Читать книгу Die Mächtigen, die Scheinmächtigen und die Ohnmächtigen - Werner Linn - Страница 6

Wieder Krieg - in Afghanistan!

Оглавление

Nach der Sommerpause wird das Leben in einer deutschen Anwaltskanzlei regelmäßig hektischer, um sich dann im Herbst leicht zu beruhigen, damit der Weihnachts- und Feiertagsstress überhaupt überstanden werden kann; zum Jahreswechsel fallen oftmals Arbeiten an, die mit Fragen der Verjährung zu tun haben. Nach Weihnachten kommen dann auch eine Vielzahl Ehescheidungsfälle - nur weil während der Feiertage Gelegenheit hatte festzustellen, dass es doch soweit gekommen war, dass man sich auseinandergelebt hatte.

Auch wenn Rechtsanwalt Lenning nicht als "Durchschnittsanwalt" bezeichnet werden kann, hatte auch er sich diesen Schwankungen der Arbeitsbelastungen zu stellen. Im September 2001 gab es viel an Routine und wenig Aufregendes, so dass Lenning sich eigentlich freute, als sich das erste Oktoberwochenende näherte. An diesem Wochenende hatte er nämlich schon lange einen Termin in Burgund vereinbart, an dem er seine alten Freunde, zu denen er erst jüngst den Kontakt wiedergefunden hatte, treffen wollte.

Das erste Oktoberwochenende ist in Burgund der Beginn einer großen Festzeit. Zu diesem Zeitpunkt gibt es schon oft den Primeur, den jungen Wein der letzten Lese. Entsprechend feucht und fröhlich sollte auch dieses Wochenende für Lenning werden, der sich Freitag nach dem Dienst mit dem Labrador Dax in Richtung Burgund absetzte; kurz vor dem Autobahnkreuz Neuenburg erhielt Lenning einen Anruf von Rooy

„Wolf“, sagte Rooy, dessen Stimme weit entfernt klang, „das ist wirklich keine Hühnerscheiße, die ich habe! Wahrscheinlich werden wir uns nie mehr wiedersehen. Ich gebe Dir jetzt schnell den Namen eines Freundes, der Dich bei der Fortsetzung des Rechtsstreits in Hamburg unterstützen soll. Er genießt mein volles Vertrauen.“

„Aber Rooy“, wandte Wolf ein.

„Wolf, schreib´ Dir den Namen auf! Keith Hulk aus Rotterdam...“

Lenning versuchte wieder einzuwenden, dass er im Moment gar nicht schreiben könne, da er schließlich auf der Autobahn fahre, aber Rooy bestand darauf und teilte Lenning mit, er werde ihm im übrigen per E-Post diese Daten von Keith durchgeben.

„Ja.“ erwiderte schließlich Lenning. „Wie geht es Dir eigentlich jetzt, spricht Deine Therapie gut an?“

Rooy hatte im August Lenning in Hamburg verlassen und sich erst drei Wochen später aus Australien zurückgemeldet. Damals hatte er Lenning relativ kurz mitgeteilt, er sei in Tirol gewesen und habe dort einen Zusammenbruch erlitten. Rooy wurde in die Uniklinik in Innsbruck verbracht, wo man nach langwierigen Untersuchungen eine Bluterkrankung feststellte. Schließlich stand die Diagnose schon in Innsbruck fest: Rooy litt an fortgeschrittener Leukämie. Mit einem Krankenflug wurde er nach Australien transportiert, von wo er schließlich Lenning über seine Erkrankung in Kenntnis setzte. Große Gedanken hatte sich Lenning zu diesem Zeitpunkt noch nicht gemacht, da er das Gefühl hatte, auch Rooy sei nicht sonderlich über diese Erkrankung beunruhigt. Umso erstaunter war Lenning nunmehr, als er ihn in dieser Weise reden hörte.

Rooy ging es offensichtlich sehr schlecht und Lenning versuchte, ihn zu beruhigen.

„Das ist auch heute heilbar und wir werden Dich in unsere täglichen Gebete einschließen...“

Aber Rooy ließ nicht locker. „Wolf,“ meinte er zum Abschied, „wir werden uns vielleicht noch zwei-, dreimal am Telefon unterhalten, aber sehen werden wir uns in diesem Leben nicht mehr. Leb´ wohl, Wolf.“

Und dann hörte Lenning das Geräusch des Auflegens eines Hörers. Lenning war zunächst ärgerlich. Er hatte sich schon so auf das Wochenende gefreut - mit allem drum und dran - und jetzt hörte er von dem nahen Ende eines guten Freundes. In diesen Gedanken setzte Lenning seine Fahrt fort und war schon über dem Rhein, als er eine Idee hatte. In einem kleinen Ort in den Süd-Vogesen, an dem er gerade vorüberkam, wohnte eine Jugendfreundin, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Connie und Lenning kannten sich bereits als Kinder, später war der Kontakt etwas unterbrochen worden, weil Connie, die inzwischen Tiermedizin studierte, einen Tierarzt aus dem Oberelsass geheiratet hatte und dort eine Tierarztpraxis eröffnen wollte. Später hörte Lenning von Connies Scheidung, wobei er zuerst überlegte, warum Connie nicht mit ihrer Scheidung zu ihm als Anwalt gekommen war. Von Connies Eltern erfuhr Lenning in diesem Zusammenhang auch, dass Connies Anwalt sie wohl nicht besonders gut im Scheidungsverfahren vertreten hatte...

Lenning griff wieder zum Telefonhörer und prüfte, ob Connies Nummer gespeichert war. Tatsächlich fand er die Nummer und wählte Connie an. Sie meldete sich prompt.

„Hallo Connie, was machst Du denn?“ fragte Lenning. „Um mit der Tür gleich ins Haus fallen, hast Du Zeit, um mit nach Burgund zu fahren? Dort ist ein Weinfest.“

Connie überlegte kurz, schließlich sagte sie ohne zu zögern: „Prima, ich komme mit. Wann holst Du mich ab?“

„In zwanzig Minuten bis in einer halben Stunde“, dachte Lenning laut nach.

„Ok, ich bin fertig. Bis dann.“

„Bis dann!“ erwiderte Lenning, dem in diesem Zusammenhang Rooys Schicksal völlig entfallen war.

Die Freude auf das Wiedersehen mit Connie und das Wochenende wischten die traurigen Gedanken beiseite.

Lenning hatte keine Probleme, Connies Haus zu finden. Er war zwar erst zweimal dagewesen, aber er hatte ein Ortsgedächtnis wie nur wenige. Connie war nicht allein, als er ankam. Eine Freundin, die Lenning bereits auch einmal gesehen hatte, stand mit ihr im Vorgarten. Gabi sollte Connies Tiere während deren Abwesenheit am Wochenende versorgen. Die Begrüßung war herzlich, auch von Gabi bekam Lenning ein Begrüßungsküsschen, was besonders im Elsass absolut üblich ist.

„Na dann, fahrt mal schön, ihr Chaoten“, meinte Gabi. „Eigentlich würde ich ja ganz gern mitfahren, aber so ein Wochenende in Ruhe hat auch seine Reize.“

Es dauerte nicht einmal mehr als eine Viertelstunde und schon befand sich Lenning mit Connie auf der Autobahn Richtung Burgund.

„Wie ist es Dir in der Zwischenzeit ergangen?“ meinte Lenning, nachdem man sich einige Minuten lang ohne eigentlichen Grund angeschwiegen hatte.

„Ja, weißt Du...“, meinte Connie. „die Arbeit schlägt mir über dem Kopf zusammen und wenn tatsächlich keine Arbeit da sein sollte, komm´ ich auf noch dümmere Gedanken und schließlich...!“ Connie zögerte. „Und schließlich befindet man sich in der schönsten Depression.“

In diesem Augenblick dachte Lenning wieder an die ausweglose Situation Rooys, die ihm ganz entfallen war, dann aber kam ihm Hilde in den Sinn, die sich auch schon über Depressionen geäußert hatte.

Laut sagte er: „Wenn ich Dich so anschau´...“ dabei griff er ihr in die Haare, „erscheint es mir völlig ausgeschlossen, dass Du Depressionen haben könntest.“

- Freundliches Lachen. -

„Hier ist keine Spur von Depression.“

„Meinst Du?“ entgegnete Connie, ohne den Glanz ihres Lachens zu verlieren.

„Ich bin sogar in Behandlung und nehme an einer Selbsthilfegruppe teil.“

„Selbsthilfegruppe?“ stieß Lenning betroffen hervor. „Du meinst lauter solche ... Kranke?“

Connie nickte wiederum ohne zu sprechen.

„Ja wird man da nicht ganz verrückt, soll das hilfreich sein?“ forschte Lenning.

Schließlich sah er wieder das Nicken von Connie, fuhr ihr abermals durch die blonden Haare und zog sie zu sich. Ihre Lippen trafen sich und automatisch verlangsamte Lenning die Fahrt.

„Wie weit ist es noch bis zum Hotel?“ meinte Connie.

Lenning überlegte. „Noch weit über eine Stunde und wenn wir so langsam fahren, wahrscheinlich zweieinhalb.“

Connie blickte mit noch strahlenderen Augen zu Lenning. „Hältst Du das noch so lange aus?“

Lenning schüttelte den Kopf.

„Auf einen Parkplatz fahren?“ fragte er ungläubig.

„Nein, fahr´ einfach zurück, wir sind ja gerade erst zwanzig Minuten gefahren.“

Lenning verstand. Er verließ die Autobahn bei der nächsten Auffahrt und fuhr nach Anweisungen Connies auf der Landstraße eine Abkürzung zurück.

Als die beiden auf Connies Haus zufuhren, waren die bisher tief hängenden Wolken aufgerissen und Sonnenstrahlen beleuchteten die Häusergruppe. Lennings Stimmung war steil nach oben gedreht. Als er ausgestiegen war und auf den Hauseingang zuschritt, war es fast schmerzhaft.

„Das hat wohl Connie gemeint“, schoss es ihm durch den Kopf.

Connie ihrerseits war höchst aufgeregt und fand nicht auf Anhieb den passenden Schlüssel.

„Heute bellt gar kein Hund!“ bemerkte sie verlegen und schließlich war die Tür offen und Dax voran, drängten die beiden in den Eingang herein, um sofort übereinander herzufallen.

Die Münder trafen sich, Zungen zuckten und Lenning hörte das Reißen von Stoff. Ohne sich einen weiteren Gedanken darüber zu machen, was zerrissen war, stürmte er vorwärts, Connie vor sich herschiebend, in den nächsten Raum. Connie ihrerseits setzte Lenning bewusst keinerlei Widerstand entgegen, unbewusst jedoch behinderte sie Lenning in der Vorwärtsbewegung, während sie an seinem Hemd herumnestelte und vor Erregung nicht in der Lage war, nacheinander die Hemdknöpfe zu öffnen. Lenning seinerseits gab sich wenig Mühe, Knöpfe zu öffnen. Er fasste Connies Bluse am Hosenbund und zog sie ihr über den Kopf, während Connie es aufgegeben hatte, die vielen Knöpfe an Lennings weißem Hemd zu öffnen; statt dessen riss sie, während Lenning instinktiv den Bauch einzog, die Hose, ohne den Bund zu öffnen, nach unten, was Lenning in gleicher Weise an ihr vollbrachte. Connie, die so gut wie nie einen BH trug, war nun völlig nackt. In diesem Augenblick schien sie Lenning so anziehend, dass er nicht mehr daran dachte, Krawatte und weißes Hemd abzulegen. Mit beiden Armen umfasste er sie und hob sie hoch, als ob sie ein Fliegengewicht wäre. Lenning war in keiner Weise schwächlich, aber ohne jedes Krafttraining hätte man ihm dies nicht zugetraut, zumal er Connie einige Momente in dieser Lage hielt. Instinktiv angelte Connie mit beiden Beinen nach Lennings Lenden und glitt nun fast zärtlich abwärts, als Lenning gleichzeitig sich nach vorne beugend Connie absenkte. Als Connie mit ihrer intimsten Öffnung Lennings Körper berührte, fühlte er einen Moment in Höhe des Bauchnabels etwas wie einen „Schmatzer“, einen feuchten Kuss, der gleichzeitig sich ablösend nach unten weggewischt wurde. Noch während Lenning das Übergewicht nach vorn zu bekommen schien, fing er den Sturz in den Knien ab und Connie sanft auf das Sofa niederlegend drang er - seinerseits nunmehr auch nicht mehr trocken - im gleichen Schwung des Niederlegens in Connies aufgeweichte Vulva ein, die sich sofort fast krampfhaft verengte und dabei automatisch ein explosionsartiges Zucken bei Lenning auslöste, was Connies Bewegungen bei gleichzeitigen Ansteigen des Geräuschpegels verstärkte. Eruptionsartig schwoll bei beiden das Geschehen an, um sich in ständig steigernden Kaskaden einem Höhepunkt zu nähern, der nicht nur für beide unvergesslich bleiben würde, sondern zunächst energiemäßig beide Körper so auszehrte, dass sie einige Minuten leblos auf dem Sofa liegen blieben, um sich dann, immer noch umarmend, langsam im Bereich des Unterleibs entkrampfend, zu lösen zu beginnen, wobei durch die wegen der enormen Feuchtigkeit herabgesetzten Reibung es nicht ausbleiben konnte, dass Lennings erregiertes Glied in Connies Scheide rutschte, wobei vereinzelt weitere Kaskaden bei beiden ausgelöst wurden. Schließlich verebbte jede Bewegung und Connie schlief in Lennings Armen ein. Als Lenning erwachte, war die Sonne bereits am Untergehen. Lenning zog sich inzwischen die erheblich gelockerte Krawatte und das ganz aufgeknöpfte Hemd aus. Durch ein zärtliches Schütteln weckte er Connie, die aus dem tiefen Schlaf aufschreckte.

„`Petit Mort`, sagen die Franzosen zu so einem multiplen Orgasmus.“ Connies Worte waren wie eine Folge von Seufzern, einem Stöhnen gleich.

„Kleiner Tod“, wiederholte Lenning auf Deutsch. „Dabei bedeutet er doch das Leben“, setzte er fort.

„Leben, aber erst nach einer Pause“, lächelte Connie, während sie mit der Hand nach Lennings Glied griff. „Du hast ja immer noch nicht genug!“ meinte sie.

Lenning lachte. „Wie meinst Du das?“

„Na ja, so.“ Connie schwang sich wie ein Reiter auf den am Rücken liegenden Lenning, wobei - wie automatisch - Lennings Glied in Connies Scheide glitt. Lenning wollte abwehren, mit "Blick zur Uhr" begann er, weiter kam er jedoch nicht, denn schon setzte sich das Zucken von Connies Scheide in Lennings Phallos fort. Connie hob und senkte ihr Becken rhythmisch, wobei die Frequenz der Schwingung ebenso wie die Amplitude größer wurde. Schließlich senkte Connie die Frequenz deutlich ab, während ein Zittern ihren Körper durchlief. Im gleichen Augenblick bekam Lenning das Gefühl, sein erregierter Penis werde länger und länger gezogen. Jeden Moment musste das Ende erreicht sein und... Lenning hatte in diesem Moment Angst vor kalter Luft, aber Connie schien Lennings Angst zu bemerken und liebevoll küsste sie ihn und schüttelte den Kopf.

„Nein, ich halte Dich doch fest.“

„Deine Glans ist zum Druckknopf geworden!“ Ein neckisches Lächeln umspielte ihre Lippen.

Lenning fehlten die Worte. „Ja, das ist ein uraltes Prinzip. Auch im Tierreich kommt so etwas vor“, klärte Connie Lenning auf. „Die Eichel ist wesentlich dicker als der Schaft, der Eingang der Scheide wird durch Muskeln verengt. Hast Du noch nie etwas von einem penis captivus gehört?“

Lenning richtete den Oberkörper auf, während Connie ihr Becken sinken ließ, wobei sie sich Lennings Penis wieder vollständig in ihre Scheide schob.

„Ja.“ stöhnte Lenning, während er sich zurücklehnte. „Das ist ein gefangener Penis und kommt durch krampfhaftes Zusammenziehen der Scheide vor. Ich glaube, Vaginismus nennt man dies.“

„Hast Du ein Semester Medizin studiert?“ fragte Connie ungläubig.

„Nein“, tröstete sie Lenning. „Ich habe das Leben studiert.“

„Dann hast Du das schon erlebt?“ fragte Connie ungläubig, während sie das Becken anhob bis fast zum Austreten der Eichel aus der Scheide. Mit einem Ruck zog Lenning nunmehr auch die Eichel aus der Scheide, um sie sofort wieder mit Druck vollständig Connie hinein zu stoßen. In diesem Augenblick drückte Connie ihr Kreuz durch, so dass ihr Kopf in den Nacken fiel und fing von neuem die inzwischen Lenning wohlbekannte kreisende Schwingung an, um erst dann aufzuhören, als beide völlig erschöpft auseinander glitten.

„Schlafen können wir jetzt nicht mehr, wir kommen zu spät“, betonte Lenning.

„Auf, lass´ Dich nicht halten!“ sprach Connie und hüpfte von der Couch.

Lenning betrachtete den großen feuchten Fleck und zuckte entschuldigend die Schultern.

„Das ist nicht alles von Dir“, beruhigte ihn Connie. „Meine Barttolin´schen Drüsen haben das ihre auch getan, bilde Dir nichts ein.“

Lenning musste schmunzeln. Er blickte von Connies gerötetem Geschlechtsteil beinabwärts.

„Du solltest aber die Barttolin´schen Drüsen einstellen, sonst wirst Du noch austrocknen“, lachte er und wies auf die schlierenhafte Feuchtigkeit, die an Connies Innenoberschenkeln nach unten lief.

Connie hüpfte ins Bad, um nach dem ersten Handtuch zu greifen und es sich zwischen die Oberschenkel zu klemmen. Während sie Lenning neckisch herausfordernd die Zunge herausstreckte.

Lenning meinte: „Man sollte nach einem solchen Erlebnis ein Bad nehmen.“

Connie schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht, sonst sind die Hotelzimmer alle vergeben, außerdem können wir ja ein Bad nehmen, wenn wir heute fertig sind.“

„Du bekommst wohl nie genug“, grinste Connie, die sich in dem großen Spiegel betrachtete. Lenning ging etwas in die Knie und zog Connies Körper an sich, wobei sein immer noch erregiertes Glied Connie wieder in die Scheide rutschte. Connies Gesichtsausdruck entsprach dem Lennings, als sie beide in den Spiegel schauten. Leicht schmerzverzerrt und dennoch leidenschaftlich glücklich.

„Siehst Du, warum wir kein Bad nehmen sollten?“ meinte Connie lehrmeisterlich. „Wenn wir uns jetzt richtig abseifen, reißt Du Dir heute Abend die Vorhaut und mir die Schamlippen ab.“

Lenning lachte. „Bis heute abend sorgen Deine Barttolin´schen Drüsen für weiteren Nachschub und im übrigen...“

Lennings Funktelefon klingelte. Zunächst wollte er das Gespräch nicht annehmen, blickte jedoch auf das Display, das ihm sagte, dass Tom am anderen Ende der Leitung darauf bestehen würde, ihn zu sprechen. Lenning drückte die Taste.

„Ja, Tom, ich bin nur im Verkehr stecken geblieben“, meinte er lapidar.

„Das habe ich mir doch gedacht, dass Du nicht pünktlich bist. Wo bist Du denn jetzt eigentlich?“

„Ja, eigentlich stecke ich immer noch fest, aber in...“

„Sag´ nicht ‚in einer Stunde’ “, tönte es aus dem Hörer, „sonst sind wir nämlich weg.“

„Was habt Ihr denn so dringend?“

„Ach, es hat eine Auseinandersetzung gegeben. Komm´ so schnell Du kannst. Wir treffen uns, wie schon besprochen im Lion d´Or. Bis dann!“

Tom hatte aufgelegt. Lenning schaute immer noch in den Spiegel und konnte sich nicht von Connie trennen. Connie ihrerseits hatte das Kreuz durchgedrückt, so dass ihr Becken nach hinten angehoben wurde. Für sie und Lenning war das ein tolles Gefühl, als sie jedoch Lennings heruntergezogene Lippen bemerkte, schwenkte sie das Becken nach vorn, so dass Lennings Glied aus ihrer Scheide glitt und forderte ihn auf: „Mach´ jetzt schnell. In zwei Minuten sind wir hier weg.“

Tatsächlich konnte Lenning sich nicht so schnell fertig machen, wie Connie dies tat. Etwas schwerfälliger suchte er seine Klamotten zusammen und musste feststellen, dass sein Hemd am Ärmel ausgerissen war.

„Dann kann ich ja heut´ Abend meine Jacke gar nicht ausziehen oder...?!“

Connie grinste Lenning frech an. „Meinst Du, ich flicke Dir Dein Hemd noch, bevor wir fahren? Aber ich gebe Dir ein neues Hemd.“

Lenning blickte ihr nach, als sie zum Schrank ging. „Sie hat wirklich eine gute Figur“, meinte er bei sich.

„Das ist ja mein Hemd“, stellte er fest.

„Ja! Du hast es das letzte Mal vergessen. Ich habe es gewaschen, gebügelt und in den Schrank gelegt.“

Lenning küsste sie.

„Und wenn ich das nächste Mal komme, ist dieser Riss genäht, das Hemd gewaschen, gebügelt und wartet im Schrank auf mich.“

„Das würde Dir so passen.“ meinte sie schnippisch und knöpfte ihm nun mit einer Geschwindigkeit das Hemd zu, dass Lenning nur staunen konnte. „Beeil´ Dich, Du hast Deinen Freund gehört. Sie warten nicht mehr lange.“ Und schon schob sie Lenning zur Tür hinaus und beide fuhren wieder auf die Autobahn...

Lenning hörte schon von Weitem Stimmengewirr, das sich - im wesentlichen in Englisch - von der französischen Umgebung absetzte; also wusste er genau, wohin er im dichtgedrängten Lokal zu steuern hatte. Als er die Tür zum Gastzimmer öffnen wollte, wurde ihm der Türgriff regelrecht aus der Hand gerissen. Verdutzt schaute er Tom ins Gesicht.

„Endlich, Wolf Lenning!“

Die Aufregung stand ihm so deutlich auf der Stirn, dass Tom nicht einmal versuchte, etwas zu verbergen.

„Aber gut, dass ich Dich hier treffe, komm´ einen Moment mit hinaus!“

Er schob Lenning regelrecht aus der Tür hinaus und ging mit ihm durch eine Seitentür ins Freie. Es war ein warmer Abend in der kleinen Ortschaft. Lenning genoss die frische Luft, als er am Eintreten in die Gaststube gehindert und Hals über Kopf wieder zurück ins Freie befördert wurde.

Im Gedränge hatte Connie Lennings Hand ergriffen, um nicht verloren zu gehen. Jetzt erst bemerkte Tom, dass er nicht mit Lenning alleine war.

„Oh, habe ich vergessen vorzustellen?“ Lenning war keineswegs verlegen. „Tom, Du hast mich so überrascht, dass ich gar nicht dazu gekommen bin! Connie, das ist Tom; Tom, das ist Connie.“

Beide reichten sich stumm die Hand und nun war es Tom, der Lenning etwas verlegen von der Seite anschaute.

„Dann lass´ uns wieder hineingehen!“ meinte er und ließ nun Lenning und Connie den Vortritt, ohne zu schieben.

Lenning schüttelte den Kopf. „Nein Tom, Du wolltest doch etwas sagen und das kannst Du ruhig vor Connie tun, aber...“, ergänzte er, „wenn es Dir etwas ausmacht, wird Connie ohne weiteres einen Platz für uns freihalten.“

Dankbar griff Tom diese Möglichkeit auf.

„Das ist nämlich recht wichtig, Du glaubst gar nicht, wie schnell hier drin ein Stuhl weg ist und die Bänke sind ohnehin alle besetzt.“ Zu Connie gewandt meinte er „Am besten, Du hältst gleich für mich auch einen Platz frei, denn ich glaube nicht, dass die da drin im Eifer des Gefechtes daran denken, dass ich mich nachher noch mal dahinsetzen möchte.“

Connie verstand. Als Tom einer Kellnerin winkte und nicht gerade herschaute, zog Connie die Augenbrauen leicht hoch, zuckte die Schultern und verschwand wortlos im Saal. Als die Tür geöffnet wurde, drang ein enormer Geräuschpegel nach draußen und gleichzeitig quoll dichter Qualm aus der halbgeöffneten Tür, so dass die Lichtstrahlen wie im Nebel nach draußen fielen.

Lenning schoss es durch den Kopf, dass er Connie, die die Übrigen nicht kannte, gar nicht erklärt hatte, an welchem Tisch sie Plätze freihalten konnte. Aber – da war er sich sicher – Connie, als eine sehr kluge Frau, würde aus dem Vorangegangenen ohnehin die Zusammenhänge erraten und Connie war auch sicher selbstbewusst genug, sich der Männergesellschaft vorzustellen. Tom bat die Kellnerin in einem für Lenning schwer verständlichen amerikanischen Französisch um eine Flasche Wein mit zwei Gläsern und steuerte sofort auf den nächsten kleinen Bistrotisch zu, der ganz einsam mit zwei Stühlen an einem Holzverschlag stand.

„Nimm´ Platz, Wolf. Es ist inzwischen viel passiert“, forderte er Lenning auf.

Lenning griff in seine Tasche, zog eine Schachtel Zigarillos hervor und bot Tom eine an. Tom griff wider Erwarten zu, so groß war seine Aufregung, denn er hatte das Rauchen schon vor Jahren aufgegeben.

„Stell´ Dir vor, Wolf, was Omar, ja sogar Plummy die ganze Zeit drüben reden. Hältst Du es für möglich, dass ein ruhiger Mensch wie Hossein, sich drinnen anerkennend über die Attentäter vom 11. September äußert?“

„Was ist denn Deiner Meinung nach vorgefallen, Tom?“ fragte Lenning und blies den Rauch provokativ in Toms Gesicht.

Tom sah verständnislos vor sich auf den Tisch, wo die Kellnerin gerade eine Karaffe mit Rotwein absetzte.

„Sie hat Dich nicht verstanden“, meinte Lenning lächelnd. „Aber der Primeur wird ohnehin besser offen genossen.“

Tom schien gar nicht hinzuhören, er begann stockend:

„Am 11... September wurde die... gesamte zivilisierte Welt angegriffen. Den USA wurde... der Krieg erklärt.“

„Es war ein feiger Anschlag, genau wie damals in Pearl Harbour!“ setzte John, der unbemerkt hinzugetreten war, deutlich hinzu.

Tom blickte auf.

„Guten Abend, John!“

Wolf stand auf und schüttelte ihm die Hand.

„Schon lange nicht mehr gesehen, Du hast immer noch keinen Vollbart?“

John lächelte.

„Tom hat ein paar Probleme mit den anderen und wünscht unbedingt Deine Vermittlung.“

Überrascht schaute Lenning John ins Gesicht. „Worum geht es?“ forschte er.

John zog sich einen Stuhl irgendwo aus dem Dunkel neben dem Holzverschlag hervor und setzte sich zu den beiden.

„Ja, es geht natürlich um die Ereignisse vom 11. September.“

Lenning schaute ihn noch erstaunter an.

„Worum geht es genau?“

Da sprudelte es auch schon aus Tom hervor. „Wolf, kannst Du Dir vorstellen, für die Attentäter des 11. September...“

John unterbrach ihn, ohne eine Antwort von Lenning abzuwarten.

„Weißt Du, Wolf, Omar hat ein gewisses Verständnis für die...“

Er wurde von Tom unterbrochen. „Kannst Du Dir vorstellen, dass eine ruhige Person wie Plummy sogar Achtung für die Attentäter empfindet. Kannst Du Dir vorstellen, dass irgendjemand Sympathien für einen solch feigen Angriff mitten im Frieden hegen könnte?“

Er blickte Lenning erwartungsvoll an. John seinerseits hielt ihm die flache Hand vor die Augen.

„Mitten im Frieden, wie damals in Pearl Harbour!“ setzte er nach.

Lenning griff zur Karaffe und schenkte die beiden Gläser voll, winkte die Kellnerin herbei, zeigte auf das Glas und hob einen Finger hoch. Die Kellnerin verstand sofort und noch während sie das dritte Glas einschenkte, begann Tom abermals und in seiner Erregung wiederholte er die Vergleichbarkeit der Ereignisse 1941 mit denen 2001.

„Mitten im Frieden waren die Vereinigten Staaten angegriffen worden – und diesmal sogar auf dem amerikanischen Festland.“

Lenning nagte an seiner Unterlippe.

„Weißt Du, dass damals Präsident Roosevelt und andere US-Politiker vor dem Angriff informiert waren und dies nicht nach Hawaii weitergegeben haben?“

„Das ändert nichts...!“

„Halt!“ hinderte ihn Lenning, „Wenn Du schon vergleichst, dann zieh´ auch die Vergleiche vollständig! Du weißt, dass das World Trade Center kurz zuvor verkauft worden ist.“

„Aber...“, wollte Tom einwenden.

„Und Du weißt, dass zum Zeitpunkt des Einschlages der ersten Maschine entscheidende Persönlichkeiten sich nicht in den Türmen aufhielten, obwohl sie sonst an jedem anderen Tag der Woche um diese Zeit da waren!“

Tom verstand nicht ganz, was Lenning meinte und blickte dann John fragend an.

„Wollen wir nicht erst einmal hineingehen und nach den anderen sehen, insbesondere...“

„Omar!“

John machte eine Pause, denn der Genannte trat auf die Gruppe zu.

„Und Omar wartet schon ganz besonders auf Dich!“ beendete John seinen Satz.

„Hallo, Omar!“

Lenning war aufgestanden und umarmte Omar, ähnlich wie damals in Hamburg.

„Du hast Dich nicht verändert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben“, lachte Omar. „Komm´ mit hinein!“

Lenning blickte zu Tom und schüttelte den Kopf.

„Wir können ja nachher noch weiterreden“, sagte Lenning.

Die vier begaben sich wieder in die Wirtsstube, ohne noch auf den Qualm zu achten, der nach wie vor die Sicht im Raum leicht trübte. Lenning überblickte den Raum, er bemerkte sofort die Runde, die in der hinteren rechten Ecke an einem langen Tisch vor einem Fass zu tagen schien. Connie saß mit dem Rücken zu Lenning, so dass sie als einzige nicht bemerkte, dass er den Raum betreten hatte. Plummy und Hossein erhoben sich von den Plätzen, um den Neuankömmling zu begrüßen. Ahmad kam ebenfalls auf Lenning zu, umarmte ihn und zwinkerte mit den Augen.

„Eine charmante Begleitung hast Du mitgebracht, aber...“

„Sie ist zuverlässig...“ unterbrach ihn Lenning, „und Du brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Sie kann schweigen wie ein...“

„...offener Mund.“ meinte John. „Oder versuch´ einmal mit dem Mund zu reden, ohne ihn zu schließen.“

Alle lachten und die Spannungen waren auf ein Minimum reduziert. Lediglich Tom war etwas stiller als sonst.

„Wo ist übrigens Sayed, er war doch in Hamburg noch dabei?“ erkundigte sich Lenning.

Ahmad betrachtete ihn einen Moment mit Erstaunen und legte Lenning seine Hand auf die Schulter und meinte:

„Setz´ Dich, dazu später!“

Lenning hatte begriffen, er würde den Namen nicht mehr in der Runde erwähnen.

„Zuletzt habe ich ihm ein Visum für die Einreise in die USA besorgt und bin dann sogar mit ihm von Frankfurt nach New York geflogen“, meinte Tom und setzte hinzu „Mir ist auch schon aufgefallen, dass er hier fehlt. Wo treibt der sich denn rum?“

Omar und Ahmad blickten zuerst sich und dann Lenning an, während John insbesondere Lenning dabei besonders aufmerksam musterte.

„Lass´ jetzt, Tom. Genieß doch erst mal den feinen Wein und dann das hervorragende französische Essen, das Du sonst ja nie bekommst.“

Tom reagierte gereizt.

„Tu´ nicht so, als ob Du nie einen Burger zu Dir nimmst und während des Essens wird der 11. September und alles was dazu gehört nicht mehr erwähnt.“ gebot Lenning, der den Arm um Connie legte und bei dieser Gelegenheit sie fragend anschaute und dann im Kreis herumblickend fragte: „Haben sich denn alle inzwischen bekannt gemacht?“

Alle nickten zustimmend und begannen zu essen, wobei sich kleinere Gesprächsgruppen bildeten und auf diese Weise wurden die zu Anfang wohl entstandenen Spannungen abgebaut und nicht nur Lenning hoffte, dass nach dem Essen weiter friedlich gefeiert werden konnte. Dass die Zeit schon erheblich vorgerückt war, konnte man daran erkennen, dass sich die meisten Plätze geleert hatten. Nur noch wenige Gäste starrten teils philosophisch, teils angeheitert in die vor ihnen stehenden, meist halbvollen Rotweingläser und der Geräuschpegel war auch deshalb erheblich zurückgegangen, weil nur noch wenige Personen überhaupt in Diskussionen und Gespräche vertieft waren. Auch an Lennings Tisch hatten sich die Reihen etwas gelichtet. Tom war an die frische Luft gegangen, um sein Gemüt abzukühlen. Er konnte überhaupt nicht verstehen, dass Leute in seinem eigenen Freundeskreis nicht bereit waren, die Attentäter vom 11. September 2001 in Bausch und Bogen zu verdammen. Noch mehr hatte ihn aber die abwägende Haltung Lennings aufgebracht, die er als abwartend empfand, wobei ihm nicht klar zu sein schien, nach welcher Seite er letztlich tendieren würde.

Connie war schon relativ früh, von Lenning begleitet, auf ihr Zimmer gegangen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass es Lenning nicht fertig brachte, in dieser Situation weitere Zärtlichkeiten auszutauschen oder gar der Männerrunde in der Gaststube fernzubleiben. Mit einem festen aber nicht allzu langen Kuss verabschiedete sich Lenning zunächst und begab sich raschen Schritts in die Gaststube, wo er das Fehlen von Tom feststellen musste. Die Sitzordnung hatte sich nun völlig aufgelöst und so kam es, dass er zwischen Plummy und Hossein zu sitzen kam. Beiden schien es sehr recht zu sein, Lenning zwischen sich sitzen zu haben, denn beide begannen fast gleichzeitig ein Gespräch, wobei Lenning Probleme hatte, den einen nicht hinter den anderen zurückzusetzen. Schließlich stellte aber Lenning fest, dass beide auf das selbe Thema hinaus wollten, so dass es ihm unschwer gelang, abwechselnd beide zu Wort kommen zu lassen, ohne dass der Gesprächsfaden abgerissen wäre.

„Wissen Sie, was mich am meisten daran wundert?“

Plummy war an der Reihe.

„Dass Sayed sich von Ihnen mit keinem Wort verabschiedet hatte“, bemerkte Lenning, der dem Gespräch sehr aufmerksam gefolgt war.

„Er hat noch nicht einmal gesagt, dass er verreist oder fortzieht“, setzte Hossein das Gespräch fort.

Lenning blickte zunächst zu Hossein, dann zu Plummy und als ob er sie beide auf eine einheitliche Antwort festlegen wollte, fragte er langsam und deutlich:

„Hat denn einer von Euch überhaupt den Versuch gemacht, in der Zeit, bevor Sayed weggegangen ist, von ihm zu erfahren, warum er immer mehr in sich gekehrt war und dabei offensichtlich die Gesellschaft anderer mied?“

Die beiden senkten zunächst den Blick, dann aber gab sich Plummy einen Ruck.

„Wir kamen ja nicht mal mehr so an ihn heran. Er hatte andere Gesellschaft…“ und Hussein setzte hinzu: „Ja, andere Studenten schienen ihn wesentlich mehr zu faszinieren, als seine alten Freunde.“

„Ah!“ meinte Lenning, „Kennt Ihr denn die neuen Freunde oder wenigstens einen von ihnen?“

Die beiden blickten sich an, dann war es wieder Plummy, der das Wort ergriff.

„Wir sind uns da nicht sicher, aber wir haben dann die Bilder der Attentäter des 11. September gesehen...“

„...und glaubten, dort jemanden zu erkennen.“ setzte Hussein fort.

Lenning wirkte kaum überrascht.

„Wen von denen habt Ihr denn erkannt?“

Beide zögerten und dann schließlich meinte Hussein „Es war der eine Anführer…“ und Plummy nickte.

„So und wann sagtet Ihr, ist Sayed verschwunden?“

Sie schauten sich wieder unsicher gegenseitig an und meinten, Sayed sei schon im Sommer, also kurz nach dem Zusammentreffen im August nach Amerika gegangen.

„Woher wisst Ihr, dass er nach Amerika gegangen ist?“

Plummy war nun seinerseits überrascht: „Das hat doch Tom vorhin gesagt.“

„War ich da schon da?“ fragte Lenning erstaunt.

Unsicher überlegten beide.

„Sicher sind wir uns nicht, aber wir dachten...“

In diesem Augenblick war es John, der das Gespräch beendete.

„Hört schon auf, über Sayed zu sprechen, er wird schon wieder kommen...“ und zu Lenning meinte er „Komm´ wir gehen hinaus und holen Tom herein.“

Als sie hinauskamen, trafen sie Tom allein an dem kleinen Bistrotisch vor dem Holzverschlag sitzend und versonnen auf den Boden niederblickend. Lenning schien es, als habe er Tränen in den Augen, denn seine Augen reflektierten den Glanz der Lichterkette in auffälliger Weise.

„Come on, Tom!“ meinte er schon von weitem. „Niemand hat etwas gegen Dich und keiner ist gegen die USA. Aber kannst Du denn nicht verstehen, dass diese Sache, wie jede andere auch, zwei Seiten hat?“

John setzte sich als erster neben Tom und sprach auf ihn ein, wie auf einen Kranken. Er beschwor die gemeinsame Vergangenheit, insbesondere die Militärzeit in Vietnam.

„Dort habe ich angefangen, für unsere Ideale zu kämpfen“, meinte Tom. „Und nun wird mir eines nach dem anderen auch von Euch genommen.“

Tom sah jetzt wirklich jämmerlich aus, in sich zusammengesunken, den Blick in sich gekehrt bzw. zu Boden gerichtet, sah er aus wie jemand, der mindestens einen schweren Schlag erhalten hatte. Lenning schwieg, während John weiter auf ihn einredete.

„Und wie ist es Hasenfuß ergangen?“ warf Lenning plötzlich und unvermittelt ein.

John und Tom blickten zu Lenning auf, der stehen geblieben war und sich erst jetzt daran machte, sich ebenfalls zu setzen.

„Ihm hat man übel mitgespielt, nicht wahr?“

Die Frage war an beide Amerikaner gerichtet.

„Und wer hat ihm übel mitgespielt?“ setzte Lenning das Thema fort.

Die beiden sahen sich an.

„Auch wenn wir alle festgestellt haben, dass es Regierungsstellen waren, die unserem Freund schäbig behandelt haben, so heißt das noch lange nicht, dass wir gegen Amerika wären. Siehst Du, ich kann „God bless America!“ sagen und dennoch gegen gewisse Fehler, die Offizielle begehen, sein. Ich kann auch nicht dagegen sein und doch antiamerikanischer Tendenzen bezichtigt werden.“

Einen Moment lang schwiegen alle, dann war es Tom, der wieder anfing:

„Danke, Wolf. Damit hast Du mir sehr geholfen. Nur sag´ mir noch eins, wo liegt hier der Fehler amerikanischer Offizieller?“

Auch John blickte Lenning gespannt an. „Lass´ uns reingehen, wir unterhalten uns drinnen weiter.“

Es war auch relativ kühl geworden und die drei kamen in die Gaststube, die sich weiter geleert hatte. Schließlich diskutierten die im Saal anwesenden Plummy und Hossein heftig über das Verschwinden Sayeds, so dass dieses Thema auch von den drei Eintretenden nicht übergangen werden konnte. Die Diskussion dauerte fort, ohne dass ein direktes Ergebnis gefunden werden konnte. Schließlich begaben sich alle fünf ins Bett, nachdem sie wiederholt von der letzten freundlichen Kellnerin aufgefordert wurden, da nunmehr das Lokal geschlossen sei. Als Lenning sein Zimmer betreten wollte, stand plötzlich John hinter ihm.

„Komm´, wir gehen noch ein wenig nach draußen und schauen, ob vielleicht noch ein Auto-Scooter oder das Riesenrad geöffnet hat!“

Die beiden gingen auf den Festplatz nicht weit von dem Lokal entfernt. Tatsächlich hatten alle Buden schon geschlossen, lediglich das nicht allzu große Riesenrad drehte sich noch und die beiden schlenderten zur Kasse.

„Letzte Fahrt!“ wurde ihnen sogar auf Englisch erklärt, denn der Schausteller hatte mitbekommen, dass sich die beiden auf Englisch unterhielten.

„Weißt Du, was das Problem noch schlimmer macht, Wolf?“ fragte John.

Lenning glaubte, John verstanden zu haben, dass dieser etwas über das Verschwinden Sayeds wusste. Obwohl er sich nicht völlig sicher war, trat er dennoch recht sicher auf, als er John in der Gondel des Riesenrades gegenüber erklärte, er wüsste, dass Sayed in irgendeiner Beziehung zu dem Attentat vom 11. September stand. John war nicht übermäßig überrascht und stimmte dem bei, nicht ohne gleichzeitig sich nach Lennings Quelle zu erkundigen.

„Wer hat es denn Dir erklärt?“ meinte Lenning und lachte John ins Gesicht.

Dieser meinte lakonisch „Also bist Du auch im alten Informationsfluss.“

„Hast Du eigentlich Einzelheiten?“ erkundigte sich Lenning.

John wiegte den Kopf, griff nach einer Zigarette und bot danach auch Lenning eine an, als er dessen fragenden Blick bemerkte.

„Kommt drauf an, was Du unter Einzelheiten verstehst.“

Und so erfuhr Lenning in aller Kürze, dass wohl Sayed zu Leuten in Beziehung stand, die auch mit Omar und Ahmad bekannt sein mussten. Omar und Ahmad, die über die Vorgänge der islamischen Szene in Hamburg sehr bewandert waren, hatten wohl mitbekommen, dass irgendein Anschlag in New York geplant war. Ohne Detailwissen wurde ihnen von amerikanischen Behörden offiziell mitgeteilt, sie sollten jede Information weitergeben. John hatte erhebliche Zweifel daran, dass das insgesamt geschehen war, wusste aber auch, dass amerikanischen Stellen Informationen über einen Anschlag vorlagen. Er wusste sogar, dass ein Passagierflugzeug entführt werden sollte, um es als Bombe gegen irgendein Ziel einzusetzen. Lenning seinerseits hatte auch irgendwo Gerüchte gehört, war aber keineswegs so gut informiert wie John.

Ohne dieses Informationsdefizit zuzugeben, meinte Lenning:

„War diese Katastrophe wirklich nicht zu verhindern?“

John schaute ihn ernst an. Das Riesenrad war inzwischen zum Stillstand gekommen und beide mussten aussteigen.

„Darüber sollten wir uns noch einmal unterhalten. Du wirst nicht glauben, welche Informationen mich zu dieser Sache vorhin erreicht haben, aber schweig´ gegenüber allen anderen noch!“

Die beiden hatten inzwischen den hellen Bereich des Rummelplatzes verlassen und waren in die dunklen Gassen des kleinen Weinortes eingebogen. Anscheinend unbewusst waren sie übereingekommen, nicht den kürzersten Weg ins Hotel zu nehmen, sondern einen großen halbkreisförmigen Bogen zu schlagen, um Zeit für den Abschluss des sich anbahnenden Gesprächs zu gewinnen.

„Weiß Tom davon?“ wollte Lenning wissen.

„Um Gottes Willen, wo denkst Du hin?“ entgegnete John bestürzt. „Wenn er hiervon Kenntnis erlangen sollte, wüsste ich nicht, was die Folge wäre.“

„Das stimmt, aber warum riskierst Du es nicht und sagst es ihm einfach?“

John schien noch entsetzter. „Der könnte doch glatt Amok laufen!“

„Gut, dann zum nächsten Thema. Lebt Sayed noch?“

„Nein!“

„Er war an Bord eines dieser Flugzeuge?“

„Ja!“ John blickte Lenning in die Augen: „Wenn Du eh schon alles weißt, warum quälst Du mich dann mit solchen Fragen?“

„Nur um Gewissheit zu haben“, entgegnete Lenning. „War er etwa einer der Attentäter?“ seine Blickte bohrten sich förmlich durch die Augen Johns.

John wich dem Blick nicht aus.

„Es ist behauptet worden“, entgegnete er, weiter Lennings Blick standhaltend. „Aber ich glaube nicht daran.“

„Interessant!“ entgegnete Lenning.

„Ja, Sayed war immer loyal gewesen und er hat mir sogar von der ganzen Angelegenheit vorher erzählt.“

„Alle Achtung!“ Lenning bog in die nächste dunkle, nur von einer fahlen Gaslaterne erhellten Gasse ein.

Das Leben in dem kleinen Weinort hatte sich nun ganz von der Straße in die Räume verlegt, wo langsam auch ein Licht nach dem anderen auszugehen schien.

„Mir hat Sayed kein solches Vertrauen entgegengebracht,“ meinte Lenning, „aber ich habe ihn ja nicht so lange gekannt, wie Du.“

„Siehst Du und Du hast ihn auch nur ein Mal im Leben gesehen. Die Leute vertrauen Dir ohnehin viel mehr als anderen, aber glaube nur nicht, dass bei einem einzigen Treffen ein solches Vertrauen aufgebaut werden könnte, wie dieses zu mir!“

„Also hat er noch mehr gesagt?“ fragte Lenning sichtlich gespannt.

John hatte angehalten. Lenning und John schauten sich abermals an.

„Was genau weißt Du über den Vorgang?“ fragte Lenning.

John zuckte die Schultern. „Lediglich, dass Sayed an Bord der ersten Maschine war und dass es inzwischen heißt, er sei einer der Attentäter.“

„Und was glaubst Du noch zu wissen?“ ergänzte Lenning.

„Dass Sayed nicht zu den Attentätern gehörte, nunmehr aber aus politischem Kalkül dafür herhalten muss, weil die Regierung seinen Informationen nicht vertraut hat.“

Lenning holte tief Atem. „Soll ich Dir meine Informationen mitteilen?“

John wirkte etwas niedergeschlagen, dennoch fragte er gespannt.“

„Ja, ich habe zum Beispiel nicht gewusst, dass Sayed an Bord war, aber ich habe schon vorher davon gehört und zwar hat man Gerüchte ausgestreut, es solle einen schweren Anschlag auf New York geben.“

„Und Du dachtest an „Little Baby““, ergänzte John lächelnd.

„Nicht ganz, denn ich wusste, dass „Little Baby“ zu diesem Zeitpunkt eher noch nicht ganz bezahlt war.“

„Eins zu Null für Dich, Wolf! Aber welche Zusammenhänge hast Du zu dem drohenden Anschlag von New York gesehen?“

„Ganz einfach. Die zweite Intifada schien Israel aus dem Gleichgewicht zu bringen und die Regierung der Vereinigten Staaten sollte als mäßigender Faktor in Israel zu diesem Zeitpunkt wegfallen.“

John überlegte einen Augenblick. „Klug kalkuliert!“

„Und außerdem hatte Russland die gleichgerichteten Interessen in Tschetschenien. Die ganze Welt ist gegen den Terrorismus und Israel macht reinen Tisch mit den Palästinensern.“

„Ja, diese Angelegenheit scheint hoch brisant zu sein. Also, was hast Du noch gehört?“

„Du weißt, dass ich im Mai in Israel war, eine dienstliche Reise. Aber ich habe alte Freunde besucht, die mich davor gewarnt hatten, mich in diesem Herbst zu lange im Osten der Vereinigten Staaten aufzuhalten. Was schließt Du daraus?“ fragte Lenning.

„Dass der Mossad schon längst Kenntnis vor dem Anschlag hatte, möglicherweise lange bevor die CIA Wind davon bekam.“

„Da unterschätzt Du aber die CIA“, meinte John. „Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass die Führungsoffiziere eine Personalunion hergestellt haben.“

„Diese Personalunion scheint recht einseitig zu sein, denn was ich gehört habe, nämlich dass nach dem Attentat auf die USS Cole, weitere Anschläge auf Schiffe drohen sollten.“

„Das ist sicherlich nicht falsch“, entgegnete John. „Du wirst auch noch sehen, es wird eine Reihe von beschädigten Schiffen geben und es wird sich auch dabei die ein oder andere Umweltkatastrophe abzeichnen. Nur die Störung des internationalen Seeverkehrs erschüttert das System, es verringert die Transportquoten und verteuert die Energiepreise.“

„Und Du meinst, der symbolische Akt vom 11. September gehe darüber hinaus?“

„Das ist zumindest die offizielle Meinung.“

„Gut, dann denk einen Schritt weiter, Wolf! Nach diesem Angriff wird es eine Retaliation, eine Vergeltung, geben.“

„Und was meinst Du, wer das erste Ziel der Bush-Administration sein wird?“

Lenning schaute zum dritten Mal an diesem Abend John tief in die Augen.

„Natürlich der Irak. Wen sonst sollte der junge Bush sich ausgesucht haben, um das Werk seines Vaters, die „one World“ zu vollenden!“

„Hier irrst Du Dich“, meinte John lapidar.

Die beiden waren nun fast beim Hotel angekommen.

„Nun, Wolf, denke einmal nach. Jede der letzten kriegerischen Auseinandersetzungen der USA hatten mit einer Katastrophe begonnen und immer haben die USA den Nutzen daraus gezogen. Denke nur einmal an 1917, der Untergang der Lusitania, denk an 1941, der Überfall auf Pearl Harbour und denk an mich, wenn Du diesmal den Ausgang der Geschichte vor Augen hast.

„Gute Nacht, John!“ meinte Lenning, der nun in den Hoteleingang eingetreten war.

Nur noch einige wenige Gäste saßen in der Gaststube und brüteten geradezu philosophisch über den letzten Karaffen des neuen Weines.

„Mich hat der Primeur müde gemacht, ich gehe jetzt ins Bett.“

„Ja und außerdem bis Du der einzige, der nicht allein ist“, lächelte John.

„John, John, wenn Du recht haben solltest, dann hätten wir jahrelang der falschen Seite gedient“, sagte Lenning mehr zu sich selbst.

John wusste wie immer, aus einer schlechten Sache etwas Gutes zu machen.

„Siehst Du, Wolf,“ John Bullock richtete sich hoch auf, „hätten wir uns nicht der gleichen Sache verschrieben, hätten wir uns wahrscheinlich nie kennen gelernt!“

Geistesabwesend blickte Wolf durch die Scheiben der Gaststube und bemerkte, dass draußen ein Fahrzeug vorgefahren war.

„Zu dieser Zeit noch neue Gäste?“ bemerkte Wolf.

Auch John hatte bemerkt, dass ein Fahrzeug mit laufendem Motor vor dem Hotel angehalten hatte. „Um diese Zeit noch?“

Die Wirtin ihrerseits trat den eintretenden neuen Gästen, zwei südländisch aussehenden Herren, entscheiden entgegen.

„C´est complet. Nous avons déjà terminé.“

Die Gäste antworteten nicht, sondern blickten sich in der Gaststube um und ihre Augen blieben an den beiden Männern haften.

„Bonne soirée!“ meinte Lenning, ohne dass ihm der Gruß erwidert wurde.

Zu verblüfft schauten die beiden Neuankömmlinge Lenning und John nach, die durch die gegenüberliegende Tür ihren Zimmern zusteuerten.

„Mach´ Dir keine Gedanken...“ meinte John, „...die wollen nichts von uns.“

„Bist Du Dir sicher?“ entgegnete Lenning. „Na ja, gute Nacht, John!“

„Gute Nacht, Wolf!“ verabschiedete sich auch John.

Lenning öffnete vorsichtig die Zimmertür; drinnen brannte ein Nachttischlämpchen. Fast hätte er vergessen, dass Connie dabei war. Mit zwei Schritten war er neben das Bett getreten und streichelte ihr über die kurzen Haare.

„Komm´, mach´ schnell“, meinte sie. „Wir haben ja noch nicht geduscht.“

Wie elektrisiert reagierte Lenning auf diesen Satz, riss sich die Kleider vom Leib und sprang auf das Bett, das unter seiner Masse fast zusammenzubrechen drohte.

„Nicht zu stürmisch!“ mahnte Connie. „Ich habe die ganze Zeit geschlafen, das Warten auf Dich war lang.“

Sie drehte ihm nicht einmal mehr die Vorderseite zu, sondern drückte ihr Gesäß fordernd nach der Stelle, wo Wolfs Glied in den letzten Augenblicken zu einer mächtigen Erektion angeschwollen war.

„Wolf, das wievielte Mal ist denn das für heute?“ fragte Connie.

„Das erste Mal“, brummte er, während er mit Zeige- und Mittelfinger Connies Schritt entlang fuhr, bis beide Finger im Feuchten eintauchten und versanken.

„Ja, heute ist ja schon morgen“, entgegnete Connie wie schlaftrunken; in Wirklichkeit war sie voll da und brachte ihr Hinterteil in die richtige Position, so dass Wolf nur noch das Glied gegen die beiden Finger austauschen musste, was nach einem kurzen Rückzug und einem umso heftigeren Vorstoß erfolgte.

„Oder sagen wir das –nte Mal innerhalb von 24 Stunden“, meinte Wolf, indem er Connie eine Formulierungshilfe gab.

Connie überlegte kurz und setzte dann mit ihren rhythmischen Schwingungen ein, die Lenning die Gedanken raubten. Als er an etwas ganz anderes dachte, meinte Connie „Nicht einmal neun Stunden, nicht einmal acht Stunden.“

In diesem Augenblick explodierte in beiden alles – im wahrsten Sinne des Wortes.

Connie stöhnte abgehackt und das Bett kam beiden mit einer noch mächtigeren Erschütterung entgegen. Beide spürten Brandgeruch in den Nasen, nachdem sie wie aus der Ferne das Geräusch einer Explosion und des splitternden Glases gehört hatten. Irgendwo aus der Ferne kamen Stimmen. Diesmal war es Wolf, der von beiden zuerst die Initiative ergriff. Mit einem Ruck zog er sein noch zuckendes Glied aus Connies Scheide, die seiner Bewegung noch zu folgen versuchte, um die Trennung hinauszuschieben.

„Mach´ schnell, Connie, hier ist irgendetwas Schreckliches passiert!“

Er warf Connie den Bademantel, den sie stets auf Reisen mit sich führte, zu, um sich sogleich darauf die Unterhose anzuziehen. Einen Augenblick noch schien es, als ob sein Glied nicht in den recht knapp bemessenen Slip passen würde, aber noch ehe er das Hemd überstreifte, schrumpfte es, um dann im Slip platznehmend in die Jeans zu passen und den sich schließenden Reißverschluss nicht zu behindern.

Noch während Lenning in die Stiefel glitt, suchte Connie, die keine Kontaktlinsen anhatte und daher blind wie ein Huhn war, nach ihren Klamotten. Lenning schob sie im Bademantel vor sich er aus dem Raum, in dem die Luft immer stickiger wurde. Der Gang war schon komplett verraucht, als Lenning mit den Übrigen auf dem Gang zusammentraf.

„Was war das?“ hörte er Tom in den undurchdringlichen Rauchschwaden.

„Zur Tür, schnell!“

In diesem Augenblick setzte irgendwo eine Sirene ein, Menschen schrieen, das Licht war ganz ausgefallen.

„Zur Treppe!“ wollte Lenning rufen, stellte jedoch fest, dass Leute in Panik auf ihn zu stürmten. Also schloss er hieraus, dass dieser Weg aus irgendwelchen Gründen versperrt war und schob Connie vor sich her in Richtung John, dessen Stimme er weiter weg hörte. John hatte einen Notausgang gefunden und erklärte laut, dass es hier eine Feuerleiter gäbe und dass man sich beeilen sollte. John horchte in das Dunkel hinein und stellte fest, dass Lenning hinter ihm war.

„Kann ich Dir helfen?“ fragte er, wie immer höflich.

„Ja, John! Hilf Connie, sie ist blind wie ein Huhn.“

„Blind wie ein Huhn?“ wiederholte John lachend. „In der Dunkelheit sehe ich auch nichts. Sag´ nur, Du kannst in der Dunkelheit etwas erkennen?“

In nächsten Augenblick richtete sich ein Scheinwerfer von außen auf das Fenster und die Gruppe konnte über die Feuerleiter hinunter in den Hof gelangen. Bis jetzt wusste noch keiner, was geschehen war. Inzwischen waren Feuerwehr und Polizei vor dem Gebäude vorgefahren und versuchten, den flüchtenden Gästen Hilfestellung zu geben. Insbesondere gab man ihnen Decken, denn die meisten waren mehr oder weniger unbekleidet aus dem Schlaf hochgeschreckt worden und hatten dann in Panik die Räume verlassen, ohne sich um eine ausreichende Kleidung zu bemühen. Lediglich John und Lenning waren fast völlig bekleidet, als sie auf den Polizeiposten zugingen.

„Was war das, was ist los?“ wollte Lenning von dem sichtlich überforderten Flic wissen.

„Eine Explosion, möglicherweise eine Gasexplosion“, erklärte dieser, „Zu Schaden gekommen ist hoffentlich niemand.“

Er blickte auf die unter Schock stehenden Gäste, die sich nunmehr vor dem Gebäude versammelten, während die Feuerwehr die Gaststube fachgerecht durchfeuchtete.

„Oh, haben die letzten Gäste doch noch ein Quartier hier gefunden?“ meinte Lenning zu John, der auch die beiden Männer bemerkt hatte, die bei der Gruppe der Gäste standen und denen doch die Wirtin so energisch bedeutet hatte, das Haus sei voll.

„Merkwürdig!“ sagte John. „Ich war noch auf der Toilette, als Du schon ins Zimmer gegangen warst und hatte sie... fortfahren sehen.“

„Bist Du Dir ganz sicher?“ meinte Lenning.

„Natürlich, da drüben steht übrigens ihr Fahrzeug, ein Citroën.

Er deutete aus dem Hoftor hinaus auf die gegenüberliegende Seite.

Lenning schüttelte den Kopf. „Meinst Du, sie haben es auf uns abgesehen?“

John schüttelte den Kopf und machte Tom auf die beiden aufmerksam und zwar in einer Weise, die diesen auffallen musste. Die Reaktion folgte prompt. Die beiden gingen wie zufällig zu ihrem Fahrzeug, stiegen ein und fuhren weg. Plötzlich sprang John den beiden durch das Eingangstor nach, um gleich darauf zurückzukehren.

„Ich habe das Kennzeichen des Fahrzeuges, eine Pariser Nummer.“

„Sehr gut!“ fand Lenning. Er wollte noch etwas dazu anmerken, wurde aber von der Wirtin unterbrochen.

„Monsieur, Ihre Zimmer sind die einzigen, die etwas abbekommen haben. Wir müssen Sie irgendwo anders unterbringen. Ihre Sachen sind nicht beschädigt, wir lassen sie hinüber in den Anbau tragen. Folgen Sie mir am besten gleich.“

Lenning legte den Arm um Connie, die begreiflicherweise fröstelte.

„Ein Bademantel hält eben nicht so warm“, fand er. „Besonders wenn man darunter nicht ganz trocken ist.“

Connie stieß ihn in die Rippen und zwinkerte ihm zu. „Dafür bist Du aber ganz besonders heiß“, meinte sie.

John, Lenning und Connie wollten gerade der Wirtin folgen, als diese von zwei Männern, denen man die Polizisten in Zivil ansah, aufgehalten wurde.

„Madame, wer waren die beiden letzten Gäste, von denen Sie gesprochen haben? Können Sie uns beide zeigen?“

Die Wirtin blickte zu den Gästen hinüber, die wieder auf den Hauseingang zustrebten.

„Eben waren sie noch da“, meinte sie.

Dann rief sie dem Wirt etwas zum, das Lenning nicht sofort verstehen konnte, weil es im lokalen Dialekt gesprochen war. Dieser kam herbei, zuckte mit den Schultern und meinte zu den beiden Polizisten:

„Es müssen zwei Orientalen gewesen sein, die sind wohl soeben hinaus zu der Straße gelaufen.“

Lenning übersetzte John kurz das Gesagte, welcher durch die Zähne pfiff.

„Soll ich ihnen das Kennzeichen geben?“ fragte er leise.

„Jetzt noch nicht, warten wir erst mal ab.“ sagte Lenning.

Die Wirtin bat nunmehr Lenning, Connie und John ihr zu folgen, während der Wirt sich mit den Polizisten beschäftigte. Sie kamen in den Anbau, der noch nach Tüncherfarbe roch, was nun ganz angenehm im Vergleich zu dem Brandgeruch schien.

„So, das wird unser Fürstenzimmer.“ meinte die Wirtin nicht ganz ohne Stolz und wies Lenning in die Suite.

„Sehr schön ausgestattet. Warum haben Sie es noch nicht vermietet?“ wollte Lenning wissen.

„Weil es noch nicht fertig ist.“ meinte die Wirtin. „Sehen Sie, hier im Bad funktioniert der Whirlpool noch nicht und das Telefon ist noch nicht angeschlossen und na ja, sie werden sich jedenfalls wohlfühlen.“

Sie deutete auf das große Himmelbett, das das Zentrum des einen Raumes bildete.

„Wir sagen deshalb auch Hochzeitszimmer dazu“, ergänzte die Wirtin und wies die dienstbaren Geister an, Lennings und Connies Sachen hereinzutragen.

Sie verabschiedete sich für diese Nacht und ging mit John ein Zimmer weiter.

Connie öffnete ihren blauen Bademantel und stand da, wie Gott sie geschaffen hatte. Ihre Brustwarzen waren vor Kälte stark erigiert und insgesamt hatte sie eine Gänsehaut vom Hals bis zu... Wolf ließ seinen Blick an ihrem Körper hinabgleiten.

„Du gefällst mir“, meinte er. „Vielleicht können wir jetzt...“

„...den Koitus Interruptus zu Ende bringen,“ vollendete Connie lapidar den Satz und zog Lenning das T-Shirt über den Kopf.

Einen Moment noch gingen Lenning die letzten Ereignisse durch den Kopf. Galt der Anschlag ihnen oder galt er gar ihm allein, oder war es doch nur eine ganz normale Gasexplosion? Eine einfache Erklärung würde sich nicht geben lassen. Wer waren die beiden Fremden, an wen erinnerten sie ihn? Aber er kam mit seinen Gedanken nicht viel weiter, denn Connie versuchte, Wolf die Hosen in der ihr eigenen Art und Weise herunterzustreifen. Lenning verhinderte dies einen Moment instinktiv, denn seine Gedanken ließen ihn noch nicht los.

„Das wievielte Mal ist das?“ grinste Connie.

„Das zweite Mal“, meinte Lenning etwas brummig.

„Und das wievielte Mal in den letzten 24 Stunden?“ Connie versuchte den Bundknopf zu öffnen und Lennings Widerstand schien zwecklos; die Hose fiel. Lennings Eichel erhob sich über dem Bund der Unterhose und Connie hatte sie gleich darauf fest im Griff.

„Und ich dachte schon, Du hättest genug!“

Lennings Gedanken an das eben erlebte verflogen wie Wolken, die ein starker Wind wegbläst.

„Wie kommst Du darauf?“

Lennings Hände fassten ihre Gesäßbacken fest, drückten sie zusammen, um sie dann ebenso sanft auseinander zu schieben, während die kleinen Finger von unten nach oben vorgeschoben wurden, scheinbar um etwas zu suchen.

„Hast Du es gefunden?“ meinte Connie, die ganz still hielt.

Wolfs kleiner Finger glitt in den Raum vor, in dem momentan jeder Reibungskoeffizient aufgehoben zu sein schien.

„Ich glaube schon“, erwiderte Lenning.

„Ja und ich dachte, Du hättest schon genug!“ wiederholte Connie.

„Du hast Gänsehaut“, fand er.

„Ist nicht weiter schlimm, vorhin hatte ich noch mehr als Gänsehaut,“ meinte sie und legte beide Arme um seinen Hals. Sie küssten sich.

„Du warst vorhin wirklich etwas durcheinander“, stellte sie fest und griff mit der rechten Hand nach seinem Glied, um ihn sanft hinter sich her zum Himmelbett zu ziehen.

Wolf hatte jeden Widerstand aufgegeben und Connie hatte, außer Wolfs Glied auch die Initiative ergriffen.

„Schade, es hat vorhin so schön angefangen.“

„Du warst vorhin noch nicht fertig?“ meinte Wolf und griff erneut nach Connies Brüsten, während diese sich mit den Armen und den Knien auf das Bett stützte und ihm wieder ihr Hinterteil anbot.

Lenning trat nunmehr direkt hinter sie, umfasste abermals ihre Brüste und schob sein Glied in die dafür vorgesehene Stelle. Connie wippte in den Knien auf und ab und es dauerte nicht lange, so glitt sie nach vorne weg, um bäuchlings quer auf dem Himmelbett zu liegen. Wolf folgte dieser Bewegung und diesmal war es keine Explosion, sondern ein Ineinanderfließen. Sanft zuckend glitten beide in einen immer tiefer werdenden Schlaf...

Lenning hatte einen völlig trockenen Mund, ihm wurde gewahr, dass das Licht noch an war. Connie lag unter ihm, hatte den Kopf in die Kissen vergraben und schlief fest. Sanft rollte Wolf sich zur Seite und suchte auf dem Nachttisch nach etwas Trinkbaren. Erst langsam dämmerten ihm die Vorfälle und so war ihm klar, dass auf dem Nachttisch nichts Trinkbares zu finden sei, denn er hatte keine Zeit gehabt, seine Utensilien vorzubereiten. Das Zimmer war stark überheizt und Lenning war schweißgebadet. Auf der Kommode vor dem Fenster bemerkte er eine Flasche Perrier. Die aufmerksame Wirtin schien einige Getränke dort bereitgestellt zu haben, doch Lenning griff nur nach dem Mineralwasser und setzte die Flasche an den Mund. Nach einigen Schlucken stellte er die Flasche wieder ab und blickte aus dem Fenster. Er sah auf die Straße. Vorhin schon hatte er festgestellt, dass das Fenster in den Innenhof führte. Es war noch dunkel, so fiel Lenning gleich das Fahrzeug auf, das langsam mit abgeblendeten Scheinwerfern die Straße hinauffuhr, Richtung Weinberge. Ein Citroen mit Pariser Kennzeichen. In diesem Augenblick war Lenning nicht mehr schlaftrunken, öffnete das Fenster und die kalte Nachtluft ließ ihn schaudern. Der Luftzug, der hereinblies, weckte Connie. Während Lenning dem Fahrzeug noch nachblickte bis es nicht mehr zu sehen war, glitt Connie katzengleich aus dem Bett und umfasste Lenning, der fast einen Kopf größer war als sie, von hinten zärtlich und zog ihn vom Fenster fort und beide kuschelten sich in die große Decke und schliefen wieder ein.

Am nächsten Morgen wurden sie durch heftiges Klopfen an der Tür geweckt. John meinte, sie sollten doch endlich zum Frühstück kommen, schließlich wolle man heute noch was unternehmen und das Frühstücksbuffet..., in der Art, wie er es aussprach, schwang Kritik mit, denn er mochte das kontinentale französische Frühstück nicht so gern. Lenning und Connie schauten sich an.

„Jetzt können wir uns waschen, sonst riechen wir gar zu geil“, meinte Connie.

Sie packte Lenning an dessen nicht mehr erigierten Glied und zog ihn unter die Dusche.

„Gleich müssen wir uns wieder duschen“, drohte Lenning. „Und schließlich müssen wir uns beeilen, denn...“

„Was denkst Du denn zu versäumen, das Abenteuer beginnt doch immer erst nachts“, meinte Connie.

Beide beeilten sich nun wirklich und erreichten den Frühstücksraum, noch kurz bevor er geschlossen wurde. Die Wirtin schien jedoch Verständnis zu haben und kam auf Lenning zu.

„Sie haben doch diesen unfreundlichen Leuten „guten Abend“ gesagt und die haben Ihren Gruß nicht erwidert.“

Lenning begriff. „Ja, und Sie haben gesagt, das Haus sei komplett ausgebucht.“

„Ja, das müssen Sie unbedingt dem Kommissar sagen, denn er scheint mir nicht zu glauben. Die Leute waren nachher im Hof und als ich sie ihm zeigen wollte, waren sie plötzlich verschwunden.“

„Ja, weil sie weggefahren sind“, stellte Lenning fest. „Hat das irgendeinen Grund, warum dies wichtig ist?“

Die Wirtin zuckte mit den Schultern und murmelte etwas, was Lenning nicht ganz verstand. „Ja,“ sagte sie dann langsamer und deutlicher sprechend, „es fehlen nämlich in der Küche...“

Weiter kam sie nicht, denn der Wirt war hinzugetreten und unterbrach das Gespräch. Dringend forderte er seine Frau auf, hinauszukommen, wo noch die Polizisten auf sie warteten.

Lenning blickte ihr nach. Was mochte in der Küche gefehlt haben? Viele Gedanken plagten ihn, als er sein Croissant und den Hefekuchen hinunterschlang. Danach nahm er den leeren Teller und ging damit in Richtung Küche. Dort wurde er sofort von der Wirtin aufgefordert, seine Kenntnis über die beiden merkwürdigen Besucher den Polizisten gegenüber zu Protokoll zu bekunden.

„Was hat in der Küche gefehlt?“ fragte Lenning beiläufig.

„Die Abzugshauben waren nicht mehr verschlossen und die Abdeckungen fehlten.“ erklärte die Wirtin, noch ehe sie von ihrem Mann und dem Kommissar unterbrochen werden konnte.

„Ah,“ dehnte Lenning, „und im Zimmer darüber habe ich geschlafen.“

„Ja,“ sagte die Wirtin, „Gott sei Dank ist Ihnen nichts zugestoßen.“

Der Kommissar hatte nicht mal eine Frage an Lenning betreffend der beiden Besucher, sondern unterhielt sich weiter mit dem Wirt über eventuell persönliche Feinde im Ort und Lenning verschwand mit einem neuen Croissant in die Gaststube. Über das eben Gehörte berichtete er niemandem etwas.

Der Tag verlief ansonsten sehr friedlich. Man unternahm eine kleine Wanderung, probierte verschiedene Weine und besichtigte ein sehr interessantes Kloster, um dann wieder im Gasthaus zu Abend zu essen. Diesmal gab es ein besonders feines „Jagdessen“. Alles war heute gelöst und auch Tom schien von seinen Sorgen fast befreit zu sein, so dass Lenning es nicht über das Herz brachte, Tom klaren Wein über Sayeds Verschwinden einzuschenken. Stattdessen trank man den besonders guten Primeur in solchen Massen, dass ernsthafte Gespräche nicht mehr möglich waren. Auch die Nacht verlief, im Gegensatz zur letzten, sehr friedliche und Wolf schlief, wohl das erste Mal seit Jahren, die ganze Nacht durch, ohne nur einmal aufzuwachen.

Am nächsten Tag war ein Abstecher nach Dijon geplant, wo John einmal vor Jahren ein Trimester studiert hatte. Der Aufenthalt war dadurch geprägt, dass John alles durcheinander brachte und die eigentlich geplante Stadtführung mehr in ein Rätselraten ausartete, so dass sich am späten Nachmittag alle herzlich verabschiedeten, ohne genau zu wissen, was sie in den letzten Stunden getan hatten. Im Grunde genommen war jeder zufrieden über das interessante Wochenende und man versprach, sich nach Möglichkeit wieder an einem Weinort zu treffen und nach Möglichkeit auch wieder mit einem Abenteuer verbunden.

Für Lenning waren die nächsten vierzehn Tage geprägt von Routinearbeiten. Aufmerksam verfolgte er in den Nachrichten die Zuspitzung der Lage in Afghanistan und zu seinem Erstaunen, wurde der Irak überhaupt nicht mehr in den Medien erwähnt. Irgendwann, kurz vor dem dritten Oktoberwochenende telefonierten Lenning noch einmal mit John, dabei fragte er nebenbei nach Toms Befinden und John erklärte in kurzen Zügen, dass er mit Tom ins Reine gekommen sei und Tom habe Tränen in den Augen gehabt, hätte aber nichts geäußert.

„Du hast übrigens recht gehabt mit Afghanistan“, meinte Lenning. „Der Irak ist keine Nachricht mehr wert.“

„Ja“, sagte John. „Und am nächsten Wochenende geht es los.“

„Am nächsten Wochenende geht es los?“ Lenning war verblüfft. „Glaubst Du wirklich? Was kann man da schon erreichen? Man kann vielleicht ein paar Hütten zerstören, man kann den Ärmsten der Armen noch etwas kaputt machen, aber einen Erfolg, insbesondere einen politischen Erfolg wird es dort nicht geben.“

John meinte „Schau´ doch einmal auf eine Landkarte.“

„Dort gibt es doch auch keine Bodenschätze, oder?“ meinte Lenning.

„Nein, aber weiter nördlich davon und ein einfacher Weg für die Pipeline würde dort durchlaufen.“

„John, Du stehst bestimmt nicht mehr auf der falschen Seite, aber glaubst Du, dass die Menschen so schlecht sein können?“

Eine längere Pause ließ Lenning daran zweifeln, ob John noch in der Leitung war.

„Wolf, die sind noch viel schlechter, als Du Dir das erträumen kannst. Aber davon das nächste Mal. Bis dann!“

„Bis dann!“ quittierte Lenning und legte auf.

In seinen Gedanken war er weit weg von seinem Schreibtisch.

An einem der nächsten Samstage im Herbst 2001 befand sich Lenning gerade auf der Brenner Autobahn, als das Programm von Ö 3 unterbrochen wurde. Soeben wird gemeldet, amerikanische Flugzeuge bombardieren Ziele in und um Kabul, schwere Explosionen seien vernommen worden, über Einzelheiten sei nichts bekannt. Lenning dachte an John und an seine Bemerkung, wie schlecht sie sein könnten. Wenige Minuten später gab das Funktelefon von Lenning einen merkwürdigen Ton von sich. Die Beifahrerin Ellen nahm den Hörer ab und erklärte, sie rufe die SMS, die eben hereingekommen war, ab. Lenning maß dem keine besondere Bedeutung bei, er dachte es seien bestimmt wieder die Telefongesellschaften, die ihm seine Dienste anpriesen.

„Nein, das ist nicht von der Telefongesellschaft“, meinte sie. „Hier steht NPD.“

„NPD?“ Lenning stutzte.

„US-Imperialisten haben Afghanistan überfallen. Es ist eine Demonstration in Berlin geplant.“

Lenning wollte lachen, doch das Lachen blieb ihm im Halse stecken. Er dachte an die Leute in Kabul. Er dachte an die Zeit, als er selbst mit John in der Nähe von Kabul...


Die Mächtigen, die Scheinmächtigen und die Ohnmächtigen

Подняться наверх