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Geprägt von der starken Mutter

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Wenn ich heute an meine Kindheit und Jugend zurückdenke, haben mich insbesondere Flucht, Vertreibung, Neuanfang und nicht zuletzt das Elternhaus geprägt. Innerhalb von Minuten alles Bekannte, Haus, Umgebung und Freundinnen verlassen zu müssen, war abenteuerlich. Alles änderte sich. Es gab keine feste Unterkunft, keine geregelten Mahlzeiten. Das regelmäßige Waschen, Zähneputzen, Wechseln der Unterwäsche und der Kleider erfolgte nur sporadisch. Es gab Zeit im Überfluss. Denn zum Lesen fehlten die Bücher und zum Spielen die gleichaltrigen Kinder. Neu war die ständige Anwesenheit der Mutter. Sie informierte sich über die jeweilige Situation und handelte danach.

Die Tschechoslowakei verließen wir so schnell mit der Bahn, weil sich absah, dass der Krieg bald enden würde und Mutter die Wut der Bevölkerung in den besetzten Gebieten voraussah. Sie merkte auch bald, dass wir bei der nächsten Anlaufstelle, der Familie meines Onkels väterlicherseits, unerwünscht waren und zog mit uns weiter. Sich informieren, überlegen, handeln. Wenn ich heute zurückdenke, stelle ich immer wieder fest, dass meine Mutter in dieser chaotischen Zeit Enormes geleistet hat.

Daraus habe ich für mich den Kernsatz abgeleitet: Nicht jammern und die Hände in den Schoß legen, sondern überlegen und handeln. In der Weiterführung heißt das, Erwachsene sollten für Heranwachsende Vorbild sein.

Ein anderes Stichwort heißt Verantwortung übernehmen. Vermutlich hätte ich die beschriebenen schwierigen Situationen nicht so gut überstanden, ohne die innere Geborgenheit, die eine starke Mutter gibt.

Dies möchte ich noch einmal an zwei Beispielen verdeutlichen: Auf dem Rückweg nach Gleiwitz mussten wir in einem leer stehenden Bauernhaus übernachten. Am nächsten Morgen machte Mutter Feuer im Herd, um Kaffee zu kochen. Auf einmal ertönten von draußen Männerstimmen. Mutter flüsterte mir zu: „Macht, dass ihr in den Garten kommt. Versteckt Euch hinter Sträuchern, aber lauft nicht vom Haus weg, ich komme wieder“. Tatsächlich nahmen die Russen sie mit, zum Arbeiten. Ängste zu zeigen, war nicht möglich, im Gegenteil, ich musste ja auf meine dreijährige Schwester aufpassen und sie beruhigen. Irgendwie war wohl die Gewissheit da, dass Mutter zurückkäme. Gegen Abend kam sie dann auch. Wir übernachteten noch in dem Haus und verschwanden am nächsten Morgen.

Eine ähnliche Situation erlebte ich später: Als wir einige Wochen im Westen waren, erklärte mir meine Mutter, sie werde über die grüne Grenze gehen, um Vater zu besuchen und mit ihm überlegen, wie es weiter gehen solle. Das ganze würde einige Tage dauern. In diesen Tagen müsste ich auf meine Schwester aufpassen. An Einzelheiten kann ich mich nicht erinnern. Die Angst, dass meine Mutter nicht zurückkommen könnte, habe ich vermutlich gar nicht zugelassen, Pflichtgefühl und Verantwortung überwogen.

Im Nachhinein stelle ich fest, dass wir großes Glück hatten und Mutter immer einen Weg aus schwierigen Situationen fand. Diese Einstellung habe ich von ihr übernommen; gehört zu mir. Der Satz: Hilf dir selbst, dann hilft Dir Gott“ gibt diese meine Haltung gut wieder.

Mit schlechten Karten gut gespielt

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