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Politische Verhältnisse

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Bei einem Empfang für „Völkerverständigung und Friedenssicherung“ lernte ich einen Herrn von Papen kennen, der weit über das Land hinaus bekannt wurde, weil er es meisterhaft verstand, jedem politischen System - um Schlimmeres zu verhüten - in führender Position zu dienen: der Monarchie, der Demokratie, einer linken oder rechten Diktatur. Darum bemüht, bei mir Verständnis für das heikle politische Geschäft zu wecken, erklärte er mir: dass man von einem Politiker während einer Legislaturperiode nie eine eigenständige Aussage erwarten dürfe; dass Parteiprogramme keine Absichtserklärungen, sondern Visionen sind, und dass der Datenschutz auch einem Politiker das Recht einräume, seine Gesinnung nicht offenlegen zu müssen. Er selbst schaue gern auf die Zeit seiner politischen Tätigkeit zurück. Er habe schon damals die Erfahrung machen können, dass die Gespräche - sogar während der Zeit der Diktatur - stets in angenehmer Atmosphäre stattfanden und stets von Erfolg begleitet waren. Immer wären sich die Teilnehmer dabei näher gekommen, immer habe man eine Klärung der gegenseitigen Standpunkte erreicht.

Die Humanier geben sich mit der Gesellschaft, wie sie ist, niemals zufrieden, denn sie glauben, dass es die Gesellschaft, die es noch nie gab, doch eines Tages gibt: wo die Armen den Reichtum mit den Reichen und die Reichen die Armut mit den Armen teilen; wo jeder anordnen darf, was andere auszuführen haben; wo die Architekten in den Häusern wohnen müssen, die sie entwarfen; die Juristen nur Gesetze erlassen dürfen, die sie nachweisbar selbst einhalten; die Politiker die Steuern, die sie einfordern, aus ihrer Tasche zahlen müssen; die Schriftsteller nur die Texte schreiben dürfen, die sie erlitten haben, und die Theologen das zu predigen haben, was jeder gerne hört.

Ein Parlamentarier, der wegen seiner Nebeneinkünfte wiederholt in die Schlagzeilen geraten war und nicht genannt werden wollte, versicherte mir, jeder Parlamentarier habe sich in einem Antikorruptionsgesetz darauf verpflichtet, bei sich dieselben Maßstäbe anzulegen wie bei seinen Beamten. Korruption sei bei den Volksvertretern der Humanier nicht nur unbekannt, sondern so verpönt, dass sie dieses Wort mit Verachtung übergehen. Jeder Parlamentarier könne jederzeit eidesstattlich versichern, dass er Geschenke nie annehme, um sich persönlich zu bereichern und sich in seinen Entscheidungen auch nicht beeinflussen lasse, sondern höchstens, um die Staatskasse zu entlasten. Einladungen zum Essen folge er nur, wenn auf diese Weise der Kontakt mit einem Wähler intensiviert werden kann. Firmenwagen lasse er sich nur unter der Bedingung zur Verfügung stellen, dass man ihn nicht als Werbeträger missbraucht. Und auf das Angebot zu einer kostenlosen Ferienreise für sich und seine Verwandtschaft ginge er nur ein, wenn sicher sei, dass das seiner Weiterbildung und letztlich der Völkerverständigung dient.

In Humania ist es üblich, gegen jede Art von Diktatur und Menschenrechtsverletzungen mit großem Mut und bewundernswerter Entschlossenheit aufzutreten, und sich nicht durch Drohungen einschüchtern zu lassen. Das Tragische ist nur, dass Antifaschisten immer erst nach dem Zusammenbruch des Faschismus und Antikommunisten immer erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus auftreten, in Zeiten aber, in denen man sie dringend bräuchte, nicht zu finden sind. So bleibt es ein Rätsel, wo sie sich zwischen 1933 und 1945 aufgehalten haben, und wie sich die Diktatur, angesichts der beeindruckenden Zahl Oppositioneller an der Macht halten konnte.

Hofbeichtväter wurden überflüssig, weil kein Politiker mehr einsehen kann, wehalb er seine Fehler, über die die Medien ausführlich berichten, noch einmal in einer Beichte unter dem Siegel der Verschwiegenheit bekennen soll.

Ein wegen seiner Affären in die Schlagzeilen geratener Bundestagsabgeordneter

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