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Begegnung mit einem Tennis-Star

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Eine andere kleine Geschichte ist mir auch noch in Erinnerung geblieben: Es muss im Jahr 1938 gewesen sein, in der Adventszeit. Ich sollte noch Gehacktes vom Metzger holen, machte aber erst einen Umweg zu einem Spielzeuggeschäft mit einem besonders schön geschmückten Schaufenster. Beim Überqueren der Straße – ich war schon auf der Fußgängerinsel in der Mitte – kam von links ein Auto und fuhr mir über den rechten Fuß. Neben der Fußgängerinsel war ein beschrankter Bahnübergang. Die eine Hälfte war bereits geschlossen, sodass der Wagen praktisch Slalom fuhr, was er ja eigentlich nicht durfte. Irgendwelche Passanten kümmerten sich um mich und wollten mir helfen. Aber zu dem Zeitpunkt tat mir überhaupt nichts weh – eher drückte mich mein schlechtes Gewissen. Darum ging ich flott zum Metzger, um meinen Einkauf zu erledigen. Dort angekommen plagten mich aber nun doch schon leichte Schmerzen und ich war etwas durcheinander, denn ich verlangte nur ein Achtel Gehacktes, was die Verkäuferin sehr verblüffte. Auf dem Nachhauseweg – es war nicht weit – bekam ich fürchterliche Schmerzen und weinte jämmerlich. Mutter hatte mich wohl schon weitem gehört, denn sie kam mir entgegen und sah sofort, dass ich am besten ins Krankenhaus eingeliefert werden sollte. Ich kam ins Marienhospital. Der Stiefel musste aufgeschnitten werden - und der Fuß wurde geröntgt. Die Röntgenaufnahme zeigte, dass Mittelfußknochen gebrochen waren. Ein paar Tage wurde der Fuß gekühlt, damit die Schwellung zurückgehen konnte. Erst danach wurde er eingegipst. Im Krankenhaus bekam ich Besuch von unserer Klassenlehrerin Frl. Kolb und ein paar Mitschülern. Dieses Fräulein Kolb war auch unsere Religionslehrerin. Ich weiß noch wie heute, dass wir bei ihr ein Lied lernen mussten. Es hieß „Wie mit grimmigem Unverstand“ und es stand im Anhang des Gesangbuches 39. Auf meinen Gipsverband haben die Mitschüler und auch meine Lehrerin ihre Namen geschrieben. Ich war ganz stolz!

Einige Zeit später, ich war wieder zu Hause, kam eine Frau von der Polizei. Sie hatte Bauklötze, Autos und einen Block mitgebracht. Ich musste ihr erzählen, wie sich der Unfall zugetragen hatte und sie stellte mit den Bauklötzen den Unfallhergang nach.

Einige Wochen später besuchte mich ein freundlicher Herr und brachte mir einen großen Kasten Katzenzungen – zur damaligen Zeit eine absolute Besonderheit – mit. Es war Tennis-Baron Gottfried von Cramm (Foto unten), der zweimalige Wimbledon-Finalist, wie ich jedoch erst später erfuhr. Ich vermute im Nachhinein, dass er mir über den Fuß gefahren war.

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