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Traumatisierte Kinder

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größere seelische Verletzlichkeit

Neben Erwachsenen, die Zeichen und Folgen einer frühen Traumatisierung tragen, begegnen uns auch traumatisierte Menschen im Kindesalter. Kinder sind seelisch verletzbarer und ungeschützter. Kinder tragen aber auch immer wieder eine große Fähigkeit in sich, mit ihrer Lebendigkeit und ihrem Hunger nach Leben dennoch ihr eigenes Leben aufzubauen. Und das insbesondere, wenn sie nicht in ihren primären Bindungen beeinträchtigt wurden, sondern anfänglich eine Resilienz entwickeln konnten. Der Kinder- und Jugendpsychiater und Traumaforscher Andreas Krüger beschreibt diese Kinder als »Löwenzahn-Kinder« – die trotz allem, selbst durch dichten »Asphalt« hindurch, zum Licht, d. h. zu ihrem eigenen Leben durchbrechen.42 Beide scheinbar sehr widersprüchlichen Aspekte können wir bei Kindern erleben.

Bedeutung des Lebensalters

Wie ein Kind auf ein Trauma reagiert, hängt auch wesentlich damit zusammen, in welchem Alter es traumatisiert wurde. Ist ein erstes Lebenskonzept, ein Unterscheidungsvermögen zwischen Gut und Böse erworben, sind allererste Bewältigungsstrategien schon möglich? Je früher die Traumatisierung erfolgt, desto stärker wird sie ein Kind auch im Sinne einer Gedeihstörung bis ins körperliche Wachstum hinein beeinflussen. Besonders gravierend wirkt sich eine Traumatisierung im sogenannten »präverbalen« Alter aus, vor allem im ersten und zweiten Lebensjahr, wenn Kinder noch keine Worte für das Geschehene haben.

Ein knapp dreijähriges Kind musste miterleben, wie der Vater seine Mutter ermordete – und zwei Tage lang alleine neben der getöteten Mutter ausharren, bis man auf die Situation aufmerksam wurde. Trotz vielfältiger intensiver wie behutsamer therapeutischer Maßnahmen verblieb es über Jahre in einer tiefen Erstarrung mit zutiefst eigeschränkter Kommunikationsfähigkeit sowie einer ausgeprägt gehemmten Kontaktfähigkeit. Das Bild erinnerte lange an eine ausgeprägte Autismus-Spektrum-Störung.

Symptome in verschiedenen Altersstufen

Je älter ein Kind ist, werden die Folgen umso stärker vorrangig in seelischen Phänomenen zu finden sein. Was sich beim Kind im ersten Lebensjahr noch mehr als Gedeihstörungen zeigt, äußert sich dann bei einem Kind in den ersten Lebensjahren in anklammerndem Verhalten, Sprachlosigkeit, immer stärker auch in einer Hyperaktivität und angespannter Wachsamkeit – einer Hypervigilanz.

Ein Kind im höheren Kindergartenalter wird wie erstarrt wirken oder die traumatischen bzw. traumatisierenden Erlebnisse mit Spielsachen nachspielen, es wird vielleicht eine rückläufige Sprachentwicklung zeigen und schon erlangte soziale Fähigkeiten wieder verlieren. Zunehmend fällt dann auch eine Überanpassung, Misstrauen, regressives Verhalten (siehe Seite 152), vielleicht auch aggressives Verhalten auf, was auch bei einem Schulkind verstärkt auftritt. Hier kann es auch zu Einnässen und vor allem Einkoten kommen. Auch depressiv erscheinende Stimmungen bis hin zur Suizidalität sind zu beobachten, bis beim älteren Jugendlichen schließlich eine umfassende Symptomatik der Posttraumatischen Belastungsstörung auftreten kann.

Gerade auch Jugendliche sind empfänglich dafür, eine eigene Schuld im traumatischen Geschehen zu erleben. Die Position von Täter und Opfer kann hier verschoben werden – eine fatale Entwicklung, in der Jugendliche dringend klärender Unterstützung bedürfen. Schwere Ängste, insbesondere Zukunftsängste (»Steht mir denn eine Zukunft zu?«) können die Folge sein.

fehlende Fähigkeit zu Wut und Empörung

Bedrückend für Begleiter kann es sein, bei traumatisierten Kindern deren fehlende Fähigkeit zu Wut und Empörung zu erleben. Ein wichtiges Therapieziel ist es dann, diesen Kindern den Zugang zu dem Affekt der Wut zu eröffnen: »Ja, du darfst wütend sein, du darfst dich wehren – du musst kein Opfer mehr sein!«

Seelische Erkrankungen bei Menschen mit Behinderung

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