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Eröffnung des Reichstages am 4. August im Berliner Stadtschloss

Aus: Leipziger Volkszeitung, 5.8.1914.

Am Schluß seiner Thronrede ergriff der Kaiser nochmals das Wort und sagte:

„Sie haben gelesen, meine Herren, was ich zu meinem Volke vom Balkon des Schlosses aus gesagt habe. Ich wiederhole: ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche! (Stürmisches Bravo!) Und zum Zeichen dessen, daß Sie fest entschlossen sind, ohne Parteienunterschiede, ohne Standes- und Konfessionsunterschied zusammenzuhalten, mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod zu gehen, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben.“

Hierauf traten die einzelnen bürgerlichen Parteiführer an den Kaiser heran und gelobtem ihm durch Handschlag ihre Treue.

Die Union Sacrée

Auch in parlamentarisch regierten Ländern wie England und Frankreich war der Kriegsbeginn die Stunde der Exekutive und der Militärführung. Doch nicht nur die Begründungen, sondern auch die konkreten Formen von Union Sacrée und Truce Policy unterschieden sich in mancher Hinsicht deutlich vom monarchisch geprägten deutschen Burgfrieden. Dies betraf nicht zuletzt die Arbeiterparteien, die in England und Frankreich deutlich besser in das politische System integriert waren als in Deutschland und in der Vorkriegszeit linksliberale Regierungen parlamentarisch mitgetragen hatten. In Frankreich berief man sich auf die Verteidigung der universellen Werte der Französischen Revolution gegen die Bedrohung von Demokratie und Völkerrecht durch die Aggression des preußisch-deutschen Militarismus. Und im Zeichen der drohenden Niederlage wurde am 26. August eine neue Regierung der nationalen Verteidigung installiert, die ihre parteipolitische Basis im Zeichen der Union Sacrée deutlich erweiterte. Nicht nur Vertreter der gemäßigten politischen Mitte wie die ehemaligen Sozialisten Alexandre Millerand und Aristide Briand (1862–1932) traten nun in die bisher linksliberal geprägte Regierung von Ministerpräsident Viviani ein, sondern mit Jules Guesde und Marcel Sembat erstmals auch zwei führende Sozialisten. Allein die katholisch-konservative, immer noch republikfeindliche Rechte war bis zum Oktober 1915, als der Rechtskatholik Dénys Cochin zum Minister ernannt wurde, nicht an der Regierung beteiligt.

Wie in Deutschland wurden die Parlamentskammern, die Nationalversammlung und der Senat, nach Kriegsbeginn auf unbestimmte Zeit vertagt, wesentliche Bereiche der Zivilverwaltung wie vor allem die Polizeigewalt gingen in die Hände der Militärbehörden über, und die Regierung floh aus dem bedrohten Paris nach Bordeaux. Die Kriegsführung lag nun zeitweilig weitgehend in den Händen des Oberkommandierenden General Joffre (1852–1931). Doch nach anhaltender, vor allem von Georges Clemenceau und Edouard Vaillant öffentlich vorgebrachter Kritik sowohl an der Pressezensur als auch an der Abdankung der Politik begann sich Ende 1914/Anfang 1915 das politische Leben wieder zu normalisieren. Die Regierung kehrte im Dezember nach Paris zurück, zugleich setzten die Parlamentskammern die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung durch, erklärten sich Anfang Januar 1915 für permanent und begannen, die Kriegspolitik von Regierung und Militärführung zu kontrollieren.

Truce Policy

In England hielt sich die liberale Regierung Asquith (1852–1928) länger, doch im Frühjahr 1915 wurde auch hier der Schritt zu einer nun umfassenden Allparteienregierung vollzogen, an der sich nicht nur die Konservativen unter Führung von Andrew Bonar Law beteiligten, sondern erstmals auch die Labour Party mit Arthur Henderson. Bei Kriegsbeginn war die Lage allerdings zuerst noch unklar gewesen. Zwar waren wichtige Minister, insbesondere Außenminister Edward Grey entschlossen, in jedem Fall auf Seiten Frankreichs zu intervenieren. Doch ob man dafür und vor allem für die Entsendung von Kampftruppen auf den Kontinent eine Mehrheit finden würde, stand angesichts starker kriegsgegnerischer Orientierungen keineswegs fest. Erst die deutsche Missachtung der belgischen Neutralität führte zu einem deutlichen Stimmungsumschwung. Mit großer Mehrheit votierten Regierung und Parlament nun für den Krieg zur Verteidigung von Völkerrecht und Demokratie und für die rasche Entsendung der British Expenditionary Force (BEF) nach Frankreich. Doch den liberalen britischen Traditionen entsprechend, war die Truce Policy von Anfang an weniger geschlossen als auf dem Kontinent. Mehrere liberale Minister unter Führung von Charles P. Trevelyan traten aus Protest gegen die Kriegspolitik zurück, desgleichen der Sprecher der Labour-Fraktion im Unterhaus, Ramsey McDonald. Gemeinsam mit anderen Kritikern insbesondere aus den Reihen der Labour angeschlossenen Independent Labour Party und dem linken Flügel der Liberalen gründete er die Union of Democratic Control (UDC), die nun in der Öffentlichkeit die Rolle einer kritischen Opposition einnahm.

Der Erste Weltkrieg

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