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Das Fach KommunikationswissenschaftKommunikationswissenschaftFach

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Kommunikationswissenschaft zu studieren, ist ein beliebter Studienwunsch, aber was bedeutet eigentlich Kommunikation, wenn sich Wissenschaft ihr zuwendet? Schmidt und Zurstiege (Schmidt und Zurstiege 2000b, S. 9–57) Schmidt, Siegfried J.Zurstiege, Guido sprechen in der Einleitung ihrer Einführung zur Kommunikationswissenschaft davon, dass sich diese Wissenschaft mit etwas ganz Faszinierendem im Leben eines jeden beschäftige und sie charakterisieren dieses als den Stoff, aus dem Lebenswelt, Gesellschaft und Kultur bestehen. Alle möglichen Lebensbereiche weisen engste Verbindungen zur Kommunikation auf und erwecken so den Eindruck, alles sei Kommunikation. Dieser offenen Lesart steht ein Verständnis gegenüber, das Kommunikation auf Schlüsselbegriffe wie Sprecher und Hörer, Kanal und Medium, Botschaften, die gesendet und empfangen werden, verengt.


Siegfried J. Schmidt (*1949)

Germanist, Professor für Kommunikationstheorie und Medienkultur, Schwerpunkte: empirische Literaturwissenschaft, Texttheorie und Kommunikationswissenschaft


Guido Zurstiege (*1968)

Professor für Medienwirtschaft, Schwerpunkte: Empirische Medienforschung, Kommunikationstheorie sowie Rezeptions- und Wirkungsforschung

Bild in der ÖffentlichkeitKommunikationswissenschaft wird in der Öffentlichkeit nicht vorrangig mit den genannten Aspekten identifiziert. Schmidt und Zurstiege (2000a, S. 11) knüpfen an Diskussionen über die Medien- und Kommunikations- oder Informations- und Kommunikationsgesellschaft an. Wenn wir uns im Freundeskreis als Kommunikationswissenschaftler zu erkennen geben, kommt es zu Kommentaren wie „Ach, Sie machen Fernsehen!“ oder „Machen Sie uns mal einen Flyer!“ bzw. „Schauen Sie sich mal unseren Webauftritt an! Wie könnten wir ihn besser machen.“ Gleichzeitig spricht derselbe Kreis vom Axiom des „Nicht-nicht-Kommunizieren-Könnens“ des Watzlawick (1969, S. 4–26) Watzlawick, Paulund der Beziehungskommunikation eines Schulz von Thun (1982) und wie wichtig sie diese für ihren Alltag halten.


Paul Watzlawick (1921–2007)

Österreichisch-amerikanischer Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut und Soziologe, Mitbegründer der Palo Alto Schule


Friedemann Schulz von Thun (*1944)

Psychologe und Kommunikationswissenschaftler

In den sich daran anschließenden Gesprächen wird offenkundig, dass wenig Wissen darüber besteht, womit sich Kommunikationswissenschaft beschäftigt. Wer Kommunikationswissenschaft beispielsweise mit der Medienrezeptionsforschung verbindet, sieht darin Befragungen über Medienverhalten und rückt das Fach in die Nähe der Meinungsforschung. Im Fall einer psychologischen Orientierung wird an das viel zitierte „Vier-Ohren-Modell“ Schulz von Thun (1982, S. 13–15) Schulz von Thun, Friedemanngedacht und es finden sich Kommentare wie, man sei ein Typ, der eher beziehungsorientiert und weniger sachorientiert kommuniziere. Kommunikationswissenschaft ist keine klassische Disziplin. Sie kann sich nicht wie etwa die Physik, Biologie oder Mathematik auf eine lange Tradition in der Entwicklung von Theorien und Methoden beziehen. Sie wird auch nicht automatisch mit einer Geisteswissenschaft wie der Germanistik, Philosophie oder Soziologie gleichgesetzt. Am ehesten gibt es im öffentlichen Bewusstsein Verknüpfungen zur Psychologie und in den letzten Jahren zur Medienforschung.

Erklärung

Das Fach hat viele Gesichter. Wenn Kommunikation den Stoff bietet, aus dem sich Lebenswelt, Gesellschaft und Kultur speisen, dann verwundert es nicht, dass sich eine Kommunikationswissenschaft vielfältigen und sehr unterschiedlichen Bereichen zuwendet. Entsprechend verschiedenartig sind die Gegenstände der Beobachtung und das Forschungsinteresse, das dem Verhalten von Personen gilt, dem Erscheinungsbild von Druckerzeugnissen oder Bildproduktionen gewidmet wird oder sich mit bestimmten thematischen Feldern wie Politik und Kultur auseinandersetzt. Damit verbunden sind ganz spezielle Methoden, die sich teilweise sehr deutlich voneinander unterscheiden. Kommunikationswissenschaft ist ein Sammelbegriff für Programme, die sich darin unterscheiden, wie sie das Thema der Kommunikation wissenschaftlich aufnehmen und behandeln.

Kommunikation wird in der gegenwärtigen Gesellschaft als fundamentale Bezugsgröße wahrgenommen. Daher überrascht es nicht, dass 2007 der deutsche WissenschaftsratWissenschaftsrat (Wissenschaftsrat 21.05.2007) die gesellschaftliche Bedeutung der Kommunikationswissenschaft betont hat und glaubt, dass von ihr „wesentliche Impulse für kulturelle, ökonomische und technische Entwicklungen“ ausgehen werden und „eine enorme Nachfrage“ zu erwarten sei. Vorgeschlagen wird, die Kommunikationswissenschaft in eine sozialwissenschaftlich orientierte Kommunikationswissenschaft, eine kulturwissenschaftliche Medialitätsforschung und in eine an der Informatik ausgerichtete Medientechnologie zu unterteilen. Dabei wird darauf hingewiesen, dass in Deutschland, im Gegensatz zu den USA, die Teilbereiche kaum vernetzt sind. Dem wird gegenwärtig versucht, durch eine besondere Forschungsförderung entgegenzuwirken.

Wissenschaftsrat

Der Wissenschaftsrat ist ein wichtiges Beratungsgremium. Er wurde am 5. September 1957 gegründet und berät Bund und Länder in Fragen der Weiterentwicklung des Hochschulsystems sowie der staatlichen Förderung von Forschungseinrichtungen. Er hat seinen Sitz in Köln.

Ursprünge des Faches

PrintmedienWenn nach den Anfängen des Faches gesucht wird, so werden europäische Emigranten genannt, die in den 1930er Jahren in die USA ausgewandert sind, dort 1924 die Zeitschrift Journalism BulletinJournalism Bulletin gegründet haben und sich erstmals zum Ziel gesetzt haben, die Printmedien wissenschaftlich zu begleiten. Im Zusammenhang damit entstand die erste Schule zur Ausbildung von Journalisten. In Deutschland erfolgte zwei Jahre später die Gründung der Zeitschrift ZeitungswissenschaftZeitungswissenschaft. Sie versuchte, ganz ähnlich wie in den USA, die Pressearbeit journalistisch und wissenschaftlich im Blick zu behalten. Parallel dazu muss die Entwicklung des Rundfunks sowie die zunehmende Bedeutung des Films in der breiten Öffentlichkeit gesehen werden. Es bildete sich durch die Erweiterung der Zeitungswissenschaft die Publizistikwissenschaft heraus. Sie widmete sich der Erforschung der Wirkung öffentlicher Reden auf die Rezipienten. Im Zentrum stand die Frage nach der Beeinflussbarkeit der Rezipienten. Den Schwerpunkt bildeten Diskussionen darüber, ob Rundfunk und Film das Verhalten der Masse beherrschen können.

Kommerzielle InteressenEs zeigte sich bald ein großes kommerzielles Interesse, was einen entscheidenden Schub in der Entwicklung des Fachs auslöste. Die Wirtschaft erkannte, dass mit den Medien Möglichkeiten der Werbung für ihre Produkte geschaffen wurden. Wissenschaftlich fanden darüber ab 1937 in der Zeitschrift Public Opinion Quarterly intensive Diskussionen statt. Diese wurden von der Soziologie, Psychologie und der Betriebswirtschaft aufgenommen und systematisch verfolgt. In Deutschland wurde nach dem Krieg 1956 mit der Gründung der Zeitschrift PublizistikPublizistik der Weg frei, um das, was in den USA entwickelt worden war, aufzunehmen und auf die speziellen Problemstellungen der neu gegründeten Bundesrepublik und auf die damit verbundenen Einführung der Rundfunkorganisation zu übertragen. Damit wird auch verständlich, warum der Begriff Kommunikationswissenschaft so eng mit der Medien- und Medienrezeptionsforschung assoziiert und in Deutschland vielfach gleichgesetzt wird.

Die wissenschaftliche Grundlegung des Faches fand nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA statt. Dort wurden systematische Forschungen begonnen und präzise Frage- und Problemstellungen entwickelt. Das wurde durch die Öffnung hin zu den Disziplinen Psychologie und Soziologie verstärkt. Ausdruck fand diese Tendenz in der Gründung des Journal of CommunicationJournal of Communication 1951. Die Etablierung des Communication Yearbook of International Communication AssociationCommunication Yearbook of International Communication Association im Jahr 1978 schloss diese Entwicklung dann ab.

Communication Yearbook of International Communication Association

Communikation Yearbook veröffentlicht State-of-the-Disziplin Literatur, Rezensionen und Essays. Es agiert sowohl hoch international als auch interdisziplinär, mit Autoren und ihren Werken, die die breiten globalen Interessen der International Communication Association (ICA) vertreten. ICA ist eine wissenschaftliche Vereinigung für interessierte Wissenschaftler in der Studie, Lehre und Anwendung aller Aspekte der menschlichen und vermittelten Kommunikation.

PsychologieGrundlegend für die eigenständige, wissenschaftliche Entwicklung war die Forschung auf der Basis von empirischen Methoden. Das hatte sehr konkrete Hintergründe. Schnell wurde nämlich erkannt, dass sich die Wirkung von Medien nicht allein mit rhetorischen Stilen befriedigend erklären ließ. Dramatische Fehleinschätzungen bei Wahlvoraussagen zwangen die Medienforschung dazu, Verfahren aus der Psychologie und Sozialwissenschaft in die Kommunikationswissenschaft zu integrieren, um gesicherte Aussagen über die Wirkung von Äußerungsformen machen zu können.

Kommunikationswissenschaft verbindet sich daher seit den 1960er Jahren in den USA eindeutig mit Methoden, wie sie aus der Sozialforschung heraus entwickelt worden sind. Diese sollten dazu beitragen, gesicherte Aussagen über die Medienwirkung machen zu können. Ein weiterer Entwicklungsschub erfolgte durch die Adaption der nachrichtentechnischen Modellierung von Kommunikation in der Psychologie und Psychotherapie. Damit öffneten sich völlig neue Felder im sozialen und allgemeinen gesellschaftlichen Bereich, in denen sich ganz spezifische Fragestellungen auftaten und Methoden der Bezugsdisziplinen einen Forschungszugang ermöglichten.

Thematische FelderIm Jahrbuch der International Communication AssociationJahrbuch der International Communication Association wird 2004 eine Liste veröffentlicht, die Teildisziplinen der Kommunikationswissenschaft benennt: KommunikationswissenschaftArbeitsfelder

Information Systems Interpersonal Communication Mass Communication Organizational Communication Intercultural and Developmental Communication Political Communication Instructional and Developmental Communication Health Communication Philosophy and Communication Communication and Technology Popular Communication Public Relations Feminist Scholarship Communication Law and Policy Language and Social Communication Visual Communication Informationssysteme Interpersonale Kommunikation Massenkommunikation Organisationale Kommunikation Interkulturelle und Entwicklungskommunikation Politische Kommunikation Unterrichts- und Entwicklungskommunikation Gesundheitskommunikation Philosophie und Kommunikation Kommunikation und Technik Alltagskommunikation Öffentlichkeitsarbeit Feministisches Stipendium Rechts- und politische Kommunikation Sprache und soziale Kommunikation Visuelle Kommunikation

Die Ansätze zeigen einen hohen Differenzierungsgrad einzelner Teilbereiche und geben Hinweise auf die innerfachlichen Entwicklungen sowie die dort bestehenden Schwerpunktthemen. Wenn nach Gemeinsamkeiten bzw. gemeinsamen Ausgangspunkten gesucht wird, lassen sich die verschiedenen Ansätze übergreifend in drei Themenschwerpunkten einer Kommunikationswissenschaft erfassen:

 Öffentliche Kommunikation

 Interpersonelle Kommunikation

 Organisationale Kommunikation

Die Kommunikation im öffentlichen Raum umfasst das, was vor allem durch die Medien beherrscht wird und dort ganz eigenständige Entwicklungen im Rahmen der Medienwissenschaft bewirkt hat. Das thematische Feld der interpersonellen Kommunikation begleitet die alltägliche Kommunikation und wird in hohem Maße von der Psychologie erforscht. Die organisationale Kommunikation ist eng mit der Erforschung institutioneller Zusammenhänge verbunden und wird stark durch Ideen der Soziologie geprägt.

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