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Im Westen Schleswig-Holsteins liegt die Dithmarscher Geest, die vor vielen tausend Jahren den Menschen Schutz vor dem allzeit drohenden Hochwasser bot. Zahlreiche eindrucksvolle Zeugnisse menschlichen Schaffens aus früher Zeit sind dort noch heute zu finden.

01ALBERSDORF – EIN HOTSPOT ZUR UR- UND FRÜHGESCHICHTE

Schleswig-Holstein

In Albersdorf findet der Besucher zwei sich ergänzende Einrichtungen. Obwohl es sich dabei um museale Objekte handelt, sind sie in ihrer Art doch verschieden. Wer sich nicht nur für diese Denkmäler, sondern auch für die vorgeschichtliche Umwelt interessiert, für den sind das Steinzeitdorf Dithmarschen und das Museum für Archäologie und Ökologie fast schon ein Muss.

Im Osten des Landkreises Dithmarschen hat sich vor mehr als 20 Jahren eine Initiative entwickelt, die steinzeitliches Leben anschaulich machen will. Idee und Umsetzung haben inzwischen einen Punkt erreicht, an dem man das Ziel als fast erreicht bezeichnen kann.

Die Idee

Im Lauf der letzten Jahrzehnte haben sich in der archäologischen Forschung neue Fragestellungen entwickelt, die u. a. auch das Verhältnis von Mensch und Natur betreffen. Aus dem Bedürfnis heraus, Archäologie und Ökologie zusammenzuführen, entwickelte sich ab 1997 das Archäologisch-Ökologische Zentrum Albersdorf (AÖZA). Heute betreibt es als gemeinnützige Gesellschaft den Steinzeitpark Dithmarschen.

Inmitten einer Kulturlandschaft, die vor etwa 5.000 Jahren – im Neolithikum – eine wahre Blütezeit erlebte, entstand auf rund 40 ha – das entspricht fast der Fläche von 57 Fußballfeldern – die vorgeschichtliche Umwelt aufs Neue.

Das Resultat

Ein Projekt wie das Steinzeitdorf ist im Grunde nie abgeschlossen (Abb. 2). Neue Erkenntnisse der Forschung nötigen die Initiatoren immer wieder, den schon erarbeiteten Bestand zu überarbeiten und auszubauen. Dies gilt sicher auch hier.

Eine grundsolide Basis für das archäologische Zentrum war der Umstand, dass hier auf engem Raum noch mehrere originale, überaus eindrucksvolle Großsteingräber vorhanden waren. Diese Monumente prägten einst in Norddeutschland das Landschaftsbild, bis sie im Laufe der Jahrhunderte zur Gewinnung von Baumaterial mit brachialer Gewalt zerstört wurden oder den Bauern einfach nur im Wege standen. Der interessierte Besucher hat natürlich eine Vorstellung davon, wie so ein Großsteingrab auszusehen hat, doch von deren typologischer Vielfalt, die man hier auf relativ engem Raum vorfinden kann, wird er überrascht sein. Auf dem Gelände des Archäologischen Parks kann der Besucher verschiedene Gräber erkunden. Neben einem Ganggrab sind Rechteckdolmen oder solche mit unregelmäßigen Grundrissen zu besichtigen. Im Gegensatz zu Gräbern mit ihren riesigen Steinsetzungen, die man sonst sieht, vermitteln die Rekonstruktionen mit ihren überdeckenden Erdaufschüttungen das ursprüngliche Aussehen der Grabanlagen.

Steht man vor solchen Denkmälern, stellt sich die Frage, wie und von wem solche gewaltigen Monumente überhaupt errichtet wurden. Ganz schnell wird klar, dass solche riesigen Bauten nicht von wenigen Menschen errichtet wurden. Sie waren das Gemeinschaftswerk ganzer Sippen oder Dörfer. Daraus resultiert aber auch deren Belegung: Es waren Kollektivgräber, in denen die Toten beigesetzt wurden.

Will man vorgeschichtliches Leben darstellen, so gibt es immer wieder das Problem, dass im Original nur wenig zu sehen ist. Daher sind Rekonstruktionen gefragt, so auch hier, die in einem Steinzeitdorf zusammengefasst sind. Die Vorbilder für die unterschiedlichen Gebäude stammen von verschiedenen Fundplätzen. So gibt es zum Beispiel ein spätneolithisches Ganghaus, dessen Original in Flintbek, einer kleinen Gemeinde südwestlich von Kiel, stand.


Abb. 2 Albersdorf. Steinzeitpark Dithmarschen. Eines der in der weiträumigen Anlage rekonstruierten Häuser.

Als Höhepunkt kann sicherlich die Rekonstruktion eines Opferplatzes betrachtet werden, dessen Vorbild im Jahr 2006 in Hunneberget bei Kristiansstad (Südschweden) ausgegraben wurde. Solche Verknüpfungen zeigen, wie großflächig ur- und frühgeschichtliche Kulturen sein konnten (Abb. 3).

Neben den rekonstruierten Gebäuden beeindruckt den Besucher aber auch der Umstand, dass in ihnen das Leben in der Jungsteinzeit lebendig dargestellt wird. So bieten sich den Gästen des Archäologischen Parks Möglichkeiten, entweder handwerkliche Tätigkeiten kennenzulernen oder sich im Bogenschießen zu üben.

Wer einen Garten hat, kann sich gut vorstellen, wie schwierig es ist, ein so großes Gelände zu pflegen. Aber auch hier bietet das Konzept der Parkanlage eine Lösung an: Alte Haustierrassen werden in einer halboffenen Art gehalten. So lebt das Vieh in den Wintermonaten auf den Weiden.

Das Museum befindet sich in einem ehemaligen Kurhotel und zeigt auf zwei Ebenen seine Sammlungen. Im Hauptgeschoss werden drei Räume genutzt. Raum 1 zeigt Funde aus der Eiszeit und thematisiert schlagwortartig die Neandertaler, während der zweite Raum sich mit den frühen Bauernkulturen des Neolithikums und der Bronzezeit auseinandersetzt. Der letzte Raum des Hauptgeschosses beginnt mit Funden aus der Eisenzeit und endet zeitlich im frühen Mittelalter.

Das Untergeschoss bietet Raum für Sonderausstellungen. Daneben findet hier das „Bernsteinkabinett“ seinen Platz und es wird über das Thema „Grab und Kult in der Urgeschichte“ berichtet. Für weitere Aktivitäten kann zusätzlich der Hof genutzt werden.


Abb. 3 Albersdorf. Steinzeitpark Dithmarschen. Rekonstruktion des Opferplatzes.

Steinzeitpark Dithmarschen

Süderstraße 47

25767 Albersdorf

Tel.: 04835 - 971097

http://www.steinzeitpark-dithmarschen.de

Museum für Archäologie und Ökologie Dithmarschen

Bahnhofstraße. 29

25767 Albersdorf

Tel.: 04835 - 971974

http://www.museumalbersdorf.de

Literatur

R. Kelm, Die Jungsteinzeit Norddeutschlands erlebbar machen. Erweiterung des Steinzeitparks Dithmarschen in Albersdorf, Antike Welt 43/​1 (2012) S. 86–89; S. Reiß, Landschaftsgeschichte Dithmarschens (2006);

V. Arnold/​R. Kelm, Rund um Albersdorf – Ein Führer zu den archäologischen und ökologischen Sehenswürdigkeiten (2004).

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