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Die tote Katze
ОглавлениеDas ist eine an sich traurige Geschichte, die Bekannte uns erzählten. Ihre Katze verstarb, und sie trauerten sehr. Viele Jahre lang hatte das liebe Tier sie begleitet, hatte versucht, sie zurückzuhalten, wenn sie weggehen wollten, sie freudig begrüßt, wenn sie heim kamen. Große Dankbarkeit für ihre Fürsorge hatte es ihnen gegeben, viele schöne und auch spaßige Stunden beschert.
Jetzt war die Katze nicht mehr, und unsere Freunde standen vor einem Problem: Wohin mit diesem lieben toten Tier mitten in einer Großstadt?
Ein Anruf beim Bezirksamt ergab: Die einzigen Möglichkeiten waren Abgabe beim Tierarzt oder in der Tierkörperverwertung – scheußlich für sie, auch nur daran zu denken. So beschlossen sie, die Katze – gegen jede Vorschrift – im Wald am Stadtrand selbst zu begraben.
Unsere Bekannten suchten eine geeignete Verpackung, fanden den Karton des kürzlich gekauften Video Recorders und legten die Katze behutsam hinein. Mit der Schachtel und einem Plastiksack, in dem sich eine kleine Schaufel befand, brachen sie auf und fuhren ein Stück mit der Straßenbahn. Nach dem Umsteigen in die U-Bahn fanden sie einen Sitzplatz nahe einem Einstieg und legten die Video Recorder-Schachtel auf ihre Knie.
Der Zug stand in einer Station, der Fahrer hatte soeben über Lautsprecher aufgefordert, nicht mehr zuzusteigen, als plötzlich ein junger Mann, der schräg hinter ihnen gestanden war, die Schachtel packte, aus dem Zug sprang und davon lief. Die Türen schlossen sich. Der Zug fuhr an.
Niemand im Wagen konnte begreifen, warum die so Beraubten plötzlich schallend lachen mussten.
Obwohl es natürlich eine traurige Geschichte ist, dass sie das Grab ihrer Katze nun leider nicht kennen.
Aber wir sind ja in Venedig, da gibt es keine Straßenbahn und keine U-Bahn. Statt dessen fahren Vaporetti und viele andere Boote, und auch unser Freund Hans hat glücklicherweise selbst ein eigenes Motorboot.