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Das Erleiden einer emotionalen Traumatisierung
ОглавлениеUnterschätzung durch »undramatischen Verlauf«
Eine besondere Form der Traumatisierung stellt die emotionale Traumatisierung dar. Da diese Form der Traumatisierung meist »undramatisch« verläuft, für die Umgebung oft nicht unmittelbar wahrnehmbar, werden die Bedeutung, die Schwere und die Auswirkungen dieser Erfahrungen für die Entwicklung eines Menschen häufig gravierend unterschätzt. Hierzu gehört all das, was mit Vernachlässigung, Deprivation (d.h. Mangel, Verlust oder Entzug von elementaren Beziehungen), seelischer Verwahrlosung oder auch mit der Missachtung von primären Bedürfnissen zusammenhängt.
Einschätzung oft nicht möglich
Kinder können durchaus spüren, ob die erlittene Gewalt, der sie ausgesetzt sind, ungerecht, »nicht richtig« ist. Je älter sie werden, können sie auch das grundlegend Falsche und für sie Schädliche von sexueller Gewalt ahnen und zunehmend erkennen. Den Formen der emotionalen Gewalt sind sie jedoch in besonderer Weise ausgeliefert. Sie verstehen oft nicht das Unrechte daran, erleben diese Bedingungen als gegeben. Oder sie empfinden sich selber als »schuldig«, als so wertlos, dass sie diese Art des Umgangs »verdienen«.
Diese »leisere« Form der Gewalt kommt ganz überwiegend in der Primärfamilie vor. In etwas abgewandelter Form können Kinder dies jedoch auch in Kindergarten, Schule oder anderen sozialen Zusammenhängen erleiden.
Auch der sogenannte »Liebesentzug« stellt eine subtile Form der Gewalt dar.
Da Kinder diese Erlebnisse als primäre Erfahrungen machen, fehlt ihnen ein Korrektiv, das Wissen, welches Maß an Beachtung, Unterstützung bzw. Förderung ihnen »eigentlich« zusteht.
Oft wird die Bedeutung einer emotionalen Traumatisierung erst in der weiteren Entwicklung, immer wieder auch erst im Erwachsenenalter sichtbar. Es bedarf eines sehr aufmerksamen Nachfragens, um die hiermit zusammenhängenden Umstände bewusst zu machen.
In der Therapie – im Einzelnen dazu später (siehe Seite 113 ff.) – wird es hier vorrangig und zentral um ein »Nachschaffen« von Vertrauensbildung und Wahrgenommen-Werden gehen.