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Der „Große Steintanz“ – so wird ein Steinkreis aus Menhiren inmitten des Tarnower Forstes unweit des Ortes Boitin genannt. Große Monolithe ragen hier als geheimnisvolle steinerne Zeugnisse der Frühgeschichte der Menschheit empor.

07TARNOW – BOITIN: EIN MECKLENBURG-VORPOMMERISCHES STONEHENGE?

Mecklenburg-Vorpommern

Boitin, ein dünn besiedeltes kleines Örtchen, reicht mit seiner Geschichte bis in das 13. Jh. zurück. Jedoch muss man von der Dorfkirche aus nur 2 km in nordwestliche Richtung gehen, um tief in die Vorgeschichte einzutauchen und um sich von dem „Steintanz“ faszinieren zu lassen.

Ausgrabungen

Die früheste Erwähnung dieser vorgeschichtlichen Steinsetzungen fällt in das Jahr 1767. Bei den Bewohnern der Region waren sie jedoch tief im kollektiven Gedächtnis verankert, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Interpretationen. Diese reichten von einem Kult- oder Opferplatz bis zu einem Versammlungs- oder Gerichtsort. Archäologische Untersuchungen sollten aber erst durch den Prähistoriker Robert Beltz (1854–1941) im Jahr 1929 stattfinden, der seinerzeit am Landesmuseum in Schwerin beschäftigt war.

Funde und Befunde

Die Situation stellt sich so dar. Im Tarnower Wald konnten seinerzeit insgesamt vier Steinkreise festgestellt werden (Abb. 13). Davon lagen drei eng beieinander: Sie tragen den Namen „Großer Steintanz“; etwas nüchterner werden sie als Steinkreis I bis III bezeichnet. Etwa 150 m südlich davon findet sich die vierte Steinsetzung, die als „Kleiner Steintanz“ bezeichnet bzw. analog zum „Großen Steintanz“ als Steinkreis IV in der Literatur geführt wird. Die Steine – sie können als Menhire bezeichnet werden – erreichen eine Höhe von etwa 1,60 m. In ihrem Durchmesser variieren sie. Der kleinste hat einen Durchmesser von 8 m, zwei liegen im Bereich von 13 m und es gibt einen Kreis mit etwa 11 m Durchmesser. Aus diesen Größenunterschieden ergeben sich auch Differenzen bei der Anzahl der Steinsetzungen. Die größeren Kreise bestehen aus jeweils neun Findlingen, der kleinere aus sieben. Darüber hinaus soll ein weiterer Steinkreis bestanden haben, der heute nicht mehr vorhanden ist.


Abb. 13 Tarnow-Boitin. Steinkreis mitten im Wald.

Im „Großen Steintanz“ zeigt ein Menhir, der den Namen „Brautlade“ trägt, eine Besonderheit. Er weist insgesamt 13 rechteckige Löcher auf, von denen allerdings nur 11 zu sehen sind. Sie werden gerne mit einer lokalen Sage verbunden, sind aber neuzeitlich und für den Befund nicht relevant.

Besonders der „Große Steintanz“ ist interpretationsfähig. Folgt man den Ergebnissen der Untersuchungen von Beltz, der innerhalb eines Steinkreises eine Urne und zwei Brandstellen mit Steinpackungen ans Tageslicht beförderte, so handelt es sich hier um Einfassungen von Gräbern aus dem 6. bis 5. Jh. v. Chr. Horst Keiling sieht diese Steinsetzungen sogar in einem nord- und mitteleuropäischen Grabkontext.

Es haben sich aber auch andere Deutungen gefunden. Einige Forscher glauben nämlich, beide Steintänze würden zusammen einen Kalender bilden. Bei dieser Argumentation bleibt aber offenbar der verlorene fünfte Steinkreis unberücksichtigt.

So unsicher wie die Deutung ist auch die Datierung. In der Forschung gibt es Ansätze, die weitaus früher sind als die Gräber. Diese werden dann als Nachnutzung gedeutet.

Literatur

J. Groht, Menhire in Deutschland (2013) S. 183–186;

M. Kuckenburg, Kultstätten und Opferplätze in Deutschland (2007) S. 145;

H. Keiling, D 3 Boitin, in: J. Hermann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 495–497.

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