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Der Siedlerbund.

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Als ich mal wieder manisch erkrankte, war mein geliebtes Eheweibchen mit vielen Problemen allein beladen,

und es hat sich dabei bewundernswert bei ihrer Bewältigung geschlagen.

Nach unserem Umzug von Charlottenburg nach Heiligensee hatten wir großen Verdruss, denn unsere neue Wohnungsbaugesellschaft, die GESOBAU, und das war wirklich nicht zum Lachen,

wollte sämtliche Siedlungshäuser der Mieter hinterrücks dem Erdboden gleichmachen.

Als Ersatz sollten stattdessen Hochhäuser neu entstehen, die ein Vielfaches an Profit würden ergeben . Über den geplanten Abriss war man überall empört, ob alt oder jung,

ein engagierter Mieter, Herr Volkmer, brachte diese Protestbewegung jedoch richtig in Schwung.

Man muss sich vereint mit allen Kräften wehren, so lautete der allgemeine Befund,

drum wurde ein Verein gegründet, der nannte sich ´Der Siedlerbund`.

Dem unnachgiebigen Vereinsvorsitzenden, Herrn V., haben wir den Erhalt unserer Häuser hauptsächlich zu verdanken,

durch sein fachliches Wissen, seine Hartnäckigkeit, Sturheit und unerschrockene Art, sich mit der GESOBAU anzulegen und aggressiv zu zanken.

Neben den vielen Aufgaben, die sich für sie im Haushalt ergaben,

war auch mein Weibchen stark engagiert, den anfangs wenig aussichtsreichen Kampf gegen die GESOBAU mitzutragen.

Man organisierte Proteste, schaltete Politiker ein und auch die Presse,

dadurch fand unsere Angelegenheit auch ein breites öffentliches Interesse.

Selbst dem damaligen Regierenden Bürgermeister Dietrich Stobbe blieb die Problematik nicht länger verborgen,

denn er wurde zu Versammlungen eingeladen und zeigte Verständnis für unsere Sorgen.


Nach fünfjährigem unermüdlichen Kampf wollten der Vorstand und die Direktoren der GESOBAU endlich entnervt ihre Ruh´,

und sie stimmten letztlich sogar einem Verkauf der Häuser an die dort wohnenden Mieter unter bestimmten Voraussetzungen zu.

Die allgemeine Stimmung und politische Konstellation war für uns günstig und die Entschlossenheit der Mieter riesengroß,

doch der Sieg gegen die großen Bosse fiel den kleinen Leuten wahrhaftig nicht leicht in den Schoß.

Für uns war das natürlich ein großes Glück. Herrn Volkmer, Herrn Stobbe, meinem eifrigen Häschen und dem Himmel sei Dank; der Dank geht auch an die tapferen Siedler und an all´ die uns moralisch beigestandenen Leute,

denn von diesem glücklichen Umstand, nämlich dem preisgünstigen Kauf des Hauses, profitieren wir noch heute.

WS 2007/102010


Etwas abseits von der Norm.

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