Читать книгу Gänseblut - Wolfgang Santjer - Страница 23

Tag 3,
ein Bauernhof im nördlichen Rheiderland

Оглавление

Kuno Hortema legte den Hörer auf, in Gedanken noch bei seinem Kameraden Sven Richter. Das schlechte Gewissen stellte sich immer ein, wenn er an diesen Zwischenfall in Afghanistan dachte. Ja, hätte Sven damals nicht so schnell reagiert, dann stünde der Name Kuno Hortema jetzt auch auf dem Ehrenschrein für gefallene Kameraden in Afghanistan.

Sie waren gute Kameraden gewesen bis zu diesem verhängnisvollen Tag. Danach hatte sich Sven verändert. Niemand hatte ihn damals erreichen können; auch seine Versuche, Sven aus diesem Emotionsloch herauszuholen, waren gescheitert. Dann hatte man Sven auf diesen Übungsplatz abgeschoben. Kuno atmete schwer, als er daran dachte, dass er den Kontakt zu Sven verloren hatte. Die Wahrheit war, dass Kuno alles vergessen wollte, was in Afghanistan passiert war. Dazu hatte auch Sven gehört.

Kuno gab sich innerlich einen Ruck. Jetzt konnte er etwas für seinen Kameraden tun. Etwas von der Schuld abtragen. Er würde das kleine Ferienhaus neben dem Bauernhof für Sven herrichten, seinen Vater überreden, ihn einzustellen, und ihn auch in der Freizeit nicht hängen lassen. Die Aufnahme in den Hegering war nicht einfach, aber die Kameradschaft würde Sven sicher gut tun.

Aber eins nach dem anderen, zunächst lag das Gespräch mit seinem Vater vor ihm. Das würde ebenfalls nicht einfach werden, Hero Hortema war ein schwieriger Mensch. Manchmal dachte Kuno, sein Vater sei eine gut funktionierende Maschine. Keine Gefühle, berechnend und gnadenlos, wenn es um seine Interessen ging. Er war ein Polderfürst, der Hegeringleiter der hiesigen Jäger und Chef der Sielacht. Alle Konkurrenten um diese Ämter hatten schnell begriffen, dass man Hero besser nicht im Wege stand.

Kuno atmete tief durch und ging zum Büro, wo sein Vater zu dieser Zeit immer anzutreffen war. Er klopfte an die Tür und trat ein.

In dem kleinen Büro saßen sein Vater und seine Mutter, Lini. »Was willst du?«, fragte Hero Hortema schlecht gelaunt.

Kuno räusperte sich und erklärte die Situation.

»Nur um das mal klarzustellen«, Heros Stimme klang eiskalt, »ich soll einem Fremden das Ferienhaus langfristig überlassen, ihn einstellen und in den Hegering aufnehmen?«

»Genau, Vater. Es ist kein Fremder, sondern der Mann, der mir das Leben gerettet hat«, sagte Kuno. »Außerdem ist Sven ein fleißiger und geschickter Handwerker!«

»Ich bin auch der Meinung, dass wir diesem Sven sehr viel schulden«, sagte Lini Hortema mit fester Stimme.

Wütend sah Hero seinen Sohn und seine Frau abwechselnd an. »Ihr seid euch ja wohl wieder mal einig. Aber du, Kuno, du bürgst mir für deinen Freund! Geld bekommt er erst einmal nicht und wenn er Mist baut, schmeiße ich ihn eigenhändig vom Hof. Lebensretter hin oder her.«

Gänseblut

Подняться наверх