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2.3 Sozialarbeitswissenschaft als Handlungswissenschaft
ОглавлениеNeben dieser grundlegenden Einordnung unter Bezugnahme der beiden ausgeführten Theorien Sozialer Arbeit möchten wir die vorliegende Publikation auch einem wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Verständnis zuordnen, wonach sich Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft konstituiert. In diesem Verständnis, das wir hier nur in aller Kürze aufgreifen können (vgl. ausführlicher Birgmeier 2014; Birgmeier & Mührel 2011; Göppner 2017; Staub-Bernasconi 2007) werden professionelles Handeln und darin auftretende Handlungsprobleme zum (zentralen) Gegenstand der Wissenschaft. Aus diesem Grund bearbeiten Handlungswissenschaften neben Faktenwissen (Empirie) und nomologischem Wissen (Theorie) auch immer handlungsbezogenes Wissen (Technologie) (Sommerfeld 2016, 24). Auf der technologischen Dimension beabsichtigen Handlungswissenschaften somit, professionelle Handlungspläne (Konzepte, Methoden, Verfahren) in der Auseinandersetzung mit der konkreten Praxis zu entwickeln. Aufgrund der Systemgrenzen von Wissenschaft und Praxis, die als Folge von Ausdifferenzierungsprozessen und funktionaler Arbeitsteilung in modernen Gesellschaften zu verstehen sind, stellen diese Handlungspläne jedoch zunächst Modelle dar, die sich an den Maßstäben des Systems der Wissenschaft orientieren. Diese Differenz von Disziplin und Profession ist für beide Systeme funktional notwendig, wenngleich dadurch ein Integrations- und Vermittlungsproblem aufgeworfen wird, wenn es um die Frage geht, wie nun wissenschaftliches Wissen tatsächlich in die Praxis gelangen kann (Sommerfeld 2016).
Um dieses Theorie-Praxis-Dilemma zu überwinden, wurde – in Anlehnung an ein naturwissenschaftliches Verständnis – versucht, das Integrations- und Vermittlungsproblem anhand der linearen »Anwendung« von wissenschaftlichem Wissen in handlungspraktischen Bezügen zu lösen. Dieses hierarchische Wissenstransfermodell zeigte sich jedoch für die komplexen Anforderungen der Sozialen Arbeit als nicht befriedigend und wird wiederkehrend mit dem »strukturellen Technologiedefizit« (Luhmann & Schorr 1979) beschrieben (vgl. Sommerfeld 1998, 2010)