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Die Breite des Faches Kommunikationswissenschaft

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Wenn die Vorstellung der International Communication Association mit den Vorschlägen des WissenschaftsratesWissenschaftsrat verglichen wird, fällt eine Schwerpunktverschiebung und eine thematische Einengung auf. Der Rat versteht die interpersonelle Kommunikation im Sinne einer sozialwissenschaftlichen Kommunikationswissenschaft und legt sich dadurch auf ein wissenschaftliches Paradigma fest, welches die empirischen, quantitativen Methoden präferiert. Eine Verengung bedeutet auch die Fokussierung auf eine informatikorientierte Medientechnologie, denn hier wird ein Spezialbereich der Technik zu einem eigenständigen Feld in der Kommunikationswissenschaft erklärt. Niemand bezweifelt, dass die Kommunikation aufgrund der Computertechnologie grundlegende Veränderungen erfahren hat. Problematisch erscheint jedoch eine Fokussierung auf Techniken des digitalen Austauschs. Kommunikation zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie vielfältigste Technik(en) nutzt. Sie darf aber nicht mit den von ihr verwendeten materiellen Mitteln bzw. Instrumenten verwechselt werden. Das Handy ist keine Kommunikation, sondern schafft Bedingungen für diese. Interessant sind die dabei eintretenden Verhaltensmodifikationen. Das gilt im Übrigen auch für die Weiterentwicklung des Geräts selbst wie auch für das konkrete Verhalten der Nutzer, das sich in Abhängigkeit zu immer wieder auftretenden Situationen verändern kann.

Das Einbeziehen der kulturwissenschaftlichen Medialitätsforschung in das Fach Kommunikationswissenschaft ist für eine Weiterentwicklung des Faches wichtig und vielversprechend. Kulturelle Ereignisse werden zunehmend als Prozess der gesellschaftlichen Selbstfindung wahrgenommen und genutzt. Während noch bis in die 1970er Jahre hinein Kultur als ein eher schichtenspezifisches Phänomen galt, hat sich der Kulturbegriff seit den 1990er Jahren so weit geöffnet, dass eine Vielzahl gesellschaftlicher Ereignisse darunter subsumiert werden und eben nicht nur die bildenden Künste. Grundsätzlich finden sich bei den geisteswissenschaftlichen Disziplinen Anschlussmöglichkeiten für die Entwicklung im Fach Kommunikationswissenschaft. Sie bieten im Methodischen Werkzeuge, die gegenüber den empirisch quantitativ ausgerichteten medial- und sozialwissenschaftlichen Teildisziplinen eine Erweiterung des Beschreibungsspektrums bedeuten.

Erklärung

Kommunikationswissenschaft ist eine dynamische und im Grundverständnis interdisziplinär angelegte Fachdisziplin, deren Stärke in ihrer Interessensbreite liegt und die damit eigentlich auf Kooperation mit anderen Fächern angelegt ist. Sie ist eine Wissenschaft, die in Abhängigkeit von der Konfiguration ihrer wissenschaftlichen Umgebung sehr unterschiedliche Ausprägungen zulässt. Kommunikation ist immer Teil des allgemeinen Handelns. Insofern ist es kaum vorstellbar, über Kommunikation wissenschaftlich nachzudenken und zu reden, ohne sie im Verhältnis zu Theorien über das Handeln zu verorten. In Abhängigkeit zu dem, wie Handeln erklärt wird, lässt sich Kommunikation als eine Praxis im gesellschaftlichen Alltag verorten, zu der es noch viele unbeantwortete Fragen gibt.

Erkenntnisse aus verschiedenen DisziplinenGrundsätzlich gilt für eine Kommunikationswissenschaft, dass sie sich als Grundlagenwissenschaft mit der Semiotik als Bezugswissenschaft auseinandersetzen muss. Denn diese versucht zu erklären, wie und warum es mithilfe von Zeichen gelingt, das Miteinander von Individuen und Institutionen zu organisieren. Von der Kommunikationswissenschaft kann erwartet werden, Aussagen darüber zu machen wann und warum es in den verschiedenen gesellschaftlichen Zusammenhängen zum Austausch von Zeichen kommt und unter welchen Bedingungen dieser als erfolgreich eingeschätzt wird. SemiotikBeobachtet werden muss im Rahmen kommunikationswissenschaftlichen Arbeitens, was den Einzelnen zum kommunikativen Handeln mit den realen oder nur vorgestellten Anderen motiviert. Diese agieren nicht als isolierte Individuen, sondern sind Teil umfassender gesellschaftlicher Verhältnisse. Hierbei kann eine Kommunikationswissenschaft auf Diskussionen und Erkenntnisse in der Soziologie zurückgreifen. Denn diese geht Fragen nach, ob und wie auf der Basis von Kommunikation Gesellschaft überhaupt ermöglicht wird.

PsychologieAls fundamental werden die Einsichten in die Kommunikation eingeschätzt, die aus den Arbeiten der Psychologie hervorgegangen sind. Ein zentraler Fokus lag dabei auf dem Einzelnen und seinem Verhältnis zu seinen persönlichen Umwelten. Diese haben sich in medialen Bereichen stark verändert, sodass die Entwicklung in der Medientechnologie weiße Flecken bedingt hat, auf die eine kommunikationspsychologische Forschung Antworten finden will.

Hans Strohner (1945–2006), Professor an der Universität Bielefeld, Schwerpunkte: Text-, Kognitions- und Psycholinguistik

Kommunikationswissenschaft kann zu Erkenntnissen gelangen, bei denen Strohner (2006, 15–16; 467) Strohner, Hansbetont, dass ihre Verbreitung über die Wissenschaft hinaus von Bedeutung sein kann und ein Missbrauch nicht ausgeschlossen ist. Sie muss sich deshalb auch der Verantwortung dafür bewusst sein. Bei der Werbung und in der Politik sind Einsichten vorstellbar, die nicht nur zum Vorteil des Anderen genutzt werden können. Das Problem ist aus Diskussionen in der Medizin bekannt. Auch die Kommunikationswissenschaft braucht einen ethischen Diskurs.

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