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Der Ort Lossow – heute ein Teil der Stadt Frankfurt a. d. Oder – stellt sich noch immer als typisches brandenburgisches Dorf dar. Doch beherbergt es eine eindrucksvolle Wallanlage, die über zwei Jahrtausende hinweg den Menschen der Region nicht nur Schutz vor Feinden bot, sondern auch religiöses Zentrum war.

10FRANKFURT (ODER) – LOSSOW: EINE STARKE BEFESTIGUNG ÜBER JAHRTAUSENDE

Brandenburg/​Berlin

Lossow, kaum mehr als Flecken, ist heute ein Teil von Frankfurt (Oder), von dem es ca. 7 km südlich liegt. Im Laufe der Geschichte immer wieder geplündert und zerstört, bietet der Ort eine ländliche Idylle. Doch mit der „Schwedenschanze“ besitzt er das bedeutendste Bodendenkmal Brandenburgs.

Ausgrabungen

Mit dem Bau der Eisenbahnlinie von Berlin nach Breslau im Jahr 1844 begann die Erforschung der Wallanlage, die im Volksmund als „Schwedenschanze“ bekannt war und mit Ereignissen aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) in Verbindung gebracht wurde. Bei der Anlage der Trasse stieß man erstmals auf archäologische Funde. Aber von systematischen Forschungen konnte man erst ab 1898 sprechen. Diese fanden zunächst unter der Federführung des Historischen Vereins in Frankfurt statt. Dann wurden sie aber von 1909 bis 1919 durch das Völkerkundemuseum in Berlin fortgesetzt, obwohl der Erste Weltkrieg ab 1914 die personellen Ressourcen des Deutschen Reiches schwer belastete. Erst 1926 konnten die Untersuchungen wieder aufgenommen werden, die aber auch nicht abschließend waren, wie weitere Grabungen 1968, 1980 bis 1984 und 2009 belegen.

Funde und Befunde

Die Wallanlage (Abb. 18) befindet sich etwa 7 km südlich von Frankfurt und etwa 1,5 km östlich von Lossow. Aufgrund ihrer Lage war sie gut geschützt: Im Osten findet sich die „Steile Wand“ und nach Süden hin liegt ein steiles Tal, sodass nur im Norden und Westen eine Befestigung angelegt werden musste. Vom Grundriss her handelt es sich um ein unregelmäßiges Viereck mit den Maßen von 240 x 200 m. Der umschließende Wall war als Holz-Erde-Mauer angelegt, der etwa 4 bis 6 m hoch war. Das umschlossene Areal weist eine Fläche von 4,8 ha auf; das entspricht fast jener von sechs Fußballfeldern. Bezieht man es auf die Fläche der heutigen Ortschaft, so macht sie knapp 7 Prozent aus. Die Stelle, an der sich die Befestigung befindet, wurde erstmals im 12. Jh. v. Chr. besiedelt. Etwa zwei Jahrhunderte später entstand die erste Befestigung. Im Laufe der Ausgrabungen konnten die Archäologen ausreichend Holzmaterial finden, um eine Altersbestimmung mit der C14-Methode durchzuführen, die eine Datierung für den Wall in die Zeit von 1115 bis 955 v. Chr. ergab. Auch das Innere brachte spannende Ergebnisse. Es zeigte sich nämlich bei den Ausgrabungen, dass hier während der Bronzezeit eine prosperierende Siedlung war, in der wohl ca. 1.800 Menschen lebten und ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung von Keramik und Bronzeverarbeitung verdienten.


Abb. 18 Frankfurt (Oder). Wallanlage in Lossow.

Um 800 v. Chr. vollzog sich in der Region ein Wandel, sicher beeinflusst von der Einführung eines neuen Werkstoffes, des Eisens. Eine Untergruppe der „Lausitzer Kultur“ schuf hier ein religiöses Zentrum, in dem Kult- und Opferhandlungen stattfanden. Dies spiegelte sich vor allem in den zahlreichen Opferschächten wider, die alle in die frühe Eisenzeit datiert werden. In einigen dieser 3 bis 7,5 m tiefen Schächte fanden sich auch menschliche Skelette neben anderen Opfertieren. Die Archäologen konnten aus den Befunden erschließen, dass sowohl die menschlichen als auch tierischen Opfer vor der Deponierung in den Gruben zerstückelt wurden.

Im 6. Jh. v. Chr. wurde die Wallanlage aufgeben. Die Siedlungskontinuität wurde unterbrochen. Erst mit der slawischen Landnahme im 6./​7. Jh. n. Chr. wurde der Platz wieder besetzt und fortifikatorisch genutzt. Für rund 200 Jahre war die ganze Fläche in Nutzung. Eine Brandkatastrophe im 9. oder 10. Jh. zerstörte die „Burganlage“. In der Folge entstand ein kleiner Abschnittswall; nur noch das südöstliche Gelände war besiedelt. Über den Bevölkerungsrückgang kann man spekulieren.

Literatur

E. Probst, Deutschland in der Bronzezeit (1999) S. 373;

S. Griesa, C 10 Lossow, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) S. 444–446.

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