Читать книгу 100 Traumhäuser - Katharina Matzig, Wolfgang Bachmann, Udo Wachtveitl - Страница 14
Umbau eines Stalls zum Wohnhaus
ОглавлениеVielleicht ist das typisch für die Schweiz: Was man historisch vorfindet, das will man erhalten. Was man selbst dazu beiträgt, gerade wenn es vom Durchschnittlichen abweicht, das muss man nicht nach außen zeigen.
Ein Stall am Dorfrand von Soglio, der noch bis in die späten Siebzigerjahre landwirtschaftlichen Zwecken diente, wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Obwohl das Gebäude schon einige Zeit leer stand, befand sich die Bausubstanz, Steinplattendach, Mauern und tragende Holzteile, noch in einem guten Zustand. Der rote Faden des Entwurfs bestand darin, die alte Scheune bestehen zu lassen und sich beim Ausbau an ihrer radikalen Materialreduktion zu orientieren. Zum einen waren äußere Einschränkungen maßgebend, weil man keinen Kran stellen konnte, zum anderen ging es darum, die alte Hülle mit den neuen Anforderungen zusammenwachsen zu lassen.
Für die Planer galt es, die Architektur auszubalancieren zwischen zeitgenössischen funktionalen Details, solidem Material und der verträglichen Annäherung an den erhaltenen alten Scheunenumriss. Der fehlende Kran und die groben Steinmauern führten zur Entscheidung, die Wände aus Stampfbeton und die Decken in Holz auszuführen. Damit ließ sich gleichzeitig die Anzahl der Materialien reduzieren. Nun stehen die Wände, gedämmt mit Schaumglas zwischen Beton und Stein, schwer und rau, ebenso massiv wirken die Ablageflächen. Im Eingangsbereich spürt man die Kieselsteine im Beton des Bodens, der sich mit Dielen aus rohem, unbehandeltem Eichenholz fortsetzt. Die Stahlfenster sind geschweißt. Die Außenmauern wurden restauriert, zu erneuernde Bretter wurden vor den Fenstern durch verstellbare Lamellen aus Eiche ersetzt. Auch für den kleinen Garten mit den beiden Innenhöfen wurden Stampfbeton für die Mauern und unbehauene Steine aus der Umgebung für eine einfache Pflasterung der Wege verwendet. Die rurale Bauweise mit ihren behäbigen Bossen und kunstlos gefügten Rundstämmen neben der scharfkantigen, jedoch ebenfalls fest und lagernd wirkenden modernen Fortsetzung ergab eine spannende Symbiose aus Alt und Neu. In einem offenen, zusätzlichen Wohnraum unterm Dach lässt sie sich hautnah erleben.
Oben: Wenn man nicht genau hinschaut, wird man die gediegene Wohnnutzung hinter den groben Stallwänden nicht entdecken. Nur die sauber betonierte Gartenmauer könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich hier mehr als landwirtschaftliche Lagerfläche verbirgt.
Stampfbeton, geschweißte Stahlfenster und unbehandelte Eichendielen setzen die rohe Anmutung der ehemaligen Scheune fort. Material, Abmessungen, Körnung und Farbe entsprechen dem vorgefundenen Gebäude.
Der Eingriff orientiert sich nicht an folkloristischer Gemütlichkeit, um noch mehr traditionellen „Stallgeruch“ zu erzeugen, sondern zeigt durch scharfkantige, glatte Oberflächen, dass in der Gegenwart weitergebaut wurde.
LAGEPLAN
1. OBERGESCHOSS
2. OBERGESCHOSS
ERDGESCHOSS
MASSSTAB M 1:400
1EINGANG
2SCHLAFEN
3WASCHKÜCHE
4WC/DUSCHE
5ABSTELLRAUM
6TECHNIK
7WOHNEN
8ESSEN
9KOCHEN
10BALKON/OFFENE TERRASSE
Standort: Soglio (CH)
Planungsbüro: Ruinelli Associati Architetti
Anzahl der Bewohner:
4–6
Wohnfläche (m2):
135
Grundstücksgröße (m2):
195
Zusätzliche Nutzfläche (m2): 30
Bauweise: massiv
Primärenergiebedarf: 11 kWh/m2a
Fertigstellung: 2009