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Lernen und selbstständig werden

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1947, nach den Sommerferien, konnte ich in die Oberschule in Peine fahren. Eine sehr nette Klassenlehrerin erleichterte mir das Einleben und gab mir Nachhilfe in Französisch, einem Fach, das ich bis dahin nicht hatte.

Unsere Mutter hatte längst herausgefunden, dass unser Vater in Halle lebte und arbeitete. So machte sie sich insgesamt zweimal auf die Reise, einmal bis Helmstedt mit dem Zug, dann zu Fuß über die grüne Grenze und dann wieder mit der Eisenbahn nach Halle, alles in allem ein abenteuerliches und gefährliches Unternehmen. Offensichtlich fiel es unseren Eltern schwer zu entscheiden, ob wir zu Vater in den Osten gehen oder Vater zu uns in den Westen kommen sollte. Schließlich entschieden sich die Eltern für den Westen. Dies war ein Glück für mich, denn ich erinnere mich, dass ich damals fest entschlossen war, im Westen zu bleiben.

Nun war die Familie wieder vereint. Der Zufall half, dass die Eltern eine leer stehende Bahnhofsgaststätte entdeckten und diese dank hilfsbereiter Menschen auch übernehmen konnten. Die Anfangsbedingungen waren für uns recht günstig. Das Mobiliar war noch vorhanden, das Brennmaterial stellte das Industrieunternehmen, dem das Gelände und die Bahnanlage gehörten. Das war mehr als ein Lottogewinn, denn wir und die Reisenden hatten warme Räume. Zu essen gab es auch. Aus Fleischknochen und viel Suppengrün wurde unendlich viel Brühe gekocht, die allen schmeckte. Geschirr war zwar mittels Zigaretten und hilfsbereiter Menschen beschafft worden, ich erinnere mich aber, dass immer sehr schnell abgeräumt und gespült werden musste, weil die Teller sofort wieder gebraucht wurden. Natürlich bestand auch die Gefahr des Klauens.

In diesen Nachkriegsjahren fand ich Anschluss in der katholischen Pfarrjugend, die ich bald im Jugendring, damals der Zusammenschluss aller Jugendverbände der Stadt, vertrat. Als die englische Militärregierung ein sozialpolitisches Seminar anbot, konnte ich daran teilnehmen und war begeistert. Ich denke, dass dort der Grund für mein soziales Engagement gelegt wurde, aber auch das Interesse an sozialpolitischen Themen sowie die Ablehnung autoritärer Strukturen.

Mit schlechten Karten gut gespielt

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