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Die Bedeutung der Kraft

Kraft war schon in der Antike ein zentrales Thema. Sie signalisierte Macht, Stärke und Durchsetzungsvermögen. Damals war die Kraft ein reines Männerthema. Sie spielte auch als Überlebenseigenschaft eine wesentliche Rolle. Einige der altertümlichen Signalwirkungen von Kraft und Stärke hielten sich sogar bis in die 1980er Jahre, als die damaligen Bodybuilding-Studios ihre »Saison« hatten. Auch zu dieser Zeit war Kraft einfach männlich und wurde immer mit dicken Muskelknollen an den Oberarmen gleichgesetzt.

Die Betrachtungsweise von Kraft hat sich in den letzten 25 Jahren etwas geändert. Kraft ist »individueller« geworden, auch wenn dabei viele Menschen immer noch an den mehrfachen Mr. Universum Arnold Schwarzenegger denken. Auch dank der Sportwissenschaft, die sich dieses Themas verstärkt angenommen hat, wird Kraft mannigfaltiger betrachtet und hat sogar richtige Bedeutungen erhalten. Diese wissenschaftliche Auseinandersetzung kommt allen Beteiligten zugute – Sportler, Trainer und Therapeuten profitieren von den unterschiedlichsten Forschungsergebnissen und werden, sofern sie Interesse dafür zeigen, laufend mit neuesten Erkenntnissen versorgt. Die für Ihr Krafttraining wichtigsten Erkenntnisse sind in diesem Buch zusammengestellt.


Muskeln – nicht nur wichtig zum Überleben, sondern für viele auch schön anzusehen.

Der Faktor Kondition

Die Kraft ist eine unserer fünf motorischen Fähigkeiten. Die anderen sind Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Koordination. Diese Fähigkeiten fasst man unter dem Begriff Kondition zusammen. Hierbei ist die Kraft eine der wichtigsten, da erst durch sie muskuläre Arbeit möglich wird und die anderen motorischen Fähigkeiten auf ihr aufbauen. Bedenken Sie:

Ohne Kraft könnten wir unsere Ausdauer nicht trainieren, beispielsweise kein lang anhaltendes Lauftraining durchführen.

Ohne Kraft könnten wir kein Beweglichkeitstraining durchführen, da trainierte Muskeln für das aktive statische Stretching notwendig sind.

Ohne Kraft könnten wir keine Schnelligkeit erreichen, da ein Sprint nur mit kräftigen Beinmuskeln möglich ist.

Ohne Kraft könnten wir uns nicht koordiniert bewegen, da ein ausgewogen trainiertes Muskelkorsett uns die nötige Balance im Alltag und Sport ermöglicht und gleichzeitig für harmonische Bewegungsabläufe zuständig ist.

Aus diesen Ausführungen wird deutlich, dass ein individuell gut ausgeprägtes Kraftniveau vielfältig greift und nicht zwangsläufig etwas mit großen Muskelbergen zu tun haben muss. Das Gewicht, welches gerade angesprochen wurde, muss dabei nicht immer ein Gegenstand sein, etwa eine Hantel. Auch wir selbst können das »Gewicht« darstellen. Schließlich müssen wir uns schon bei den einfachsten alltäglichen Handlungen in Bewegung setzten, unsere Trägheit bezüglich der natürlichen Erdanziehungskraft überwinden. Jeder Mensch braucht also Kraft. Stehen, Sitzen, Gehen – für all das stellt unser Körpergewicht einen »biologischen Widerstand« dar. Bezüglich des Trainings zur Verbesserung unserer Kraftleistungen kann das reine Körpergewicht ebenfalls einen nicht zu unterschätzenden Widerstand darstellen. Denken Sie hierbei nur an die klassischen Klimmzüge oder Liegestütze. Zur klaren Differenzierung kann man die Bedeutung der Kraft und das damit in Verbindung stehende Krafttraining letztendlich in vier Hauptgruppen gliedern:

Präventive Bedeutung

Krafttraining dient dem Erhalt und der Verbesserung der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit sowie der nötigen Belastbarkeit des Stütz- und Bewegungsapparates (Knochengerüst und Muskelsystem).

GUT ZU WISSEN

Physikalisch betrachtet ist die Kraft (F) das Produkt aus Masse mal Beschleunigung. Biologisch gesehen ist sie die Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, Widerstände zu überwinden, also ein Gewicht zu heben, Widerständen entgegenzuwirken, also ein Gewicht kontrolliert zu senken, und Widerstände zu halten, also ein Gewicht in einer bestimmten Position durch Muskelkraft zu fixieren.

Eine gut ausgeprägte Skelettmuskulatur bildet einen äußerst effizienten Schutz vor Verletzungen und Verschleißerscheinungen. Eine feste Muskulatur im Rumpfbereich schützt z. B. die inneren Organe vor Schlägen und Stößen.

Unser Skelett wird durch Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenkstrukturen zusammengehalten. Krafttraining erhöht diese Stabilität.

Kontinuierlich betriebenes Krafttraining wirkt dem altersbedingten Knochen- (Osteoporose) und Muskelabbau (Muskelatrophie) erfolgreich entgegen.

Ein individuell ausgerichtetes Krafttraining kann muskuläre Dysbalancen ausgleichen. So ein muskuläres Ungleichgewicht entsteht beispielsweise bei immer wiederkehrenden sportartspezifischen (Tennis, Golf) und alltäglichen (PC-Arbeit, Schule) monotonen Bewegungen. Haltungsschwächen, Rückenbeschwerden oder einseitige und vorzeitige Abnutzungserscheinungen der betreffenden Regionen können somit vermieden werden.

MEIN RAT

Konzentrieren Sie sich beim Krafttraining auf Dauer nicht nur auf Ihre Lieblingszonen (häufig Oberarme, Brust, Bauch), sondern streben Sie eine ausgewogene Ganzkörpermuskulatur an! Hierzu zählen auch die Zonen, welche man im Spiegel selbst etwas schlechter sieht, wie beispielsweise unterer und oberer Rücken, Gesäß und Beine. Nur so können Sie alle Vorteile des Krafttrainings voll ausnutzen.

Eine sorgfältig trainierte Ganzkörpermuskulatur erhöht unsere Koordinationsfähigkeit. Komplizierte Bewegungsabläufe können wir somit leichter vollziehen, Fehlbewegungen werden besser ausgeglichen. Dieser Vorteil kommt uns nicht nur bei verschiedenen Sportarten zugute, sondern auch im Alltag.

Rehabilitative Bedeutung

Krafttraining ist im Prozess der Wiederherstellung nach Verletzungen oder operativen Eingriffen am Bewegungsapparat von immenser Bedeutung.

Krafttraining kann gelegentlich auftretende Beschwerden am Bewegungsapparat beseitigen. Hier sind die am häufigsten betroffenen Bereiche Rücken, Knie- und Schultergelenke. Ein moderat gestaltetes Krafttraining wirkt hier oft Wunder, sodass auf eine medikamentöse Behandlung verzichtet oder eine bestehende Dosis deutlich verringert werden kann.

Psychische Bedeutung

Krafttraining kann den Körper gezielt formen, ihm neue Konturen und Proportionen verleihen. Muskeln werden aufgebaut und Gewebe wird gestrafft.

Krafttraining reduziert aufgrund des zu erwartenden höheren Muskelanteils im Körper den prozentualen Körperfettanteil. Ein weiterer Fettansatz wird gemindert, da ein erhöhter Muskelanteil (auch im Ruhezustand) den Kaloriengrundumsatz des Trainierenden automatisch erhöht.

Krafttraining mit dem Ziel der spezifischen Leistungsverbesserung dient als wichtige Grundlage für die meisten Sportarten. Kein Athlet, egal aus welcher sportlichen Disziplin, verzichtet heutzutage auf ein zielgerichtetes Kraft- und Muskeltraining.

Psychische Bedeutung

Krafttraining steigert (bereits ab der ersten Trainingseinheit) das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl.

Wer seine Kraft trainiert, trainiert auch das Gefühl für seinen Körper. Die Sensibilität sich selbst gegenüber steigt, Körperbewusstsein und -wahrnehmung erhöhen sich.

Ein intensives Training macht einfach gute Laune! Es verbessert die Stimmung und das Wohlbefinden, da Stresshormone abgebaut werden.

Krafttraining kann die organischen und seelischen Vorgänge im Körper in ein harmonisches Gleichgewicht bringen und auf diesem Niveau halten.

Richtig Krafttraining

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