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Noch einmal zurück

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Auf Umwegen gelangten wir ins Erzgebirge und über Annaberg in den kleinen Ort Schönheide, wo wir zunächst einmal blieben. Hier fand uns auch unser Vater wieder, der ja Kriegsdienstverpflichteter bei der Reichsbahn gewesen und in Halle gestrandet war. Nun beschlossen die Eltern, zurück nach Gleiwitz zu gehen. Sie organisierten einen kleinen Leiterwagen, in den meine Schwester gesetzt sowie das wenige Gepäck verstaut wurde, und dann ging es zu Fuß in Richtung Osten.

Wir kamen durch das zerstörte Dresden, in dem es nur so von russischem Militär wimmelte. In dem Ort, den wir gegen Abend erreichten, übernachteten wir auch, meistens bei Bauern, denn Hotels, Gasthäuser, Pensionen waren längst geschlossen. Natürlich hatten auch die Bauern Angst, dass sie bald ihre Heimat verlassen müssten.

Je weiter wir in den Osten kamen, desto leerer waren die Straßen, umso verlassener die Dörfer. Bald kam im Treck, dem wir uns angeschlossen hatten, das Gerücht auf, dass die Männer alle in Gefangenschaft kämen. So blieben diese zurück, nur Frauen und Kinder zogen weiter. Ich hatte bei den Eltern aufgeschnappt, dass Vater vorhatte, nach Berlin zu gehen. Dort lebte einer seiner Brüder, von dem sich Vater Informationen erhoffte.

Mutter gelangte mit uns Kindern tatsächlich bis nach Gleiwitz. Unser Haus samt Gaststätte waren besetzt. Unsere Hausangestellte hatte jedoch einige Sachen gerettet, die Mutter im Laufe der Zeit gegen Lebensmittel eintauschte. Bis Mutter bei einer guten Bekannten eine dauerhafte Unterkunft für uns bekommen hatte, verbrachten wir die Tage auf einem Bauernhof und schliefen auf dem Heuboden.

Die Wohngemeinschaft bestand aus drei Frauen, zwei Männern und uns zwei Kindern. Der Lebensunterhalt wurde gemeinsam bestritten. Von einem der beiden Männer, der in der polnischen Verwaltung arbeitete, bekamen wir wertvolle Tipps. Die anderen Erwachsenen arbeiteten in einer Nähstube für die Russen, wo sie hauptsächlich Uniformen ausbesserten. Wer von den anderen Frauen Zeit hatte, half bei dieser Arbeit. So kamen wir an Brot und andere Lebensmittel. Hunger mussten wir nicht leiden. Zwar lebten wir von der Hand in den Mund, aber die Keller und Speisekammern der leer stehenden Häuser waren ja gut gefüllt. Außerdem wurde auf dem schwarzen Markt verkauft, was sich nur verkaufen ließ. Während die Frauen beschäftigt waren, musste ich kleine Besorgungen erledigen. Als ich wieder einmal unterwegs war, verfolgte mich auf dem Rückweg ein russischer Soldat. Da ich mich im Ort auskannte, konnte ich ihm entkommen. Es war schrecklich.

Da Mutter ja Polnisch sprach, konnte sie sich frei bewegen, ohne als Deutsche aufzufallen. Wenn wir Kinder dabei waren, durften wir kein Wörtchen sprechen, was uns natürlich manchmal sehr schwer fiel. Dabei hätten die russischen Soldaten meine hübsche kleine Schwester mit ihren blonden Haaren und den blauen Augen gerne auf den Schoß genommen, gestreichelt und mit Süßigkeiten verwöhnt

Mit schlechten Karten gut gespielt

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