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Kapitel 7

Frankfurt

Er hatte schlecht geschlafen, sich dann einen starken Kaffee gemacht und saß, unrasiert und in einem verknitterten T-Shirt, am Tisch und versuchte, sich zu konzentrieren. An der Wand gegenüber hing ein großer, rechteckiger Spiegel, der den Raum größer erscheinen ließ, als er war. Peter Conrad betrachtete sich selbst, einen 57-jährigen Mann mit einem starken Bauchansatz, einer Haarlinie, die schon deutlich zurückging und in der die Farbe Grau obendrein dominierte. Dazu trug er eine mittelstarke Brille. Das, so musste er sich eingestehen, war hier und heute die Realität. Das war der Mann, der mit Ewa sein Leben verbringen wollte. 25 Jahre Altersunterschied. Ingrid hatte es ihm bei einer ihrer immer häufiger auftretenden Auseinandersetzungen einmal ins Gesicht gesagt: Wenn du glaubst, du kannst bei einer Jüngeren landen, dann schau doch mal in den Spiegel. Viel Erfolg dabei.

Genau das tat er gerade. Er schaute, wenn auch widerwillig, in den Spiegel. Er wusste, dass die Stunde der Wahrheit in dem Augenblick gekommen war, als er sie in dieser Nacht eingeweiht hatte. Nachdem er mit Ewa gesprochen hatte, gab es kein Zurück mehr. Er hatte es endlich ausgesprochen, endlich den Mut gefunden, es ihr zu sagen: Die gemeinsame Zukunft, sie und er, er und sie. Und jetzt oder nie.

Aber dazu brauchte er das Geld. Er musste einen Weg finden, wie er die Übernahme von NEWTEC arrangieren konnte. Das ging, nur so viel war klar, nicht ohne Kurt Friedrich. Alles Weitere musste man dann sehen. Er nahm sein Smartphone und suchte unter den Kontakten nach der Nummer. Gerade war er dabei, den Knopf zu drücken, der den Wahlvorgang auslösen würde, als er das Geräusch an der Tür hörte. Überrascht blickte er auf. Ewa stand in der Tür, den Schlüssel noch in der Hand. Sie war, wie so oft, noch spät in der Nacht verschwunden und es war noch nie vorgekommen, dass sie am nächsten Morgen so früh zurückkehrte. Doch jetzt stand sie da, eine Tüte Brötchen in der Hand. Sie trug enge Jeans und einen schwarzen Hoodie, ihre blonden Haare lugten unter einem schwarzen Basecap hervor und ihre Füße steckten in modischen Sneakern. Ihr Makeup, sonst eher aufdringlich, war dezent. Sie ging auf ihn zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Ich habe uns was mitgebracht, zum Frühstück.“ Sie öffnete die Tüte, präsentierte zwei Croissants und verteilte sie auf den beiden kleinen Tellern, die sie aus der Küche holte. Danach goss sie ihm einen Kaffee aus der vor ihm stehenden Kanne nach und bediente sich dann selber. Conrad war verlegen.

„Bitte entschuldige meinen Aufzug“, sagte er, „ich wusste ja nicht, dass ich zu dieser Stunde Besuch bekommen würde. Und dann auch noch so einen wunderbaren.“

Sie lächelte: „Macht doch nichts, wirklich, macht gar nichts.“ Ewa knabberte an ihrem Croissant und nahm einen großen Schluck aus der Tasse.

„Ich habe nachgedacht“, sagte sie dann. „Wirklich eine interessante Geschichte, die du mir da erzählt hast. Ich verstehe nicht viel von diesen Dingen, aber ich möchte dir natürlich gerne helfen.“

Conrad ergriff spontan ihre Hand. „Wirklich?“

„Ja, wirklich. Das ist doch eine Riesenchance und du … wir sollten sie nutzen.“

Conrad hielt weiter ihre Hand und drückte sie noch fester.

„Ja, du hast recht. Ganz sicher, du hast recht.“

„Hast du schon einen Plan?“, setzte sie nach.

„Nein, noch nicht wirklich. Aber sicher ist, dass ich als Erstes mit Friedrich reden muss.“

„Das verstehe ich. Hast du nicht gesagt, dass er schon eine ganze Weile Witwer ist?“

„Ja, das ist so. Warum fragst du?“

„Ach, nur so. Ich meine, auch Witwer sind nicht scheintot. Sie haben Bedürfnisse.“ Ewa machte eine Pause, dann fuhr sie fort: „Nun ja, wenn ich da irgendetwas tun kann…“

Conrad lief rot an. Einen Moment lang wollte er sich einreden, sie nicht richtig verstanden zu haben, wusste aber, worauf sie hinauswollte.

„Nein, nein, das … das würde ich niemals von dir verlangen“, sagte er schnell und hoffte darauf, das Thema damit beenden zu können. Ewa blieb dran.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich tue da nichts anderes als sonst auch“, sagte sie, ohne eine weitere Regung zu zeigen. Ewa suchte seinen Blick und hielt ihm stand.

„Hab dich nicht so. Wir haben doch ein gemeinsames Ziel und du hast selber gesagt, ohne Friedrich wird das nichts. Also sollte jeder das tun, was er am besten kann. Was uns anbetrifft, muss das doch überhaupt nichts ändern.“

Conrad schien weiterhin nicht überzeugt. Er schämte sich bei dem Gedanken, wollte ihr das aber nicht eingestehen. Ewa begann, ihren Hoodie auszuziehen. Darunter trug sie ein gelbes, tief ausgeschnittenes T-Shirt, das ihre Rundungen betonte.

„Ich mache dir einen Vorschlag. Du gehst jetzt erst einmal duschen und ich mache in der Zwischenzeit das Bett. Und wenn der Herr mich dann dort besuchen möchte, bitte sehr…“

Sie warf ihren Hoodie endgültig auf den Boden und begann, ihre Jeans aufzuknöpfen.

„Und das mit dem Briefumschlag, das lassen wir heute mal…“

VIRUS KILLER

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