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Meine ganz persönlichen Anmerkungen zu Gott.

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Wer oder was ist das Größte, das Höchste, das Anbetungswürdige, das Allmächtige, das Wunderbarste, das Allumfassende, das Furchteinflößende, das unser gesamtes Leben beeinflusst?

Die Menschen nennen oder nannten es Jahwe, Brahma, Wischnu, Aton, Zeus, Jupiter, Thor, Gott, Allah, je nachdem, welchem Kulturkreis sie angehörten oder angehören, und zu welcher Zeit sie lebten oder noch leben.

Es gibt sicher noch viele andere Namen und Bezeichnungen für dieses unsichtbar transzendente, geheimnisvolle Wesen, an das wir glauben, welches wir verehren, an dem wir zweifeln, oder dessen Existenz wir grundsätzlich leugnen.

Der Glaube an einen Gott oder Allah beinhaltet die Vorstellung oder das Gefühl, einer übergeordneten, alles beherrschenden Macht hilflos ausgeliefert zu sein.

Für mich persönlich gilt nach meinen bisherigen Lebenserfahrungen die gewonnene Erkenntnis, dass dieses Größte, Absolute, Allmächtige, Wunderbarste nicht einer anonymen, transzendenten Macht entspricht, sondern dass es sich dabei um unser Universum, auch Kosmos, Weltall, Umwelt genannt, handelt. Dem kosmischen Geschehen sind wir in der Tat alle fortwährend willkürlich ausgesetzt, nämlich diesem für uns unvorstellbar großen, aber real existierenden, sich immer weiter ausdehnenden Universum, dessen Entstehung nach der heutigen kosmologischen Theorie vor 13,7 Milliarden Jahren aus der Explosion eines Klumpens von ungeheuer stark komprimierten Energieteilchen, dem sogenannten Urknall, seinen Anfang nahm.

Auch wenn diese wissenschaftliche Theorie für normale Laien wie mich nicht unbedingt leicht nachzuvollziehen ist, scheint sie mir dennoch glaubwürdiger als das Modell Genesis zu sein, wie es in der Bibel über die Entstehung der Welt beschrieben steht. Die Erschaffung der Welt mit allem Drum und Dran, Erde, Himmel, Sterne, Tiere, Menschen und Paradiesgarten, einen Erholungstag eingeschlossen, in exakt sieben Tagen. Eine wahrhaft titanische Leistung eines abstrakten Weltschöpfers - oder vielleicht nur ein phantasievolles, jegliche Nachkommenschaft beeindruckendes, fortlaufend erzähltes und nicht nachprüfbares Epos ? Das jüdische Volk glaubte halt daran, es war eine wunderbare Erklärung für ihr vorhandenes Nichtwissen. Man hatte zu dieser Zeit noch keine genaue wissenschaftliche Erkenntnis über die Entstehung der Welt und immer wieder haben im Laufe der Jahrhunderte neue Erkenntnisse unsere jeweilige Sichtweise über unsere bestehende Existenz grundlegend verändert.

Die Annahme, dass die Erde der Fixpunkt unseres Kosmos sei, um den sich sämtliche Gestirne am Himmel drehen, ist erst vor ca. 400 Jahren durch langwierige akribische Beobachtungen des Sternenhimmels mit verbesserten optischen Instrumenten widerlegt worden (Galileo Galilei). Gegen diese Erkenntnis setzte der überaus heftige, erbarmungslose, machtpolitisch motivierte Widerstand der katholischen Kirche ein.

Auch die Entdeckung, dass die Erde eine Kugel und keine Scheibe ist, war vor etwa 500 Jahren auch noch nicht allgemein bekannt. Erst durch die Expeditionen des Christoph Columbus und die der ihm nachfolgenden Seefahrer ist die Richtigkeit dieser These unzweifelhaft bestätigt worden.

Ebenso hat die von Charles Darwin vor ca. 150 Jahren nach grundlegenden wissenschaftlichen Forschungen entwickelte Evolutionstheorie über die Entstehung der Arten bei seiner Veröffentlichung viel Zustimmung bekommen, aber mindestens ebenso viel empörte Kritik und Ablehnung, hauptsächlich wieder von Seiten der Kirche, erfahren. Das Größte, das Höchste, das Allumfassende, das Selbstverständliche, das wir Menschen kennen, das wir fühlen und mit unseren Gedanken erfassen können, da es tagtäglich ersichtlich um uns herum existiert und lebt, ist unsere Umwelt, die Natur, die Welt, das Universum, der Kosmos, das Weltall – die Gesamtheit der Schöpfung. Gott ist das tägliche Erscheinungsbild dieser wunderbaren Schöpfung, er ist der uns zur Verfügung stehende Lebensbereich und unser notwendiges Lebenselixier.

Die Existenz Gottes als Sinnbild für das Allesumfassende dieser unserer Welt, in der wir leben und agieren, und die bislang von so vielen uns unbekannten Geheimnissen durchdrungen ist, die es in Zukunft noch zu entdecken gilt, ist für mich in der Form des unendlichen Universums durchaus vorstellbar und geistig erfassbar.

Mein Postulat heißt also: >Gott ist die Welt<. Wir Menschen als unzählige Individuen, und nicht nur wir Menschen, sind alle ein unendlich winziger Teil von diesem großen, alles umfassenden, ewigen Gott, der unter uns weilt alle Tage, bis an der Welt Ende. Dies wäre damit eine eindeutige Sache des Wissens und nicht eine vage, unbestimmte Angelegenheit von Glaube oder Hoffnung. Da auch, wie ich gerade gelesen habe, in der Philosophie das Prinzip gilt: >Die einfachste Lösung ist immer die Beste<, erscheint meine Definition von Gott = Universum in sich völlig schlüssig zu sein. Gott ist nicht der liebende Vater, der jedes Individuum ständig im Blick hat und moralisch nach seinen Taten beurteilt. Auf seine Gnade und Barmherzigkeit kann man nicht zählen, aber auch seinen Zorn und die ewige Verdammnis braucht man nicht zu fürchten. Gott mischt sich nicht ein in die Angelegenheiten der Menschen, sondern er ist, bildlich gesprochen, lediglich stiller, neutraler Zuschauer oder Beobachter bei dem sich in seinem ´Inneren´ abspielenden Großen Welttheater.


Auf jeden Fall ist mir persönlich ein derartiges Erscheinungsbild Gottes sympathischer, einleuchtender und grundsätzlich logischer, als die Vorstellung von einem unergründlichen, wankelmütigen, bestechlichen und unglaubwürdigen transzendenten Wesen, das auf materielle Opfergaben wohlwollend reagiert und z.B. beim Kauf von Ablass und bei hohen Geldspenden an die Kirche gnädig sämtliche individuellen Sünden vergibt, weil die Einnahmen für den Bau eines monströsen Gottespalastes im Vatikan zu Seiner Ehre und zur Machtdemonstration der Kirchenobersten verwendet werden.

Der jüdische Gott Jahwe ist nicht der Schöpfer von Himmel und Erde, wie es in der Heiligen Schrift geschrieben steht, und wie es ihm von den christlich erzogenen Menschen mehr oder weniger ehrfurchtsvoll unterstellt wird. Diese Vorstellung bzw. dieser Glaube ist überholt. Die Schöpfung, unsere Umwelt, schöpft sich aus sich selbst heraus. Gott ist lediglich einbezogen in die Schöpfung als das Höchste Sein. Gott ist der alles umfassende Bestandteil der Welt – er ist die Welt.

Die von Lamarck und besonders von Charles Darwin intensiv erforschte und wissenschaftlich bewiesene Wirkungsweise der Evolution ist es, die für die Entstehung und Entwicklung allen biologischen Lebens auf der Erde und, so meine mutmaßliche Folgerung, auch für die Ausbreitung und Ausdehnung von Energie und Materie im Weltall und für die Entstehung von Planeten, Sonnen, Galaxien und sonstigen kosmischen Objekten im Universum verantwortlich ist. (von Prof. Hoimar von Ditfurth auch für Laien einleuchtend und verständlich erklärt). Die in weiten Kreisen immer noch unbekannte, unterschätzte oder nicht beachtete Wirkungsweise der Evolution ist der bestimmende Motor und Gestalter allen Lebens auf der Grundlage der biologischen, chemischen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten und durch Zufallsmutationen, gemäß dem Prinzip, dass sich alle Wesen den vorgegebenen oder sich verändernden Lebens- bzw. Überlebensbedingungen immer wieder neu anpassen und sich dabei zweckdienlich fortschreitend weiterentwickeln bis hin zur besten Überlebensfähigkeit.

Der Mensch wurde natürlich nicht, wie es in der Bibel steht, als fertiges Wesen geschaffen, sondern er durchlebt als Embryo im Mutterleib alle Stationen dieser evolutionären Entwicklung. Die Eizelle wächst und entwickelt sich nach dem Zusammenschluss mit der männlichen Keimzelle durch fortwährende Zellteilungen wie von selbst weiter. Körperteile wie Kiemen, Flossen, Schwanz tauchen in verschiedenen Zwischenstadien beim Fötus aufgrund der ursprünglich geprägten, vorausgegangenen tierischen Entwicklungsstufen auf. Die Merkmale verschwinden wieder, und es entsteht nach neunmonatiger Reifezeit das heutige Standardbild des Menschen in Säuglingsform. Dabei entwickelt sich jedes Individuum nach den ihm von seinen Vorfahren mitgegebenen Erbanlagen.

Das erste primitive Leben, so die derzeitig vorherrschende Theorie, entstand vor etwa 3,5 Mrd. Jahren aufgrund von chemischen Prozessen und hatte seinen Ursprung voraussichtlich in den Ozeanen. Es bildeten sich organische Lebensbausteine in Form von Aminosäuren, welche die Voraussetzung für das Entstehen und das sich Weiterentwickeln von Leben waren. Als erste niedrigste Stufe gab es am Anfang die noch primitiven Einzeller, die sich irgendwann in einem weiteren Stadium zu mehrzelligen Kleinstlebewesen veränderten und ihre Fähigkeiten verbesserten, und die schließlich nach und nach immer weiter evolutionierten. Ob Qualle, Lurch, Mammut, Dinosaurier, Affe, Mensch oder Wal, es hat alles einmal ganz klein angefangen. Und diese evolutionäre Entwicklung ist noch längst nicht abgeschlossen, sondern sie wird sich fortsetzen, bis an das Ende aller Tage. Aber auch heute noch, im 21. Jahrhundert, krallen sich zahlreiche, auch einflussreiche, unbelehrbare Kreationisten an jedem Wort und an jeder Formulierung in der Bibel fest, wie an einem unantastbaren, hochheiligen Sakrament.

Aber jeder Mensch ist natürlich frei in seinen Gedanken und für alle seine Taten selbst verantwortlich. Gott ist das ziemlich egal, und er hilft ihnen sicher nicht, trotz solchem frommen Getue in den Himmel zu kommen. Unser Universum ist lediglich stiller, neutraler Beobachter bzw. Betrachter dieser Angelegenheit und aller Vorgänge auf unserem Planeten, hat aber keine göttliche Einflussnahme darauf, Belohnungen zu erteilen oder irgendwelche Strafen für sündhaftes Verhalten des einzelnen Menschen zu verhängen. Das Jüngste Gericht und die fleischliche Auferstehung aller Menschen am Tage des Herrn mit der Trennung der Spreu vom Weizen, erinnern mich sehr an ein antikes Orakel, offenbar als eine eindringliche Warnung an alle Untertanen, Juden wie Christen, die Gebote Gottes und die Gesetze gehorsam zu befolgen, um nicht nach dem Weltgericht ewiglich in der Hölle schmoren zu müssen. Ich denke, die Ankündigung des Jüngsten Tag in dieser Form ist ein phantastisches Hirngespinst. Ich würde es, wohlgemerkt unter dem heutigen Blickwinkel gesehen, als eine dem Wahnsinn entsprungene Vision bezeichnen.

Das Gott-Geheimnis ist gelüftet, das neue Weltbild wird sich allmählich überall durchsetzen auf Erden,

aufgestellte Thesen und unverrückbare Dogmen müssen von sogenannten Religionswissenschaftlern wohl grundlegend überdacht und neu überarbeitet werden.

Gott, unser Universum, ist in uns und bei uns,

und wir sind in ihm zu jeder Zeit,

von Anbeginn bis in Ewigkeit.

Amen.


Etwas abseits von der Norm.

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