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Transgenerationale Traumatisierung
ОглавлениеÜbertragung auf spätere Generationen
Mit wachsender Aufmerksamkeit für Formen der Traumatisierung und deren Erforschung wurde deutlich, dass eine Traumafolgestörung auch bei Menschen auftreten kann, die selber kein Trauma erlitten haben. Zunehmend wird deutlich, dass dieses Phänomen nicht selten ist – häufig aber übersehen wird. Wir müssen heute davon ausgehen, dass nicht nur individuell erlittene Verletzungen zu einer Traumatisierung führen, sondern dass Traumata von einer Generation zur nächsten – möglicherweise auch noch auf weitere nachfolgende Generationen – übertragen werden können. Dabei handelt es sich oft um »kollektive Traumata« wie Kriegserlebnisse, erlittene Gewalt bei Migranten und Ähnliches. Aber auch individuell erlittene schwere Traumata wie Missbrauch und Vernachlässigung können in ihren Auswirkungen übertragen werden.
epigenetische Faktoren möglich
Der Weg dieser Weitergabe über Generationen ist noch nicht hinreichend erforscht. Möglicherweise spielen hier sogenannte epigenetische Faktoren eine Rolle. Vielleicht aber muss auch der Begriff der »Vererbung« – der sich bisher fast ausschließlich auf die genetisch vermittelte Weitergabe stützt – neu formuliert werden.
Begünstigend für diese Form der »Vererbung« scheint es zu sein, wenn es einer Person nicht möglich ist, im Rahmen des eigenen Lebens das Erlittene zu thematisieren und weitestmöglich zu «klären«. Problematisch wirkt es sich aus, wenn ein Geschehen »im Dunkel« geblieben ist.