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4. Die Entstehung zweier Monarchien in Israel und Juda

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Die sog. „Reichsteilung“

Nach dem Tod Salomos fährt die biblische Darstellung fort mit der Erzählung von der sogenannten „Reichsteilung“ (1 Kön 12). Diese ist ganz darauf konzentriert, den Nachweis führen, dass das Nordreich Israel keinerlei Legitimation besitzt. Sie kann daher nicht als historische Quelle verwendet werden. So wird dem ersten König des Nordreiches die Gründung des Heiligtums in Bethel zugeschrieben, doch war der Ort um 900 v. Chr. gar nicht besiedelt. Der Text will vielmehr sagen, dass sowohl die Dynastien als auch das Heiligtum des Nordreiches grundsätzlich, und das heißt hier: von Anfang an, illegitim sind. Doch die Grundkonstellation, wonach nunmehr zwei Königreiche existierten, das Nordreich Israel mit der späteren Hauptstadt Samaria und das Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem, scheint historisch korrekt zu sein.

Annalenschreibung in Israel und Juda

Der erste König des Nordreiches Israel trug den Namen Jerobeam, genauer: Jerobeam ben Nebat oder Jerobeam I. (927–907). Der erste König des Südreiches Juda war der Sohn Salomos, Rehabeam (926–910). Mit diesen beiden Königen ändert sich der Charakter der Darstellung im ersten Königebuch tiefgreifend. Die Herrscher sind nicht mehr märchenhaft reich und sie sind auch keine Gründergestalten mehr, auf die Dynastie und Tempel zurückgeführt werden; und anders als David und Salomo regieren sie auch nicht mehr die ideale Zeit von vierzig Jahren. Das liegt daran, dass den Autoren der Königebücher nunmehr die Annalen der Könige von Israel und die Annalen der Könige von Juda zur Verfügung standen, denen sie historische Informationen entnehmen konnten. Der erste Hinweis auf die Annalen des Nordreiches findet sich in 1 Kön 14,19 in der Darstellung von Jerobeam I., der erste Hinweis auf die Annalen des Südreichs Juda in 1 Kön 14,29 bei Rehabeam.

Quelle

14,19 Und der Rest der Taten Jerobeams, wie er gekämpft und wie er regiert hat – siehe, sie sind geschrieben im Buch der Annalen der Könige von Israel. (1 Kön 14,19)

14,29 Und der Rest der Taten Rehabeams und alles, was er getan hat – sind sie nicht geschrieben im Buch der Annalen der Könige von Juda? (1 Kön 14,29)

Annalenschreibung und Pharao Scheschonq

Dem entspricht, dass in 1 Kön 14,25 die erste historisch überprüfbare Information des Alten Testaments steht: „Und im fünften Jahr von König Rehabeam zog Schischaq/Schuschaq, der König von Ägypten, gegen Jerusalem herauf.“ Alle bislang in den Büchern Genesis bis 1. Könige genannten Pharaonen sind anonym, hier wird nun zum ersten Mal im Zusammenhang mit einem historisierbaren Ereignis ein Name genannt und das ermöglicht seine Identifikation. Es handelt sich um Pharao Scheschonq I. (ca. 945–924), den Begründer der 22. Dynastie. Dieser hat eine Monumentalinschrift über seine Eroberungen in Palästina hinterlassen, die eine lange Liste von Ortsnamen enthält (mehr dazu s. V.2). Jerusalem kommt darin nicht vor, und diese Abweichung wie auch die Unmöglichkeit, den Feldzug genau zu datieren, zeigen, dass die Quellen zwar nach wie vor keine detaillierte Geschichtsschreibung erlauben; aber an der prinzipiellen Korrelationsmöglichkeit von biblischer und ägyptisch-epigraphischer Information besteht kein Zweifel.

Auf einen Blick

Die Erzählungen über die ersten Könige Saul, David und Salomo berichten über die Anfänge der Monarchien in Israel und Juda. Im 10. und 9. Jahrhundert befanden sich Israel und Juda im Übergang von einer Stammesgesellschaft zum frühen Staat. Welche Eigenschaften weist ein früher Staat und welche ein voll ausgebildeter Staat auf? Wie mag die Herrschaft Davids und Salomos ausgesehen haben? Wie wird diese Phase der Geschichte Israels nach der „standard chronology“ und wie nach der „low chronology“ rekonstruiert? Inwiefern ändert sich die Quellenlage nach Salomo?

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