Читать книгу Mein Freund hat ein Boot in Venedig - Walter Kowarik - Страница 10
3 Das Boot
ОглавлениеEs ist keine Yacht, kein großes Boot, eigentlich ein Sportboot mit Motor, 5 m lang, für maximal vier Personen zugelassen, und so mit uns fünf, die wir nun hier sind, mit Hans, Sabine, Miriam, meiner Frau Hannah und mit mir, reichlich beladen. Der Außenbordmotor ist drehbar gelagert, mittels Seilzügen mit dem Steuerrad verbunden (wodurch er auch zum Lenken des Bootes dient) und so schwach, dass man das Boot ohne Führerschein fahren darf.
Wir starten einen ersten Ausflug. Hans fährt uns auf seinem Boot durch die Kanäle, wir bestaunen die Paläste, genießen die romantische Stimmung in dieser herrlichen Kulisse von grandiosen Bauwerken und träumen vor uns hin. Es stellt sich ein tranceartiger Zustand ein, zusammengesetzt aus dem Versinken in den Bildern einer tollen Ausstellung, dem Schweben in der Musik eines Konzerts und dem Dösen am Strand in der Sonne.
Aber das ist natürlich nur der verkürzte Mittelteil unserer Ausfahrt. Davor geht es ans Boot holen. Das liegt nicht im Kanal vor der Wohnung, da die Liegeplätze dort alle verkauft sind. Es ist zwar nichts beschildert, und niemand, den man fragt, weiß, welcher Platz wem gehört, aber jeder erklärt einem, dass nichts frei ist. So liegt das Boot in einer Bootsgarage und Hans läuft erst einmal 20 Minuten dorthin. Dann wird das Boot mit einem Kran ins Wasser gelassen, und Hans fährt es zu seiner Wohnung. Insgesamt 45 Minuten dauert es somit, bis er an einer nahen Stiege kurz anlegen kann, damit wir zusteigen können.
Die Kanäle sind teilweise sehr eng, oft muss bei Gegenverkehr ein Boot in einer Lücke zwischen anderen Booten einparken oder gar zurücksetzen. Obwohl die meisten Bootsführer von Kind an mit Booten umzugehen verstehen und meist wirklich gut und gefühlvoll steuern, sind die Fender – Puffer in Form von luftgefüllten Plastikpölstern, die außen an den Booten hängen – keinesfalls überflüssig. Und da bei den häufigen Rempeleien auch die gar nicht billigen Fender arg in Mitleidenschaft gezogen werden, werden an ihrer Stelle oft auch einfache Plastikflaschen verwendet.
So tuckern wir durch die kleinen Kanäle und bewundern die Stadt. Anlegen ist allerdings nicht möglich, darum fahren wir zum Lido hinüber, tanken dort bei einer der Tankstellen, wobei Hans murrt, dass der Motor offensichtlich sehr durstig ist, und am Lido finden wir auch ein nettes Plätzchen, wo hoffentlich niemand böse ist, wenn wir unser Boot dort anbinden. Dann machen wir uns einen schönen Tag am Strand.
Sonnenschirme und Liegen kosten Unsummen, aber der Strand ist sehr schön und gepflegt, wir genießen so richtig Sonne und Schatten, Sand und Meer.
Am Abend geht es dann wieder zurück, und nach einigen Umwegen zu interessanten Kanälen, Gärten und Hausansichten lässt uns Hans bei unserer Wohnung aussteigen und bringt das Boot wieder in die Garage zurück. Er ist ein guter Chauffeur und ein Kenner der Umgebung, und so haben wir bereits in kurzer Zeit eine ganze Menge in Venedig gesehen. Das bisschen Ungemach, das mit einem Boot hier verbunden ist, trifft eigentlich nur Hans, wir aber genießen die Erlebnisse und neu gewonnenen Eindrücke.