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Kernsymptome einer PTBS

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Flashback

Als Flashbacks bezeichnen wir plötzlich auftretende ungesteuerte Erinnerungseinschübe, die einen Menschen ereilen und überwältigen können – wie ein »Blitz«, plötzlich und unmittelbar. Der oder die Auslöser eines solchen Flashbacks werden Trigger genannt. Solch ein Trigger verweist immer in meist unspezifischer Weise auf die ursächlich traumatisierende Situation oder auf Personen, die damit in Zusammenhang stehen.

aufgezwungene Regression

Im Durchleben eines Flashbacks kann ein einmal Erlittenes wie gegenwärtig erlebt und erneut durchlitten werden. In gewisser Hinsicht ist die ganze Fülle des traumatischen Geschehens in diesem Erleben wieder da. Und zwar immer wieder in gleicher oder zumindest sehr ähnlicher Weise – immer mit der gleichen ursprünglichen Ohnmacht, Hilflosigkeit und Angst, aber ohne dass die traumatisierende Situation selber bewusst erinnert bzw. eingeordnet werden kann. Ganz so, als wäre der betroffene Mensch in dem Alter, in dem er stand, als sich das traumatisierende Geschehen ereignete. Ein Flashback stellt somit auch eine massive aufgezwungene Regression dar.

Solche Flashbacks ereignen sich immer dann, wenn das Geschehene nicht zwischenzeitlich bewältigt oder verarbeitet werden konnte, wenn auch noch so unzureichend.

Das Geschehene ist in einer tiefen Schicht des Gedächtnisses »gelagert«. Wir beschreiben diese Ebene auch als »Körpergedächtnis«.

Eine jetzt 25-jährige Frau wurde im ersten Schulalter Opfer sexueller Gewalt in der Herkunftsfamilie durch den Stiefvater. Trotz insgesamt sehr positiver und zukunftsgerichteter, kraftvoller Entwicklung treten immer wieder – oft unvermittelt – Phasen auf, in denen sie wie in das damalige Erleben »versinkt«, mal »getriggert« durch Erleben von Gewalt (beispielsweise in Nachrichten etc.), mal ohne erkenntliche Auslöser. In diesen oft über Stunden anhaltenden Zuständen regrediert sie (d. h. sie geht auf eine frühere Stufe ihrer Entwicklung zurück), sie wirkt unbeholfen und schutzlos wie das Kind, das sie zur Zeit der Tat war.

Intrusionen

Eine leicht abgeschwächte Form dieser Flashbacks sind Intrusionen. Es handelt sich dabei um sich aufdrängende, stark belastende isolierte Sinneseindrücke, Erinnerungen, Gedanken und Gefühle. Intrusionen können getriggert werden durch charakteristische Situationen, Geräusche, Gerüche oder andere Sinneseindrücke. Auch Intrusionen führen zu einem Empfinden des Ausgeliefertseins und sind mit oft ganz erheblicher Angst verbunden.

Ein jetzt 23-jähriger Mann wurde als Jugendlicher von einer Gruppe Jugendlicher überfallen und misshandelt. Dabei wurde er auf den Wiesenboden niedergedrückt. Dieser Geruch, auch der von gemähtem Gras, oder manchmal eine sich aufdrängende Geruchserinnerung daran lässt die damals erlebte Angst wieder unmittelbar aufbrechen.

Ein Zugführer konnte es nicht verhindern, einen Menschen, der in suizidaler Absicht auf den Gleisen stand, zu überfahren. Immer wenn ein Signalhorn ertönt, führt dies bei ihm zu Panik, heftigem Schweißausbruch und einer Erstarrung.

Amnesie

Ein weiteres Symptom der PTBS kann die Amnesie sein, ein Gedächtnisverlust. Dieser kann ein Geschehen in Gänze oder Teilaspekte eines Geschehens der Erinnerung verschließen; das traumatische Geschehen als solches kann dann nicht erinnert werden. So kann in bestimmten Situationen eine beeinträchtigte Stimmung, ein Missbehagen, eine Dysphorie, Ängstlichkeit oder Ähnliches auftreten, ohne dass der Betroffene dies durch aktive Erinnerung einem entsprechenden Geschehen zuordnen kann. Dies kann als sehr verunsichernd erlebt werden.

Amnesien sind relativ häufig, insbesondere »partielle Amnesien«, also ein auf eine bestimmte Zeit oder bestimmte Eindrücke begrenzter Gedächtnisverlust.

Eine 49-jährige Frau erlitt vor über dreißig Jahren eine Vergewaltigung. Dies geschah am Strand während eines Urlaubsaufenthalts. Sie lebte ihr Leben dann nach außen hin scheinbar unbeeinträchtigt weiter, gründete eine Familie, war berufstätig. Allerdings litt sie unter diffusen Ängsten, einer depressiven Grundstimmung und eingeschränkter sexueller Empfindungsfähigkeit, ohne von den Ursachen dieser Beeinträchtigungen zu wissen. Ohne es begründen zu können, vermied sie all die Jahre, in die Nähe eines Meeres zu kommen. Eine Amnesie hatte alles verborgen.

Ausgelöst durch ein verordnetes Heilbad wurde ihr das Geschehen wieder bewusst. Nach einer dann sehr schweren Zeit konnte eine Bewältigungsarbeit des Erlittenen beginnen.

Vermeidungsverhalten

Ein weiteres Kernsymptom der PTBS kann eine Übervorsichtigkeit oder auch ein entsprechendes Vermeidungsverhalten sein. So werden bestimmte Orte gemieden, die möglicherweise unmittelbar mit dem traumatisierenden Geschehen in Verbindung standen. Ein Betroffener meidet dann beispielsweise Menschenansammlungen oder sucht Geschäfte nur in ruhigen Situationen auf. Er verzichtet auf Fahrten mit dem Aufzug oder Ähnliches oder möchte im Kino ganz am Rand sitzen, um jederzeit schnell den Raum verlassen zu können. Es gibt zahlreiche Formen einer Vermeidung, und viele schränken die Erlebensmöglichkeiten der Betroffenen stark ein.

Auf der anderen Seite können wir dieses Verhalten auch als eine (vorläufige) Lösung bzw. Selbsthilfe sehen: Das Verhalten stellt einen Selbstschutz dar – in gewisser Weise ist es »Not-wendig«.

Schlaf

Der Schlaf kann im Zuge einer PTBS erheblich beeinträchtigt sein. Jede Form von schwerem Einschlafen, unterbrochenem Schlaf, frühem Aufwachen und Ähnliches ist hier denkbar. Albträume können beispielsweise zu einer Angst vor dem Einschlafen führen und so die Erholung im Schlaf weitgehend verhindern.

Stimmungsveränderungen

Weiterhin kann es zu feineren oder auch tieferen Stimmungsveränderungen kommen. Konkrete depressive Zustände sind möglich, auch eine Dysphorie, eine bedrückte, gereizte Stimmungslage vielleicht mit Missmut oder einer anderen Form der Gefühlsabflachung verbunden. Das kann bis zu einer tiefen Hoffnungslosigkeit traumatisierter Menschen führen. Aber auch Impulsivität oder schwer einfühlbares aggressives Verhalten kann im Rahmen einer solchen Stimmungsveränderung auftreten.

Die Beziehung zum Partner einer 25-jährigen Frau mit erlittener schwerer sexueller Traumatisierung war durch immer wieder plötzlich aufbrechende Stimmungsveränderungen, aggressive Reizbarkeit und hohe Verletzlichkeit erheblich belastet. In wiederholten Paargesprächen konnte insbesondere dem tief verunsicherten Partner vermittelt werden, nicht ursächlich für diese Stimmungseinbrüche verantwortlich zu sein, wie er vermutete. Er musste nun nicht mehr – bedrängend – nach dem jeweiligen Grund fragen. Er konnte zum einen besser für sich sorgen, zum anderen signalisieren, dass er »da sei«, wenn sie seine Nähe suchte. Die Entspannung vertiefte das Vertrauen in die Beziehung.

Angst

Ein alles übergreifendes Phänomen ist die Angst. Die hirnorganischen Veränderungen, die durch frühe, schwere und anhaltende Traumatisierungen bewirkt werden können, haben wir bereits oben ausgeführt (siehe Seite 88 f.).

All dies führt dazu, dass von einer Traumatisierung betroffene Menschen eine erhöhte Angstbereitschaft haben, sehr leicht erschrecken, sich schlecht auf nahe Beziehungen zu anderen Menschen einlassen können und ihr Leben oftmals um die Vermeidung ihrer Ängste herum konstruieren müssen.

Eine 52-jährige Frau hat lange Kinderjahre mit emotionaler Deprivation (siehe Seite 86 f.) und anhaltenden Gewalterfahrungen durchlitten. Dennoch hat sie ein eigenes Leben aufbauen können, ist sowohl in eine Beziehung wie auch beruflich gut integriert. Sie lebt stark in Befürchtungen, erwartet immer »das Schlimmste« und traut sich nur sehr wenig zu. Hinter jeder aufkommenden Freude liegt die Befürchtung, dass ihr diese rasch wieder genommen werden könnte.

Ein Leben in ständiger Angstbereitschaft ist schrecklich. Wie viel schrecklicher aber ist es, wenn die eigentlichen Ursachen der Angst nicht im Hier und Jetzt gefunden und damit auch nicht wirksam angegangen werden können.

Seelische Erkrankungen bei Menschen mit Behinderung

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