehungsbedürfnissen heraus entsprechend ihrer sozio-emotionalen Entwicklung verstanden werden können. Dazu ist ein Wissen über die generellen Entwicklungsstufen nötig. Im heilpädagogischen wie im sozialtherapeutischen Alltag können »Entwicklungsverzögerungen« auf diese Weise konkret und differenziert beschrieben werden, sodass es möglich wird, auf diesem Fundament ein geeignetes therapeutisches Milieu zu gestalten.

Die vollständige korrekte Anwendung dieses Ansatzes bedarf einer spezifischen Vorbereitung sowie unter anderem eines strukturierten Interviews.13

Trotzdem sollen hier kurz einige grundlegende Gesichtspunkte genannt werden, die ausgesprochen hilfreich für das Verständnis der Entwicklungsphasen von Menschen mit Assistenzbedarf sein können.

Dazu lösen wir uns vom tatsächlichen biologischen Lebensalter und versuchen, das emotionale Entwicklungsalter beobachtend zu verstehen – vornehmlich unter dem Aspekt der jeweiligen Beziehungsbedürftigkeit.

sensibel für atmosphärisches Umfeld

Regulation körperlicher Bedürfnisse

•Menschen im Entwicklungsalter des ersten Lebenshalbjahres (SEO I) haben eine besondere Sensibilität für das atmosphärische Umfeld. Vor diesem Hintergrund ist die Wahrnehmung im Wesentlichen auf den Körper und die nähere Umgebung bezogen, und ein Kontakt zur Außenwelt erfolgt vornehmlich über die Regulation körperlicher Bedürfnisse. Es bedarf hier einer größtmöglichen Konstanz in der räumlichen Umgebung und vornehmlich in der Gewährung von Vertrautheit durch eine Bezugsperson.

Seelische Erkrankungen bei Menschen mit Behinderung

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