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NachrichtNachricht und Nachrichtenverarbeitung

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Der Fachausdruck Nachricht wurde durch die Arbeiten von ShannonShannon, Claude und WeaverWeaver, Warren ins Zentrum der Kommunikationstheorie gerückt. Shannon und Weaver (1949) beschäftigten sich mit der Frage, wie es möglich ist, dass ein Empfänger etwas Gesendetes verstehen kann. Dazu entwickelten sie ein Modell, das zu klären versucht, was geschieht, wenn zwischen zwei Systemen – Sender und Hörer können dabei auch technische Geräte sein – Daten ausgetauscht werden. In solchen Situationen sind Übermittlungsschwierigkeiten nicht unwahrscheinlich.


Claude Shannon (1916–2001)

US-amerikanischer Mathematiker und Elektrotechniker. Er gilt als Begründer der Informationstheorie, Schwerpunkt: mathematische Modelle der Kommunikation


Warren Weaver (1894–1978)

US-amerikanischer Mathematiker und Vater der maschinellen Übersetzung. Zusammen mit Claude Shannon war er der Begründer der Informationstheorie.

Bei der Übertragung von Daten geht es darum, wie sichergestellt werden kann, dass die Ursprungsdaten des Senders nicht verzerrt werden oder verloren gehen, wenn sie in verschiedene übertragungstaugliche Formate umgewandelt werden. Ein physikalisches Lautereignis kann im Format von elektrischen Daten transportiert werden, d.h. es braucht Regeln für eine solche Umformung. Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass die ursprünglichen Daten (wieder-)erkannt werden müssen. Dafür bedarf es einer Einheit, welche die gesendeten Daten zurück in ein physikalisches Lautereignis übersetzt.

Daten-VerarbeitungDatentransferEs entsteht ein System, das aus Einheiten besteht, die bestimmte Funktionen übernehmen wie die des Sendens, Übertragens und Empfangens. Eine Funktionseinheit eines solchen Systems kann beispielsweise ein technisches Gerät sein, das über eine Technik verfügt, Daten, die eingehen, physikalische Lautwellen beispielsweise, mithilfe bestimmter mechanischer Verfahren wie Membranen in elektrische Signale umzuwandeln. Um jemanden ansprechen zu können, braucht es einen Kanal über den dieser technisch erreicht werden kann. Damit die so versendeten Daten genutzt werden können, setzt das eine Empfangsstation voraus, die die empfangenen Daten erkennt und in ein Format übersetzt, das der so Angesprochene für seine Arbeit nutzen kann.

Solche Vorgänge lassen sich auch im organischen Bereich beobachten, wenn Organismen biochemische Daten wahrnehmen und aufgrund dessen darüber entscheiden, ob und wann eine Zellversorgung möglich ist. Das dahinterstehende Modell zeigt sich auch, wenn über gesellschaftliche Vorgänge gesprochen wird, die auf einem gegenseitigen Datenaustausch beruhen, der Regeln folgt, auf die sich gemeinsames Handeln stützt und untereinander vergleichbare Schlüsse aus der Bearbeitung der Daten erwarten lässt.

Wenn Daten zur kommunikativen Nutzung übergeben werden, müssen Sender und Empfänger abschätzen können, ob die Daten von der angesprochenen Funktionseinheit Empfänger überhaupt verarbeitet werden können und eine entsprechende Technik vorhanden ist, die das erlaubt, bzw. wenn eine solche verfügbar ist, ob die Verarbeitung im gewünschten Sinn wahrscheinlich ist. Die Funktionseinheit Empfänger könnte so konstruiert sein, dass sie unvollständige Daten autonom korrigiert. Wörter, die fragmentarisch übermittelt wurden, werden lexikalisch vervollständigt. Dabei kann es dazu kommen, dass Wörter falsch rekonstruiert werden und der Angesprochene zu Schlüssen veranlasst wird, die so nicht intendiert waren.

Erklärung

In der Kommunikationswissenschaft wird zwischen einer Nachricht und einer Information unterschieden. Daten werden als Nachricht wahrgenommen, wenn der Empfänger das Sendeereignis bestätigt. Ihm wurde etwas von einer Funktionseinheit Sender mitgeteilt. Diese Mitteilung, das Erkennen von Daten als eine Nachricht, muss sich im nächsten Schritt der Bearbeitung bewähren. Nur wenn die Funktionseinheit Empfänger über einen Verarbeitungskontext verfügt, der die Nachricht für sie lesbar macht, kann eine Information erschlossen werden.

Die Funktionseinheit Empfänger gleicht zum Beispiel die eingehenden Daten mit einem Wörterbuch einer Sprache ab und kann zwischen Wörtern und nicht Wörtern unterscheiden. Sie schließt aus der Nachricht auf lexikalische Informationen. Dabei kann sie feststellen, ob das Wort bekannt oder neu ist. In Abhängigkeit zu den vorhandenen Nachrichten, und den damit im Lexikon bereits enthaltenen Wörtern, ist dann feststellbar, welche Rolle die Nachricht im gewählten Konzept Wörterbuch spielt. Wenn sie bereits vorhanden ist, kann ihr ein Wert zugewiesen werden. Wird Neues erwartet, würde die Nachricht als gering bzw. mit dem Wert Null eingestuft. Denn sie bestätigt nur den Nachrichtenbestand in seinem bereits bestehenden Zustand. Erst wenn eine Nachricht die Funktionseinheit erweitert, wird die Information als höherwertig eingestuft ansonsten ist sie eine Bestätigung.

NachrichtNachricht und InformationInformationWer jemanden nach dem Weg fragt und Auskunft bekommt, erhält vom Angesprochenen Daten, die er als Nachricht wahrnehmen kann. Diese lässt sich im Hinblick auf ihren Informationswert aber erst abschätzen, wenn er als Angesprochener ihr einen Kontext zugeordnet hat, der eine Bewertung erlaubt. Der Kontext ist eine Wegauskunft. Enthält die Nachricht nichts, was für den Fragenden neu im Hinblick auf den Weg ist, bleibt sie wertlos. Die Nachricht ist für ihn dann keine Information.

Wenn etwas als Daten wahrgenommen wird, kann derjenige, der sie wahrnimmt, einen Sender unterstellen. Ob das immer der Fall ist, kann offen bleiben. Denn eine Funktionseinheit kann auch Nachrichten aus ihrer Umwelt aufnehmen, die nicht von einem Sender stammen, zum Beispiel, wenn jemand in seiner Umwelt etwas ihm bisher Unbekanntes entdeckt und damit sein bestehendes Wissen und seine Erfahrungen erweitert. Auf einer Wanderung sieht er eine Pflanze, die in dieser Umgebung eigentlich nicht vorkommt. Das Gesehene ist in diesem Fall eine Nachricht, die für ihn zu einer Information wird. Es wird zu einer Information, weil der Betrachter einen Kontext zur Verfügung hat, in dem er es als etwas Neues einordnen kann. Es gibt aber keinen Sender. Das Ereignis ist nicht kommunikativ begründet. Es handelt sich um einen kognitiven Vorgang.Kognition

Erklärung

Nicht alles, was als Daten in der Umwelt zur Verfügung steht, lässt sich unter Akteuren kommunikativ motivierend nutzen. Die Funktionseinheit Sender muss bei der Auswahl seiner Daten abschätzen können, ob die Funktionseinheit Hörer die Daten erkennt, welche als Träger für eine Information aus der Sicht des Senders genutzt werden sollen. Das erfolgreiche Senden einer Nachricht setzt also Erfahrungen im Umgang mit Daten und den potentiellen Adressaten voraus.

VerbreitungsmediumZu Beginn steht die Auswahl dessen, was inhaltlich gesendet werden soll. Das Ausgewählte muss mindestens einem Datentyp anvertraut werden, der sich so verbreiten lässt, dass er den Anderen erreicht. Ein Gedanke, der weitergegeben werden soll, muss in der Regel sprachlich erfasst werden. Das Gedankenkonstrukt wird dann lexikalisch und grammatisch ausformuliert. So entstehen transferierbare sprachliche Daten. Wenn die Funktionseinheit Empfänger mit der entsprechenden Sprachkenntnis ausgestattet ist, hat er eine Chance, aus dem so Vermittelten Informationen zu erschließen.

Sprache ist ein zentrales Verbreitungsmedium.VerbreitungsmediumSprache Es gibt Lauteinheiten, die so strukturiert sind, dass sie in ihrer Funktion von denen, die sie hören, erkannt werden. Aus der Menge von Geräusch-Daten werden die sprachlichen herausgehört. Ähnlich verhält es sich, wenn Papierblätter vorliegen, auf denen Linien und Punkte zu sehen sind. Werden sie als Schrift erkannt, lassen sich im europäischen Umfeld Buchstaben von Daten unterscheiden, die durch Verunreinigungen des Papiers entstanden sind. Ein Verbreitungsmedium funktioniert, wenn es Daten von einem Ort an einen anderen transferieren kann und wenn die Funktionseinheit Sender und Empfänger über Kontexte verfügen, die darin eine Nachricht erkennen, die sie zu den gleichen Informationen führen.

Eine NachrichtNachricht kommunikativ zu bearbeiten, bedeutet bei der beschriebenen Sichtweise, die Daten zu identifizieren, die für das Erschließen einer Information relevant sind. Relevanz bedeutet für die Funktionseinheiten Sender und Empfänger, über Kontexte zu verfügen, die das Wahrgenommene den Akteuren zu deuten erlauben. Das setzt Technik voraus, die das leistet, wenn der Akteur eine Maschine ist, oder es bedarf Wissen und Erfahrung, die menschliche Akteure in ihrer kommunikativen Umwelt erworben haben.

Erklärung

Kommunikation lässt sich als ein Übermittlungsereignis beschreiben. Zwischen den Funktionseinheiten Sender und Empfänger werden Daten über lokale Distanzen hinweg ausgetauscht. Das setzt voraus, dass die Daten vom Empfänger erkannt werden. Sender und Empfänger müssen sich unterstellen können, dass sie über Kontexte verfügen, die die Daten für sie im Sinne einer Information interpretierbar machen.

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