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Crewprobleme auf großen Yachten
ОглавлениеUnter dem Begriff »große Yacht« soll im Folgenden von Segelyachten gesprochen werden, die 45 Fuß (etwa 13,5 m) und länger sind.
Nicht nur Charteryachten, auch Eigneryachten sind im Mittelmeer und in der Karibik inzwischen im Mittel um die 13 m lang und viele auch größer. Bei Charteryachten erklärt sich dies leicht durch die verständliche Forderung nach möglichst geringen Charterkosten pro Person. In der Tat ist eine mit acht Leuten belegte 15-m-Yacht pro Kopf billiger zu chartern, als eine mit vier Besatzungsmitgliedern belegte 12-m-Yacht. Doch ist es auch unmittelbar einsichtig, dass es umso mehr Interessenkonflikte geben muss, je größer die Crew ist. Manche möchten in der Kürze der Segelwoche möglichst viele verschiedene Häfen und Ankerbuchten kennen lernen, während andere entspanntes Badesegeln bevorzugen. Einige Crewmitglieder möchten ständig den Segeltrimm optimieren, während andere sich lieber an Deck lang machen und sich durch die ständige Aktivität an den Schoten, Fallen und Trimmleinen beim Anbeten ihres Sonnengottes gestört fühlen. Die Liste der möglichen Konflikte ist endlos. Wer schon häufiger mit unterschiedlicher Crewgröße auf verschiedenen Yachten unterwegs war, wird zustimmen, dass in der Regel die Bordatmosphäre auf den Yachten mit kleinerer Crew besser war. Es sei denn, dass der Törn von vornherein mit einem klar definierten Profil gesegelt und die Crew dementsprechend ausgesucht wird.
Neben menschlichen Problemen im Bordleben ist bei großer Crew natürlich auch der Koordinierungsbedarf an Deck für den Skipper erheblich größer. Wer macht was beim Ablegen, bei Segelmanövern, beim Anlegen? Nicht selten kommt es zu Konflikten bei der Frage, wer das Ruder übernimmt. In kitzligen Situationen wird der Skipper einen möglichst erfahrenen Rudergänger wollen. Möglicherweise ist dann aber ein anderes, hochmotiviertes, jedoch weniger kompetentes Crewmitglied beleidigt, dass der Skipper den Rudergänger wechseln lässt.
Ärger in der Crew.
Verwirrungen gibt es insbesondere bei Anlegemanövern, wenn mehr Leute an Deck sind, als Aufgaben verteilt werden können. Auf einem 16-m-Schiff mit 7-Leute-Crew kann nicht jedem eine sinnvolle Aufgabe beim Anlegen gegeben werden. Manche stehen dann einfach störend im Weg oder verwirren die Kommunikation an Deck durch gut gemeinte, aber überflüssige Bemerkungen und Zwischenrufe. Der Skipper und der Rudergänger haben es in dieser Situation besonders schwer, das Anlegemanöver nicht zu verpatzen.
Es gibt allerdings einige, eher im Hochpreissegment angesiedelte Werften wie Amel oder Oyster, die auch große Yachten gezielt für kleine Crews bauen. Dass dabei dann nicht nur kräftige Bugstrahlruder, sondern auch Heckstrahlruder, beide über Joystick koordinierbar, voll elektrifizierte Rollanlagen und Elektrowinschen selbst zum Dichtholen der Festmacher notwendig sind, versteht sich von selbst. Dennoch rufen die Skipper einer solchen High-Tech-Yacht in der Regel vor dem Einlaufen in den Hafen die Hafenverwaltung an, um sicherzustellen, dass am Ponton helfendes Personal bereitsteht, um die Yacht ohne Kollision mit anderen Schiffen am Ponton festzumachen. Auf See lassen sich allerdings heutzutage dank High-Tech-Ausrüstung selbst diese großen Yachten mit kleiner Besatzung segeln. Problematisch bleibt es hingegen trotz aller Ausrüstung bei Hafenmanövern, insbesondere bei viel Wind. Der gesteigerte Komfort an Bord wird erkauft durch neue Abhängigkeiten, die in erster Linie aus der enormen Bootslänge resultieren.