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Berühmtheit

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Der Mensch ist voller Widersprüche: Er fühlt sich von der Masse angezogen und zugleich abgestoßen. Er hat das Verlangen, auch die beliebten Ausflugsziele aufzusuchen, auch das zu lesen, was man gelesen haben muss, auch das anzuziehen, was man gerade trägt und auch die heute üblichen Ansichten zu vertreten. Mancher möchte gar nicht anders als die anderen sein. Aber jeder spürt auch das Verlangen, sich von der Masse abzusetzen und nicht wie die anderen zu sein. Es regt sich in uns auch der Wunsch, Aufmerksamkeit zu erregen, überlegen und etwas Besonderes zu sein.

Mit der Berühmtheit ist das allerdings so eine Sache. Sie gleicht einer Lawine, meint Hermann Hesse, die der am heftigsten zu spüren bekommt, der darunter gerät. Sie engt seine Bewegungsfreiheit ein, weil man nun alles, was er redet oder tut, in die Öffentlichkeit zerrt. Wer im Mittelpunkt steht, lockt die Voyeure an, die nicht nur auf ihn schauen, wenn er öffentlich auftritt. Sie schauen auch über den Zaun in seinen Garten, und wenn er nicht im Garten sitzt, durch jedes Fenster, und wenn er die Gardinen nicht schnell genug zuzieht, sogar ins Schlafgemach hinein. Er ist der ständigen Beobachtung ausgesetzt.

Nicht weniger gefährlich sind seine Verehrer. Sie würden es ihm übel nehmen, wenn er sich nicht überlegen zeigen würde. Er ist deshalb versucht, sich nicht zu geben wie er ist, sondern wie sie, die Verehrer, das erwarten. Wer sich auf ein Podest stellen lässt, verliert seinen Bewegungsspielraum. Will er seine Freiheit zurückgewinnen, muss er vom Podest herunter­ springen.

Die Masse will Ikonen: sie will anbeten. Aber Anbetung tut keinem gut, nicht einmal einem Heiligen. Der darf sich jedenfalls Verehrung erst gefallen lassen, wenn er längst gestorben ist.

Wake up - Gedanken-Wecker

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