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Bomben von oben

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Im Frühjahr 1943 wurde es mit den Luftangriffen auf das Ruhrgebiet immer schlimmer, manche Woche kamen wir aus dem Keller gar nicht mehr heraus. Am 5. März 1943 wieder ein Großangriff: Die Fabrik wurde getroffen und bis auf das Wohnhaus und einen kleinen Schuppen wurde alles zerstört (Foto unten).


Unser Vater und ein Mitbewohner des Hauses hatten gerettet, was zu retten war. Es wurde aus den Flugzeugen auf sie geschossen, sie gaben auf, es ging nicht mehr. Kurz bevor Vater in den Keller eilte, ging in direkter Nachbarschaft eine Bombe nieder. Vater wurde durch den Luftdruck zwischen Tür und Rahmen eingeklemmt. Wir schrien nach unserem Vater, konnten ihm jedoch nicht helfen. Noch in der gleichen Nacht, am 5. März 1943 wurde auch unsere Oberschule schwer getroffen. Der Unterricht viel fortan ganz aus.

Das Lebenswerk meines Vaters war vernichtet. Er hatte für die Fabrik gelebt, Verbesserungen erdacht und umgesetzt. Er konstruierte neue Maschinen zur Beschleunigung des Arbeitsganges und zur Erleichterung für die Belegschaft. Ich erinnere mich, dass die Joh. Frohn Maschinenfabrik noch Anfang des Jahres 43 zwei neue Maschinen geliefert hatte. Herr Frohn und unser Vater kannten sich von der TN (Technische Nothilfe), beide waren in der Heimat dienstverpflichtet, mussten deshalb nicht wie die meisten Väter unserer Mitschüler an die Front.


Vater beschloss, uns und unsere Mutter aufs Land zu bringen. Es ging nach Elvert-Lüdinghausen bei Dortmund. Es war ein schöner Bauernhof mit Gaststätte. Wir waren gut untergebracht und hatten eine schöne, unbeschwerte Zeit. Nur um unseren Vater machten wir uns viele Sorgen. Wir hatten Angst um ihn. Am 1. Mai feierten wir unseren zwölften Geburtstag etwas leiser. Denn Mutter war sehr in Sorge um Vater, es waren so viele Luftangriffe auf Essen.

Nur wenige Tage später, am 12. Mai 1943 hatte Vater Geburtstag – seinen 40. Diesen konnte er jedoch überhaupt nicht feiern, da er ständig im Einsatz war. Vater hatte sich bei einem dieser Einsätze sogar verletzt. Auch nach dem Luftbombenangriff auf die Möhnetal sperre am 17. Mai 43 war Vater gefragt. Im und um unser Ruhrgebiet war im letzten Jahr des zweiten Weltkrieges kein einziges Fleckchen mehr sicher. Die Eltern beschlossen, uns Jungs nach Bad Reichenhall zu schicken. Über die NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) war das möglich. Die Stadt Essen hatte dort ein Kinderheim. Am 27. Mai 1943 sollten wir nach Bad Reichenhall fahren.

Nach dem Totalverlust des Altenessener Werkes war die Firma meines Vaters in Dresden auf der Suche nach einem neuen Standort. Teplitz-Schönau oder Reichenberg standen zur Wahl. Wir wussten, dass wir von Bad Reichenhall nicht mehr nach Essen zurückkehren würden, wenn die Entscheidung schnell fällt.

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