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Tag 4,
Spanien, Costa Brava, Küste am Mittelmeer

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Maike de Buhr spazierte über ihren Lieblingsstrand. Es war später Nachmittag und die Sonne brannte nicht mehr so heiß. Sie liebte es, barfuß durch Wasser zu laufen, immer an der Wasserkante entlang. Die Küste verlief in einem weiten Bogen. Die lange Bucht war von Hügeln umgeben. Am kilometerlangen Strand befanden sich drei große Campingplätze.

Das klare, warme Meerwasser umspülte Maikes Füße. Sie atmete tief ein und aus und genoss die Zeit für sich alleine. Ihr Vater und seine Freundin Karin saßen bestimmt auf der Terrasse. Karin gehörte das Ferienhaus in den Hügeln an der Costa Brava. Maikes Vater Johann de Buhr hatte Karin am Uphuser Meer kennen und lieben gelernt. Wie Pech und Schwefel, die beiden, dachte Maike. Karin hatte sie eingeladen, damit sie sich von dieser Autoabgasvergiftung erholen sollte. Ihr Lächeln verschwand, als sie daran dachte, wie knapp sie bei ihrem letzten Einsatz dem Tod von der Schippe gesprungen war. Die spanische Luft würde ihrer angegriffenen Lunge sicher gut tun.

Aber Maike saß zwischen zwei Turteltauben, und heute Morgen war es besonders schlimm gewesen. Karins gute Laune ging ihr langsam auf den Keks. Ständig sah sie Maike an und lächelte dabei. »Hab ich Marmelade an der Schnute kleben?«, hatte Maike schließlich schlecht gelaunt gefragt. Dauernd hatte sie das frisch verliebte Paar vor Augen und sie saß ohne ihren Jan daneben. Prima, tolle Wurst, da konnte einem ja schon mal die gute Stimmung abhandenkommen. Als auch noch ihr Vater angefangen hatte, ihr Blicke zuzuwerfen und zu grinsen, hatte Maike beschlossen, es sei Zeit für den zweiten Spaziergang am Strand – und zwar allein. Und dann hatte ihr Vater mit Karin vor dem Haus gestanden und ihr nachgesehen. Maike hatte sich noch einmal umgedreht und bemerkt, wie die Turteltauben um die Wette lachten. Sie hatte die Augen zum spanischen Himmel verdreht und tief ein- und ausgeatmet, so wie es ihr der Arzt verordnet hatte.

Am Strand waren viele Leute unterwegs. Maike beobachtete, wie Surfer mit dem Wind und ihrem Brett kämpften. Kleine Kinder buddelten im Sand und andere Menschen lagen tief entspannt auf dem warmen Strand.

Beim dritten Campingplatz drehte sie meist um. Heute wollte sie etwas weiter gehen. Die Luft flimmerte vor Hitze. Ihre Gedanken waren wieder bei Jan Broning. Was machte er gerade, und dachte er auch an sie? In diesem Moment sah sie ihn tatsächlich, nur undeutlich, wie eine Fata Morgana.

Der Mann, der ihr entgegenkam, hatte große Ähnlichkeit mit Jan. Und dann begann die Fata Morgana ihren Namen zu rufen und rannte auf sie zu. In diesem Moment begriff sie und begann ebenfalls zu rennen. Kurz darauf lagen sie sich in den Armen.

»Jan, kneif mich, ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich hier bist!«

»Ich weiß was Besseres als kneifen.« Er küsste sie auf den Mund.

»Wieso … womit … woher?«, stammelte sie.

Jan lachte und drückte sie fest an sich. »Weil ich Sehnsucht nach dir hatte, mit einem geliehenen Wohnmobil … und woher ich wusste, dass ich dich am Strand treffen kann …?«

»Karin!«, beantwortete sie seine Frage. »Sie hat dir erzählt, dass ich hier immer spazieren gehe. Deshalb haben sie sich heute Morgen so komisch verhalten. Na, wartet …«

»Sei ihnen nicht böse«, sagte Jan gut gelaunt. »Sie mussten mir versprechen, nichts zu verraten, es sollte doch eine Überraschung werden.«

Hand in Hand gingen sie weiter. Immer wieder blieben sie stehen, um sich zu umarmen und zu küssen.

»Du, Jan«, flüsterte Maike, »ich möchte mit dir allein sein. Richtig allein.«

»Das Wohnmobil steht da vorne auf dem Campingplatz«, sagte er mit rauer Stimme.

»Na, worauf warten wir noch«, lachte sie, »ich möchte es mir von innen ansehen.« Dabei kniff sie ein Auge zu.

Gänseblut

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