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Tag 2, vormittags,
Polizeidienstgebäude in der Stadt Leer,
Büro des Fachkommissariatsleiters Jan Broning

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Jan Broning saß mit dem Rheiderlandkurier am Schreibtisch. Sie hatten Bilder der skelettierten Leiche, sogar mit Detailaufnahmen der Ausrüstung, abgedruckt. Das verrostete Gewehr, die Uniformknöpfe und das Koppelschloss … Seine Pressemeldung stand am Ende des Artikels.

Es klopfte. Sein Chef Renko Dirksen kam mit rotem Kopf ins Büro, ebenfalls mit dem Rheiderlandkurier in der Hand, und fuchtelte damit in der Luft herum. »Das hättet ihr verhindern müssen! Hast du eine Ahnung, was jetzt hier los ist?!«

»Anrufe, Medieninteresse, Presserummel …« Jan verkniff sich ein Grinsen. »Renko, setz dich doch erst einmal hin. Was hätten wir denn machen sollen mit unserem Schatzsucher? Maulkorb verpassen, nach Fotokameras durchsuchen und Bilder beschlagnahmen?«

»Klingt doch gut!«

»Renko, mit Smartphones kannst du sofort Fotos weiter­leiten. Das konnte er in Ruhe erledigen, lange bevor wir am Fundort waren.«

Dirksen atmete tief durch. »Und wie weit seid ihr mit unserem … Ötzi?«

Broning sah auf seine Notizen. »Im Moment gehen wir davon aus, dass es sich um einen Kriegsteilnehmer aus dem Zweiten Weltkrieg handelt. Dabei müssen wir aber vorsichtig sein.«

»Wieso? Der Fall ist doch klar. Das Gewehr ein Karabiner aus dem Krieg, da war sich unser Albert doch sicher. Der Wehrmachtsmantel mit Uniformknöpfen. Die Reste vom Gürtel mit dem Koppelschloss.«

»Ich weiß«, unterbrach Jan Broning seinen Chef. »Sogar mit der Aufschrift Gott mit uns. Alles ziemlich eindeutig, aber da sind noch einige Ungereimtheiten.«

Dirksen sah zur Zimmerdecke. »Jan, warum wird es bei dir immer so kompliziert?!« Er merkte, dass Broning ihn unterbrechen wollte, und hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, du liegst oft richtig mit deiner Einschätzung oder deinem Bauchgefühl. Was stört dich denn an dieser schönen, einfachen und unkomplizierten Geschichte?«

»Erstens haben wir keine militärische Erkennungsmarke gefunden. Zweitens das Koppelschloss. Mir ist aufgefallen, dass da etwas nicht stimmt. Hier …« Broning reichte ihm zwei Fotos. »Das eine da ist das Original so eines Koppelschlosses. Die Überschrift Gott mit uns, der Adler in der Mitte und darunter das Hakenkreuz. Hier …«, Broning zeigte auf die Detailaufnahme vom Fundort, »fehlt das Hakenkreuz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es damals ein Soldat gewagt hätte, das Symbol der Nazis zu entfernen.«

Renko Dirksen presste die Lippen kurz aufeinander. »Du könntest recht haben, aber können die Rechtsmediziner nicht zweifelsfrei feststellen, wie lange der Tote dort schon gelegen hat?«

»Die Überreste liegen bei dem Bestatter Erdmann. Für die Obduktion brauchen wir eine Anordnung von der Staatsanwaltschaft. Vorab habe ich schon mit dem Gerichtsmediziner Dr. Knoche gesprochen. Dort haben sie alle Hände voll zu tun. Er meldet sich noch bei mir wegen des genauen Termins für die Obduktion.«

»Okay, Jan, ich ruf bei Staatsanwalt Grohlich an.« Dirksen stand auf. »Halt mich auf dem Laufenden. Insbesondere unsere Pressestelle. Da wird heute der Teufel los sein.«

Broning nickte. »Mach ich, Renko. Stefan und ich fahren gleich noch mal zum Fundort der Leiche. Ich möchte die Anwohner befragen und vielleicht hat ja das Medieninteresse auch was Positives. Leute, die sich wieder an damals erinnern. An Ereignisse vom Krieg in dieser Gegend, oder an Ereignisse aus einer ganz anderen Richtung.«

Renko schüttelte leicht den Kopf und verließ das Büro.

Gänseblut

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