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Sicht von innen oder der Versuch, sich in einen traumatisierten Menschen hineinzuversetzen

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Ein Versuch, wie er hier angestrebt wird, ist immer und prinzipiell einer großen Verunsicherung ausgesetzt: Nie bin ich wirklich und definitiv am inneren Ort des anderen. Trotzdem soll hier das Indianerwort »Wer den anderen verstehen will, muss in seinen Mokassins gehen« konkret werden. Anders gesagt: Es sind des anderen Schuhe, nicht seine Füße, in die wir probeweise schlüpfen.

Bereitschaft, die eigene Einschätzung zu ändern

In diesem Sinne wird das nun Folgende eine vorläufige Einschätzung, eine Hypothese sein, die immer aufs Neue ergebnisoffen geprüft werden muss. Es ist wie gesagt als Versuch anzusehen, immer in der Bereitschaft, meine Haltung und Einschätzung zu ändern. Dahinter steht auch das Wort Søren Kierkegaards: »Wenn ich wirklich einem anderen helfen will, muss ich zuallererst begreifen, was er verstanden hat.«45 Dennoch: Bei Menschen, die nicht in der Lage sind, sich verbal zu artikulieren, ist der Versuch wesentlich, sich die Situation vorzustellen und sie so zu schildern, als würde der andere sich aussprechen. Vielleicht mag es sich so anfühlen, vielleicht würde es ein Betroffener so formulieren, oder auch anders, ganz anders – die Formen des Erlebens sind so vielfältig!

Immer und immer wieder diese Verunsicherung. Abgrundtief, bodenlos. Worauf, auf wen kann ich mich verlassen? Ich kann mich ja nicht auf mich selbst verlassen. Ich nehme mir etwas vor, verabrede mich, will etwas unternehmen – und muss dann spüren, dass meine Kraft nicht reicht. Spüre, wie die Beine weich werden oder zittern.

Ja, zittern, immer diese Angst. Eigentlich macht alles Angst. Mit anderen zusammen sein macht Angst, was wollen sie von mir, kann ich ihnen genügen, lassen sie mich am Ende alleine oder stellen sie mich bloß – oder ich verstehe nicht, was sie wollen oder meinen oder denken – oder ich bekomme dann wieder diese merkwürdigen Zustände, wo ich nichts mehr blicke, rein gar nichts. Dann mache ich verrückte Dinge, sage etwas, was ich nicht sagen will, oder sage gar nichts, weil mir keine Worte einfallen oder keine Gedanken da sind.

Oder wo ich meinen Körper nicht mehr spüre: Sitzen, stehen, alles fühlt sich so fremd an.

Ich habe Angst, mit anderen zusammen zu sein. Aber alleine sein macht auch Angst.

Ich finde kein Vertrauen mehr, zu nichts und niemand. Gerade habe ich Vertrauen zu jemand aufgebaut, bin ich unsicher: Meint es dieser Mensch denn wirklich ernst? Oder verlässt er mich bei nächster Gelegenheit wieder, oder tut mir etwas an – da wende ich mich doch lieber selbst ab, dann habe ich es wenigstens in der Hand – auch wenn es furchtbar ist, dann wieder alleine zu sein und dazu noch seine Enttäuschung zu spüren.

die innere Seite des anderen nachempfinden

Ich halte es für lohnend, immer wieder zu versuchen, die innere Seite des anderen nachzuempfinden, sich im Team darüber auszutauschen – zu versuchen, sich der Innensicht, dem inneren Erleben des anderen anzunähern.

Seelische Erkrankungen bei Menschen mit Behinderung

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