Читать книгу 50 weitere archäologische Stätten in Deutschland - die man kennen sollte - Wolfram Letzner - Страница 11
ОглавлениеDas reizvolle Sternberger Seengebiet – heute ein Landschafts- und Naturschutzgebiet – und seine Umgebung bilden die Kulisse für zahlreiche Denkmäler aus den unterschiedlichsten Epochen der Menschheitsgeschichte.
06STERNBERG – GROSS GÖRNOW: EINE SLAWISCHE FLUCHTBURG IN HISTORISCHER LANDSCHAFT
Mecklenburg-Vorpommern
Die frühslawische Höhenburg von Groß Görnow, heute ein Stadtteil von Sternberg, liegt auf einem Plateau oberhalb der Warnow. Diese Anlage wurde bereits im 19. Jh. von verschiedenen Altertumswissenschaftlern mehrfach nerwähnt und gedeutet. Lisch ordnete die Burg 1875 in eine Gruppe Befestigungen aus germanischer bzw. keltischer Zeit ein. Im Jahr 1955 erkannte man die Anlage aber als slawisch und in den 1980er-Jahren erfolgten erste Ausgrabungen.
Funde und Befunde
Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass die Höhenburg vom Grundriss her etwa einem Oval entspricht und seine heute mit Bäumen bestandene Wallanlage eine Fläche von ca. 3,5 ha umschließt (Abb. 11). Hier würden rund fünf Fußballfelder Platz finden. Das Gelände ist nicht eben, sondern fällt von Westen nach Osten um 25 m ab.
Abb. 11 Sternberg. Wall der slawischen Fluchtburg in Groß Görnow.
Aufgrund der Topografie bedurfte die Anlage keiner umlaufenden Befestigung. Der südliche Teil des Walls, dessen Höhe schwankte, war an seiner Außenfront mit größeren Rollsteinen verkleidet; darunter versteht man aufgelesene und unbearbeitete Steine. Die anderen Abschnitte der Befestigung wurden durch hölzerne Palisaden gesichert. Soweit es sich feststellen ließ, gab es drei Tore, von denen eines zur Warnow hinabführte.
Im Inneren der Anlage konnten Reste von Wohnbebauung festgestellt werden. Dabei handelte es sich um in den Boden eingetiefte Häuser. Von der Bedeutung her ist die Wallanlage als Fluchtburg interpretiert worden, die Raum für etwa 1.000 Menschen bot. Für diese Nutzung spricht die relativ geringe Menge an Keramik, die hier gefunden wurde. Zur Datierung kann vorrangig wohl das keramische Material herangezogen werden. Dieses spricht für eine eine Belegung vom 8. bis zum 10. Jh. Dann gab man den Platz endgültig auf. Es wird vermutet, der Grund für das Verlassen des Ortes würde in einem engen Zusammenhang der Gründung der eindrucksvollen Siedlung von Groß Raden stehen; diese liegt nur gut 3 km südöstlich am Sternberger See.
Abb. 12 Sternberg. Blick auf die Innenfläche der Fluchtburg in Groß Görnow.
Literatur
E. Schuldt, F 12 Groß Görnow, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 597.