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Tag 9

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Sven Richter stand im Büro des Polderfürsten. Vor ihm saß Hero Hortema, sein zukünftiger Boss. Er sah aus wie sein ehemaliger Ausbilder beim Heer. Groß, athletische Figur, graues Haar und ein markantes Kinn. Hortema sah ihn geringschätzig von oben bis unten an.

»So, Sie sind also dieser Held aus Afghanistan, der meinem nichtsnutzigen Sohn den Arsch gerettet hat. Damit wir uns gut verstehen: Ich erwarte bedingungslosen Einsatz von meinen Leuten. Ich habe gehört, dass Sie nicht ungeschickt sein sollen. Bei uns gibt es einiges zu tun. Hier!« Hortema stand auf und drückte Sven eine Liste in die Hand. »Ihr Wochenplan.« Er lachte fies, als Sven sprachlos auf die lange Liste starrte. »Ja, Ihre kostenlose Unterkunft im Ferienhaus müssen Sie sich schon verdienen. Kennen Sie sich auch mit Dieselmotoren aus?«

Sven nickte. Ein Fehler, wie er kurz darauf feststellte.

»Dann fahren Sie jetzt erst einmal zum Lohnunternehmen Böltjer, die haben dort ein Problem mit einem Motor. – Kuno sagte mir, dass Sie bei uns Jäger werden möchten.«

»Ja, ich …«

Hortema unterbrach Sven sofort. »Dann geben Sie sich Mühe bei Böltjer, der ist nämlich mein Stellvertreter im Hegering und jetzt raus hier, an die Arbeit.«

Vor dem Bauernhof der Hortemas

Kuno Hortema traf seinen Freund Sven vor der Scheune. Sven zeigte ihm den Zettel mit seinen Aufträgen. Sprachlos starrte Kuno auf die lange Liste. »Für eine Woche!«, sagte Sven und atmete tief durch. Kuno war entsetzt, dafür brauchte Sven ja den ganzen Monat! Er sah seinen Freund mitleidig an. »Ich rede noch mal mit Vater, so ist das nicht in Ordnung. Lass den Zettel hier.«

»Jetzt soll ich zu einem Böltjer in die Firma, irgendetwas mit einem defekten Motor«, sagte Sven.

»Was, zu Böltjer?!«, fragte Kuno fassungslos. »Mensch, Sven, pass bloß auf, dieser Böltjer ist ein arroganter Arsch. Lass dich nicht provozieren. Der und seine Angestellten Specker und Hummers sind auch Jäger in unserem Hegering.« Er beschrieb Sven den Weg zum Lohnunternehmen Böltjer in Bunde. Sven setzte sich in seinen alten Geländewagen und fuhr los.

Kuno Hortema sah ihm hinterher. Vor einigen Tagen war passiert, was er schon lange befürchtet hatte: Ausgerechnet Böltjer hatte ihn und seine Freundin Gretje Alting bei ihrem Schäferstündchen im Hammrich überrascht. Böltjer hatte plötzlich von außen an die beschlagene Seitenscheibe des Autos geklopft. Gretje hatte sich furchtbar erschrocken, als der Mann durch die Scheibe auf ihre nackten Körper starrte. Böltjer hatte laut gelacht. »Schau an, Romeo Hortema und Julia Alting, das ist ja sehr interessant!« Dann war er verschwunden und Kuno hatte versucht, seine Freundin zu beruhigen.

Ihm wurde flau im Magen, als er daran dachte, was nach Böltjers Entdeckung nun alles passieren konnte. Menno Alting und Hero Hortema hatten keine Ahnung vom Verhältnis ihrer beiden Sprösslinge. Böltjer hatte den Nagel auf den Kopf getroffen – es war wie bei Romeo und Julia: ein unglückliches Liebespaar, weil ihre Väter sich leidenschaftlich hassten. Böltjer, dieses Schwein, würde versuchen, Vorteil aus seinem Wissen zu ziehen! Kunos Hände verkrampften sich zu Fäusten.

Gänseblut

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