Читать книгу Mein Freund hat ein Boot in Venedig - Walter Kowarik - Страница 12
Das Brett
ОглавлениеImmer wieder findet man Pfähle, die wegen des nicht senkrechten Ufers etwas vom Ufer abgesetzt eingeschlagen sind – damit gibt es Wasser zwischen dem Ufer und dem Boot, und dieses überbrückt man elegant mit einer Gangway.
Eine Gangway – so sie denn vorhanden ist – hat aber bisweilen auch etwas Tückisches. Gangway – welch hochtrabendes Wort. Was hat man auf einem Fünfmeterboot schon für eine Gangway? Es ist einfach ein Brett.
Hans hatte für Verhältnisse, wie oben beschrieben, auf seinem Boot solch ein Brett mit.
Eines Tages, als Hans zum Boot zurück kam, hatte jemand sein Brett dringend benötigt und mitgenommen. Nett aber, wie man in Venedig ist, hatte man für einen gewissen Ersatz gesorgt: Ein anderes Brett lag nun an Stelle des vorigen – allerdings war es 30 cm kürzer. Es reichte an dieser Stelle auch durchaus, da der Abstand zum Ufer hier gering war. Aber in Venedig gibt es genügend Stellen, wo ein längeres Brett empfehlenswert ist.
Einige Tage später legt Hans wieder an und das Brett reicht gerade eben ans Ufer. Als er das Boot verlässt, fürs Restaurant elegant gekleidet, weißes Hemd, Maßschuhe, Handy in der Hand, da rutscht das Brett vom glitschigen Ufer ab – und Hans geht baden. Er verflucht Italien, Venedig, Italiener, Bretter und Boote, setzt sich dann noch triefend nass und mit Schlamm überzogen in das seine und fährt heim. An diesem Abend ist mit ihm nicht mehr zu sprechen.
Jedenfalls hat er seither gar keine Gangway mehr, sondern borgt sich bei Bedarf eine von einem Nachbarboot.