Читать книгу Morgen werde ich verkauft - Wolfgang Pfeifenschneider - Страница 15
Ungewisse Tage in Berlin
ОглавлениеAls wir wieder zurück nach Berlin geschickt wurden, hatte man einen Vormund für uns bestellt. Es handelte sich um einen Bankdirektor namens Walter Stiffel, einen Hauptmann der Gebirgsjäger in Italien. Unser Vormund und dessen Frau – meine Patentante Herta Pfeifenschneider – holten uns am Bahnhof ab. Die Begrüßung war nicht sehr herzlich. Joachim und ich spürten mehr als einmal, dass wir nicht willkommen waren. Auch daran, dass man für uns bereits ein Internat suchte.
Kurz darauf starb Großvater Conell nach langer und schwerer Krankheit. An der Beisetzung unserer Eltern hatte er schon nicht teilnehmen können. Zwei Monate später wurde die Wohnung unserer Großeltern völlig zerstört. Die Bewohner des Hauses überlebten im Luftschutzkeller. Bei den Großeltern lebte auch unsere Tante, die Schwester unserer Mutter. Sie kümmerte sich sehr um die alten Herrschaften. Es war gut, dass Opa diesen Angriff nicht mehr erlebte, er wäre sicher nicht mehr in den Keller gekommen. Was aus Lüding-hausen – wir waren ja einige Monate da – an Kleidungsstücken und Erinnerungen gerettet und bei den Großeltern deponiert war, war nun auch vernichtet. Oma, Erika und die Tante kamen vorübergehend in ein Notquartier und wurden dann nach Löwenberg/ Schlesien evakuiert. Oma Conell hat die Flucht nicht überlebt. Sie starb in Löwenberg. Unsere Tante und auch unser Drilling Erika kamen später wieder zurück, jedoch nicht nach Berlin, sondern landeten in Gronau (Leine), unweit von Hildesheim.