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Kapitel 13

Frankfurt

Hans hatte kein Problem, sie zu finden. Auf der App des Escort-Service „Blue Moon“ entdeckte er die relevanten Angaben über Ewa, inclusive eines eindeutigen Fotos. Er mailte den Link an Joe Miller, zusammen mit dem Hinweis, dass das Hessen Palais offensichtlich ihr bevorzugtes Revier war. Sicherlich wegen des zahlungskräftigen Publikums, das sich von den hohen Preisen nicht abschrecken ließ, die der Escort-Service für seine Mädchen aufrief. Einen Versuch war es wert.

Joe Miller hatte die Morgenmaschine der Lufthansa genommen und saß im Taxi auf dem Weg in die Innenstadt. In der Ferne sah er die gläsernen Türme der Banken in den blauen Himmel ragen, die das Image der Stadt geprägt hatten.

Wenn dieser Deal durchging, dann würde auch er in eine andere finanzielle Liga aufsteigen, dachte Miller; endlich. Als die CIA ihn nach dem Desaster in Bagdad rausgeworfen hatte, hatte er die hunderttausend Dollar mitgehen lassen, die er heimlich von dem Geld abgezweigt hatte, das er eigentlich gehortet hatte, in kleineren Summen, die er an sunnitische Stammesführer hätte verteilen sollen, um die schiitischen Milizen einzudämmen, deren Einfluss dank iranischer Unterstützung, immer weiter zunahm. Und bis heute war er überrascht, dass dieser Diebstahl niemandem aufgefallen war. Aber die Zeiten waren hektisch und der Chief of Station ohnehin ein Versager. Zugegebenermaßen hatte er damals ebenso wenig Ahnung von Geld, investierte in einen Hedgefonds, der bald darauf pleiteging, und die Hunderttausend waren weg.

Manchmal ertappte er sich dabei, an seine Kindertage in Montana zurückzudenken. Damals hatte er es dort gehasst, fühlte sich abgehängt von der großen weiten Welt da draußen, wollte nur raus, so weit weg wie möglich.

Was wohl aus Carolyn geworden war, dem Mädchen von der Farm nebenan? Sie hatte ihm erst hinterher gebeichtet, dass sie schwanger geworden war und abgebrochen hatte. Das war der Tag, an dem er sich in Billings beim Rekrutierungsbüro der Army gemeldet hatte und sofort genommen worden war. Er hatte Carolyn nie wiedergesehen.

Jetzt fragte er sich, ob die Weite Montanas, die grandiose Leere, nicht genau das war, was ihm wirklich fehlte. Und ein Mädchen wie Carolyn. Weg von allem; diesem verdammten Job, dem Druck, den Heimlichkeiten. Und weg von den Toten. Er wischte den Gedanken beiseite. Das war der falsche Tag für sentimentale Nostalgie. Wenn er sein Leben überhaupt ändern wollte, dann musste er erst einmal die Voraussetzungen dafür schaffen. Und dafür brauchte er Geld. Viel Geld.

Sie wartete in der Lobby des Hotels auf ihn. Sie war ganz in schwarz gekleidet: ein enger Hosenanzug, hochhackige Schuhe, eine schwarze Dior-Tasche, alles in allem elegant. Nur das grelle Rot ihrer Lippen und auch das Schwarz, mit dem sie ihre langen Wimpern betont hatte, waren etwas zu aufdringlich. Dennoch: Sie war attraktiv, dachte er. Damit konnte man arbeiten. Er wandte sich ab und checkte an der Rezeption ein.

„Da ist ja Ihre Reservierung, eine Nacht, Mr. Miller“, sagte die junge Frau an der Rezeption, nachdem sie einen Blick auf den Computerbildschirm geworfen hatte. „Wenn Sie das noch kurz ausfüllen könnten?“ Miller unterschrieb den Anmeldeschein. „Einen schönen Aufenthalt, ich hoffe, Sie fühlen sich bei uns wohl. Ein Page wird Sie gleich auf ihr Zimmer begleiten.“

„Nein, nein, nicht nötig. Ich komme schon zurecht“, wies er das Angebot zurück. Am anderen Ende der Hotelhalle nahm er den Mann wahr, der dort in einer Zeitschrift blätterte. Hans nickte nur ganz kurz in seine Richtung und vertiefte sich dann erneut in sein Automagazin.

Miller wandte sich wieder der blonden Frau zu, die in einem Sessel saß und ihn beobachtete. Noch einmal überprüfte er das Foto auf seinem Handy und verglich es mit der Person vor ihm. Es gab keinen Zweifel. Das musste die Frau sein, die der Escort-Service als Ewa anbot. Er hatte sie für ein Treffen im Hessen Palais gebucht.

Joe Miller ging auf sie zu. Ihr Lächeln war angemessen, professionell eben, dachte er. Ihre Augen blieben kühl und abwartend.

„Joe Miller, einfach Joe.“ Sie reichte ihm die Hand.

„Freut mich, Joe, ich bin Ewa.“ Sie erhob sich und wieder stellte er fest, dass sie eine attraktive Erscheinung war.

„Gehen wir?“, fragte sie und nahm ihn bei der Hand. „Ich hoffe, das Zimmer entspricht Ihren Erwartungen.“

Wenige Augenblicke später betraten sie das Zimmer im dritten Stock. Ewa zog die Vorhänge zu und begann, die Jacke ihres Hosenanzugs aufzuknöpfen. Sie zeigte auf die Minibar. „Noch einen Drink vorher?“ „Gerne“, sagte er. „Ich nehme einen Whiskey. Und du?“

„Champagner“, antwortete sie. Er öffnete den Kühlschrank und stellte die beiden Fläschchen auf den Tisch der Sitzgruppe neben dem breiten Doppelbett. Er öffnete sie und goss den Inhalt in die Gläser.

Nachdem sie getrunken hatten, zog Ewa die Jacke aus und warf sie auf den Sessel. Sie beugte sich zu ihm herüber und lockerte seine Krawatte, aber er lehnte sich zurück, blieb einfach sitzen.

„Gibt es ein Problem? Gefalle ich Dir nicht?“, fragte sie offensichtlich irritiert.

„Nein, nein, ganz im Gegenteil“, sagte er und drehte das Whiskeyglas in seiner Hand. „Aber hier geht es um ein Geschäft, nicht um Sex.“

Sie blickte auf, überrascht, schien aber weiter gelassen.

„Ich höre“, sagte sie.

„Wir wissen, dass du mit einem gewissen Herrn Conrad zusammenlebst. Er soll einen Deal mit einem Investor arrangieren. Aber es geht nicht voran.“

Ewa zog es vor, erst einmal nicht darauf einzugehen.

„Und wir haben uns gedacht, du könntest dabei helfen, Kurt Friedrich umzustimmen. Als Frau, wenn du verstehst, was ich meine. Sozusagen als Geschäftspartnerin von Conrad.“

„Geschäftspartnerin?“

„Wir stellen ihm eine stattliche Summe Geld zur Verfügung und wenn du erfolgreich bist, dann sollte er einen angemessenen Teil an dich weitergeben.“

Ewa gab nicht zu erkennen, was sie für angemessen hielt und hielt ihm stumm das Champagnerglas hin. Miller füllte nach. Sie leerte es zur Hälfte.

„Conrad ist von dieser Art der Arbeitsteilung nicht begeistert“, sagte sie schließlich. „Er ist da, wie soll ich sagen, etwas romantisch drauf, was mich angeht.“

„Es geht hier nicht um Begeisterung. Hier geht es strikt ums Geschäft, ein ziemlich großes Geschäft. Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, dass es zustande kommt. Das werden wir Conrad gerne noch einmal klarmachen.“

„Das wird nicht einfach werden“, warf sie ein.

„Das lass mal unsere Sorge sein. So wie ich das einschätze, ist er nicht unbedingt in der Position, besonders wählerisch zu sein. Die Frage im Augenblick ist ganz einfach: Bist da dabei?“

Ewa leerte nun das Glas ganz.

„Ja, ich bin dabei.“

Miller füllte noch einmal nach und prostete ihr dann mit seinem Whiskey zu.

„Willkommen an Bord“, sagte er. Nachdem sie ausgetrunken hatten, ging Miller auf die Einzelheiten ein.

„Wir werden dieses Zimmer für die nächsten zwei Wochen buchen. Du sollst es nutzen, sobald du Friedrich herumkriegst. Nur dieses Zimmer, verstehst du.“

Ewa nickte und zog es vor, keine weiteren Fragen zu stellen. Sie blickte auf die Uhr.

„Tut mir leid, ich muss los. Ich habe noch einen anderen Termin.“

Miller stand auf, holte ihre Jacke und half ihr hinein. Als sie vor ihm stand, küsste er sie auf die Stirn. Einen Moment lang standen sie sich so gegenüber, ohne sich zu rühren. Kurz lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter, dann drehte sie sich weg und ging.

Miller setzte sich wieder auf den Sessel und goss sich einen weiteren Whiskey ein. Er trank ihn langsam aus und schaute in das leere Glas.

Endlich griff er zu seinem Smartphone und rief Hans an, der in der Lobby gewartet hatte. Hans brauchte eine Viertelstunde, um das Mikrofon und zwei Mini-Kameras im Zimmer zu installieren. Dann war er wieder verschwunden. Miller legte sich auf das große Doppelbett, schloss die Augen und stellte erschrocken fest, dass er an Ewa dachte.

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