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Tag 2, vormittags,
Gelände der Firma Lohnunternehmen Böltjer
im Rheiderland (Karte Nr. 10).

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Jakobus Böltjer saß in dem schmuddeligen kleinen Büro und fluchte. Es war Saison zum Grasschneiden und diese Trottel von Angestellten hatten die Maschinen immer noch nicht fertig. Siefko Specker und Wirtje Hummers, auch Max und Moritz genannt, standen kleinlaut vor ihrem Chef. Der war inzwischen rot angelaufen und brüllte die zwei an. »Was heißt hier ›Die Teile sind noch nicht da‹? Draußen ist Hauptsaison und meine Maschinen stehen kaputt in der Halle.«

Das Donnerwetter nahm kein Ende. Siefko biss sich auf die Unterlippe, wagte kein Wort zu sagen und sah hilfe­suchend zu seinem Freund Wirtje. Der knautschte verkrampft die Schirmmütze in seinen Händen. Endlich warf ihr Chef sie aus dem Büro.

Böltjer hatte ordentlich Dampf abgelassen und griff etwas erleichtert erst einmal nach dem Rheiderlandkurier­, der vor ihm auf dem Tisch lag. Er stutzte, als er die Überschrift las: Sensation! Rheiderländer Ötzi gefunden. Während er den Artikel las, gingen seine Gedanken zurück zu dem Tag, an dem er mit seinem Kumpel den Wilderer im Dollart gesucht hatte. Ein gemeines Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Die Schüsse, die er damals gehört hatte … Das merkwürdige Verhalten seines Kollegen, der damals angeblich nichts gesehen hatte … Der Wilderer war seit diesem Tag nicht wieder im Dollart gesehen oder gehört worden.

Jetzt wusste er mit Sicherheit, dass sein Kollege den Mann umgebracht und später in den Salzwiesen vergraben hatte. Das war doch einmal eine gute Nachricht. Nun hatte er seinen Jagdkumpel in der Hand. Böltjer rieb sich erfreut die Hände. Endlich gab es eine Möglichkeit, gewisse Ziele zu erreichen. Sein Kumpel wollte doch sicher nicht, dass er der Polizei oder der Presse diese Geschichte von damals erzählte.

Siefko Specker und Wirtje Hummers standen neben der Erntemaschine und fluchten. Siefko Speckers Daumen bewegte sich über seinen Hals, von einem Ohr zum anderen. Wirtje nickte und sagte mit Wut in der Stimme: »Genau, Siefko – eines Tages, ich schwör es dir, ist Böltjer fällig. Dann hängen wir ihn tot wie eine Schlachtsau an die Leiter.«

Siefko sah zur Firmeneinfahrt, als ein Auto vor dem Büro hielt. Der Fahrer stieg aus und knallte die Tür zu. Mit gerötetem Gesicht stürmte der Mann ins Büro. »Scheint so, als wären wir beide nicht die Einzigen, die mit Böltjer noch ein Hühnchen zu rupfen hätten«, sagte er zu Wirtje.

»Das war doch unser Gänseschützer Alting, der scheint ja ganz mies drauf zu sein«, stellte Wirtje fest. Die Bürotür stand noch offen und sie konnten den lauten Streit zwischen Alting und Böltjer hören. Dann wurde Alting aus dem Büro gestoßen und der Streit ging auf dem Hof weiter.

»Du hast meine Mühle gesprengt!«, schrie Alting.

»Scheiß auf deine Mühle, du tickst doch nicht richtig!«, brüllte Böltjer.

Die Sache eskalierte zu einer Schlägerei. Siefko und Wirtje genossen das Schauspiel, bis die Stimme von Böltjers Frau Jani aus dem Bürofenster schrillte. »Max, Moritz – steht da nicht rum, sondern trennt die beiden!«

»Schade«, murmelte Siefko.

Nur mit Mühe gelang es ihnen, die Kontrahenten festzuhalten. Alting riss sich los und lief zu seinem Wagen. Bevor er einstieg, drehte er sich noch einmal um und schrie: »Dafür wirst du büßen, Böltjer! Ich erwisch dich noch und dann dreh ich dir den Hals um, so wie du es mit den Gänsen machst!«

»Verpiss dich, du Arschloch!«, rief Böltjer zurück. Dann drehte er sich zu seinen Angestellten um. »Und ihr, habt ihr nicht anderes zu tun?! Seht zu, dass die Maschinen fertig werden!«

Gänseblut

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