Читать книгу Mein Freund hat ein Boot in Venedig - Walter Kowarik - Страница 13
Wasser im Boot
ОглавлениеWir kommen zum Boot zurück und trauen unseren Augen nicht. Ja, es hat zwischendurch ein Gewitter gegeben, es hat geregnet und wir hatten keine Persenning, diese Hülle über dem Boot, befestigt. Aber so viel Wasser? Das Boot ist voll, voll mit Wasser.
Nun ist Schöpfen angesagt. Haben Sie schon einmal ein Boot ausgeschöpft? So viel Wasser passt nicht einmal in ein Schwimmbecken, denkt man.
Zudem ist man natürlich nass, schon bevor man so richtig beginnt, aber irgendwie wird man immer nässer – auch wenn das sprachlich falsch ist und technisch unmöglich erscheint. Nicht nur, dass man im Wasser steht und es sich von unten an der Kleidung hinauf saugt, läuft es einem auch bei jedem Kübel voll von oben in den Ärmel hinein und unten wieder heraus. Dabei scheint es im Boot nicht weniger zu werden und das Meer außen zeigt auch keine Tendenz zu steigen.
Nach mühseligen 30 Minuten, der Erschöpfung nahe, ist etwa die Hälfte des Wassers entfernt. Da sehen wir Ventile an der Rückseite und denken, es wären Lenzventile, die, wenn man sie öffnet, das Wasser aus dem Boot nach außen abfließen lassen. Dazu ist es manchmal auch notwendig, das Boot in Fahrt zu halten, um einen Sog zu erzeugen. Jedenfalls öffnen wir die Ventile und hoffen, dass das Wasser im Boot weniger wird – es geschieht jedoch nichts dergleichen. Wir hören ein Glucksen, der Wasserspiegel sinkt jedoch nicht merklich. Nach einiger Zeit beschleicht uns der schreckliche Verdacht, dass die Ventile das Wasser wohl nicht auslaufen sondern womöglich herein fließen lassen. So schließen wir die Ventile wieder und schöpfen weiter, bis wir „erschöpft“ sind, missgelaunt, verbittert. Wir hadern mit dem Wetter, mit dem Schicksal (wie man sehen wird, eigentlich noch zu früh), schimpfen auf Boot und Wasser und begeben uns endlich, sobald es möglich erscheint, mit langsamer Fahrt in die Marina. Wir sind nass, das Boot ist nass, nach klammen 40 Minuten erreichen wir die Bootsgarage.
Hier ist es aus Platzgründen üblich, die Boote mittels Kran aus dem Wasser zu heben, sie auf kleine Wägelchen zu stellen, sie in einer Halle wie in einer Parkgarage auf gemietete Plätze zu schieben und dort abzustellen. Diesmal allerdings gibt es Komplikationen. Sobald das Boot aus dem Wasser kommt, schlingert es hin und her, gerät aus dem Gleichgewicht und kippt aus den Gurten. Es stellt sich heraus, dass bei unserem Versuch, das Wasser abzulassen, im Gegenteil Wasser zwischen Außen- und Innenwand eingedrungen ist. Das Wasser zwischen den Wänden schlingert nun hin und her und bringt das Boot zum Kippen, es rutscht aus den Gurten und stürzt ab. Beim Aufschlagen des Bootes auf dem Wasser gibt es einen Knall, der Außenbordmotor reißt ab und versinkt im Schlamm.
Es dauert nicht lange, bis man den Motor geborgen hat. Der Spiegel des Boots, dort wo der Motor befestigt ist, ist zwar beschädigt, sonst ist das Boot jedoch zum Glück intakt geblieben. Der Motor allerdings hat Schaden genommen: Motorteile sind verbogen, und durch das eingedrungene Wasser läuft er nicht mehr. So stellt sich für Hans die Frage: Den Motor reparieren lassen oder einen neuen kaufen?
Unser Freund lässt das Boot reparieren, entscheidet sich für den Kauf eines „neuen“ gebrauchten Motors und findet nach Tagen einen Mechaniker, der ihm mehrere Exemplare zeigt. Er wählt einen Tauschmotor aus, und nach einer Woche kommt der Mechaniker und montiert ihn.