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Kapitel 5 - Ratsmänner

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Meister Michael war überrascht, als ihn am Freitagmorgen beide Fuhrmänner aufsuchten und um ein Gespräch unter sechs Augen baten. Zunächst rechneten sie die Gewinne für die Waren gegen. Der Tuchmachermeister zahlte den Fuhrleuten erneut einen Bonus und verabredete eine weitere Fuhre für den Dienstag nach Pfingsten in Richtung Salza.

Nachdem das Geschäftliche erledigt war, machten es sich die Männer in der Wohnkammer des Tuchmachers bequem. Sie tranken Bier und Meister Michael bedankte sich bei dem dicken Georg für die Hilfe seiner mutigen Frau. »Nicht jedes Weib wäre in der Situation eingeschritten. Wir verdanken ihr viel.«

»Die Ereignisse vom Vortag sind auch der Grund, warum wir euch aufsuchen. Wir haben uns gestern Abend ausführlich unterhalten. Griseldis glaubt nicht, dass es ein Zufall war, dass der Adlige Michi beschuldigt hatte. Wir glauben, dass die Absicht dahinter stand, euch für die Waffe zahlen zu lassen. Das war ein ganz gezielter Angriff auf den Jungen. Er treibt sich doch ständig in der Nähe der Stallungen auf der Burg herum. Wir sind uns sicher, dass der Ritter wusste, wen er da beschuldigte. Die Übergriffe der Edelfreien auf die Bürgerschaft nehmen in letzter Zeit immer mehr zu.«

Meister Michael nickte nachdenklich.

»Es stimmt, was ihr sagt. Ich habe den Jungen gestern ausführlich befragt. Er meinte, dass der Ministeriale ihn gebeten hatte, die Zügel des Pferdes zu halten, bis er mit den Einkäufen fertig wäre. Dafür hatte er ihm einen Pfennig versprochen. Er hatte sich nicht von seinen Behauptungen abbringen lassen. Michi war bis ins Mark erschüttert über die Entwicklung der Dinge. Er hatte zu dem Mann aufgesehen, ihn bewundert und gesagt, dass er auch einmal so ein tapferer Rittersmann werden wolle. Als der Ministeriale sich so schändlich benahm, war der Junge am Boden zerstört.«

Der dünne Georg lächelte über den Gedanken an den kleinen Ritter Michi. Aber er stimmte seinem Schwager und dem Tuchmacher zu.

»Es ist ja nicht das erste Mal, dass die Ritterschaft gegenüber den Bürgern übergriffig wurde. Der Burgvogt schaut über diese Angriffe hinweg. Als Meister Jonas nach dem Freitod seiner Tochter beim Vogt vorgesprochen und auch den Burgmann, der sich an ihr vergangen hatte zur Rede gestellt hatte. Die beiden haben ihn ausgelacht, beschimpft und ihm gedroht, dass seine andere Tochter als Magd auf die Burg bestellt würde, wenn er die Anschuldigungen weiterhin öffentlich aussprach. Seit dem Tod der ältesten Tochter war der Böttchermeister nur noch ein Schatten seiner selbst. Die jüngere Tochter wohnt jetzt in Diedorf auf einem Großbauernhof bei ihrer Tante.«

Der dünne Georg kannte die Familie und schüttelte bei dem Gedanken an sie den Kopf.

»Wenn das weiter so geht, sind keine Frau und kein Kind in dieser Stadt mehr sicher.«

Die beiden anderen Männer nickten bestätigend. Meister Michael war froh, dass Lena bei Georg im Dienst stand. Dort würde sie viel lernen und gerecht behandelt. Aber das Unglück, das seinem ältesten Sohn beinahe widerfahren wäre, brachte ihn auch zu dem Schluss, dass etwas unternommen werden musste.

»Was schlagt ihr also vor?«

Der dicke Georg räusperte sich. »Griseldis hat mich eigentlich auf diesen Gedanken gebracht. In anderen reichsfreien Städten wurden Stadträte gebildet. Sie stärken die Bürgerschaft und vertreten sie gegen die Adligen und sorgen so für mehr Gerechtigkeit. Wir haben überlegt, dass es für Mühlhausen auch an der Zeit wäre, einen Rat zu gründen.«

Der Tuchmachermeister schenkte sich und seinen Gästen erneut nach.

»Das ist im Grunde eine gute Idee. Aber wir sollten zunächst einmal überlegen, wer als Ratsmitglied in Frage käme. Auch würde ich diese Angelegenheit noch nicht öffentlich bekannt geben, sondern die ersten Besprechungen in aller Stille abhalten.«

Die Fuhrleute waren der gleichen Meinung. Der dünne Georg meinte, dass in jedem Fall der Böttchermeister Jonas gefragt werden sollte. Er hatte allen Grund, sich für die Interessen seiner Familie und die seiner Freunde einzusetzen. »Wie wäre es, aus jedem angesehenen Handwerk einen Meister zum Ratsmitglied zu bestellen?« »Das ist ein ausgezeichneter Vorschlag. Wir müssen uns überlegen, wer genug Schneid besitzt, sich den hohen Herren gegenüber zu behaupten. Schade, dass Griseldis kein Mann ist, sie hat ihr Herz und ihr Mundwerk an der richtigen Stelle.«

Meister Michael hatte dies durchaus ernst gemeint. Er war Georgs Weib unendlich dankbar, dass sie seinem Sohn geholfen hatte.

»Vielleicht wird unser Sohn ja nach ihr geraten, dann kann er in zwanzig Jahren einmal ein Ratsmitglied werden.«

»Ist das wahr? Herzlichen Glückwunsch!«

Der Tuchmacher klopfte dem dicken Georg auf die Schulter und freute sich mit dem breit grinsenden Fuhrmann. »Meine Hannah ist auch wieder schwanger. Vielleicht können wir ja später eine Ehe arrangieren.«

Der dünne Georg lachte laut. »Jetzt lasst die Kinder doch zunächst einmal geboren sein. Dann könnt ihr immer noch eine Hochzeit planen.«

Gemeinsam stießen sie auf das Wohl ihrer Familien an und verabredeten das erste Treffen im Haus des dicken Fuhrmanns in einer Woche. Bis dahin dachte der dünne Georg, mit dem Böttchermeister geredet zu haben. Sie wollten bis zu der Zusammenkunft überlegen, welcher der Handwerkermeister ihren zunächst geheimen Rat gut ergänzen würde. Die Fuhrmänner verabschiedeten sich nach Hause.

»Ich werde heute Nachmittag zu Meister Jonas gehen. Nach dem, was ich gehört habe, hat er sich ganz zurückgezogen. Man sieht ihn kaum noch auf dem Markt. Es war auch wirklich eine schlimme Sache mit seiner Tochter. Hoffentlich kann man ihn aus der Lethargie reißen.«

Der dünne Georg hing weiter den eigenen Gedanken nach. Er kannte den Böttchermeister schon viele Jahre. So verzweifelt, wie im Moment, hatte er ihn noch nie gesehen. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was der Mann in den letzten Wochen durchgemacht hatte. Den Burgmannen sollten endlich die Flügel gestutzt werden. Dafür müssten sie sorgen.

Während ihr Mann Meister Michael einen Besuch abstattete, machte sich Griseldis auf den Weg zu der alten Josepha. Sie hatte einen schönen Schinken und ein frisch gebackenes Laib Brot für die Frau dabei. Auf dem Weg nach Altmühlhausen, wie die Georgiivorstadt von den Bürgern genannt wurde, hatte sie mehrfach das Gefühl, beobachtet zu werden.

Als sie sich immer wieder unauffällig umsah, verspürte sie ein Kribbeln im Nacken. Hatte sie sich mit ihrem Einschreiten am gestrigen Tag doch Feinde gemacht? Sie hatte sich mit Georg über dessen Befürchtungen unterhalten und musste ihm versprechen, demnächst vorsichtiger zu sein.

Als sie sich in der Honiggasse noch einmal umschaute, fiel ihr ein Mann mit schwarzem Umhang auf, der die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Sie beschleunigte die Schritte und war froh, als sie endlich an der Hütte der Alten angekommen war.

Die Kräuterfrau bat Griseldis ins Haus und bedankte sich freundlich für den Schinken und das Brot. Sie freute sich aufrichtig für die junge Frau, die von innen heraus strahlte, wie es nur werdende Mütter konnten.

»Morgens geht es mir furchtbar schlecht. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mich nicht übergeben muss.«

Josepha bestätigte, was auch Agnes ihr schon gesagt hatte. Die Übelkeit würde aller Wahrscheinlichkeit nach bald von allein verschwinden.

»So Gott will, hältst du zum Weihnachtsfest ein Kind im Arm. Bis dahin solltest du körperlich nicht allzu schwer arbeiten. Deinen Mann kannst du aber weiter empfangen. Es wird dem Ungeborenen nicht schaden.«

Griseldis war erneut entsetzt über die Direktheit der Alten. Dennoch war sie gut gefahren, vor einigen Wochen ihre Ratschläge zu befolgen und würde es auch dieses Mal tun. Josepha gab ihr noch ein Säckchen mit getrockneten Kräutern mit, aus denen sie sich einen Aufguss herstellen könnte. Außerdem empfahl sie der jungen Frau, sich den dicker werdenden Bauch mit Öl einzureiben, damit keine hässlichen Streifen entstehen.

Griseldis bedankte sich nochmals bei der Kräuterfrau und legte ihr noch einen Schilling auf den Tisch. Nachdem sie sich verabschiedet hatte und aus der Kate trat, entdeckte sie erneut den Mann mit dem schwarzen Umhang und überlegte, welchen Weg sie nehmen wollte. Es konnte kein Zufall sein, dass er ihr hier auflauerte. Sie beschloss, enge Gassen zu meiden und lief eilig nach Hause.

Dort angekommen atmete sie erleichtert auf, als sie Georg am Herdfeuer sitzen sah. Er bemerkte gleich, dass etwas nicht stimmte und nahm seine Frau in den Arm. Sie erzählte ihm von ihren Vermutungen.

»Ich bin mir ganz sicher, dass er mir auf dem Weg zu der Alten und wieder zurück gefolgt war. Meinst Du, der Ritter hat ihn damit beauftragt, mir Angst zu machen? Wenn das so ist, dann hat er sein Ziel erreicht.«

Mit zittrigen Knien setzte sie sich auf den Schemel.

Georg lief in der Wohnkammer unruhig auf und ab. Er musste dafür sorgen, dass Griseldis in der nächsten Zeit nicht allein aus dem Haus gehen würde. Er ging nach nebenan zu seinem Schwager, um sich mit ihm zu beraten.

»Meinst Du wirklich, dass der Ritter es auf meine Schwester abgesehen hat? Im Grunde hatte er doch sein Ziel erreicht, indem Meister Michael ihm das wertvolle Messer bezahlte.« Das Argument seines Schwagers konnte der dicke Georg nicht ganz von der Hand weisen. Unbestreitbar war es gewagt gewesen, dem Mann vor der versammelten Menge Einhalt zu gebieten.. Aber hätte Griseldis dies nicht getan, liefe Michi jetzt ohne Zunge herum, und der Ritter würde sicher einen anderen Weg gefunden haben, wie er sein Messer bezahlt bekäme.

»Das sind alles nur Spekulationen, fest steht jedoch, dass Griseldis heute den ganzen Tag von einem in schwarz gekleideten Mann verfolgt wurde. Sie ist nicht zimperlich, das weißt du. Aber jetzt sitzt sie nebenan und zittert wie Espenlaub.«

Der dünnere der Fuhrmänner kratzte sich am Kinn.

»Ich hätte da eine Idee, vorausgesetzt wir kriegen meine Schwester dazu, noch einmal einen Schritt vor die Tür zu setzen.«

Er erklärte seinem Schwager den Plan. Gemeinsam gingen sie nach nebenan, um Griseldis davon zu überzeugen.

»Ist das nicht zu gefährlich? Vielleicht habe ich mich ja auch geirrt und sehe schon Gespenster. Wir sollten abwarten.«

Die beiden Männer starrten die rotblonde Frau an. Sie konnten kaum glauben, was sie da gerade gehört hatten. Umso mehr fühlten sie sich in der Annahme bestärkt, dass es diesen Kerl gab und von ihm eine Gefahr ausging. Er hatte es geschafft, Griseldis dermaßen Furcht einzuflößen, dass sie wie ein Häufchen Elend am Herdfeuer saß und das Haus nicht verlassen wollte.

»Mein Herz, wir wollen nach Pfingsten nach Salza fahren. Ich kann wohl kaum von hier weg, wenn ich weiß, dass dir Gefahr droht. Wir müssen das regeln, bevor ich wieder aufbreche.«

Georg hatte sich vor seine Frau gekniet und redete weiter beschwörend auf sie ein.

»Du hast ja Recht. Aber ich habe wirklich Angst. Was ist, wenn der Mann bewaffnet ist und euch verletzt oder tötet?« Darüber hatten die beiden Fuhrmänner bereits geredet.

»Ich habe auf unserer Hochzeit versprochen, dass ich dich beschützen werde. Nun, ich habe auch vor, dies zu tun, Weib. Also steh auf und wisch dir die Tränen aus dem Gesicht.«

Unwillkürlich musste Griseldis lächeln. Es kam selten vor, dass ihr Gatte ihr gegenüber einen Befehlston anschlug, und beide wussten das. Sie besaß genug Temperament, sich gegen ihn zu behaupten, wohl auch, weil sie lange Zeit für sich und ihren Bruder allein sorgen musste. Es war nicht leicht, dies abzulegen und einem Mann folgsam zu sein. Gott sei Dank musste sie das nicht, denn Georg war ein geduldiger und liebenswürdiger Ehemann, der normalerweise schlau genug war, keinen Gehorsam von ihr zu verlangen. Sie tat, wie ihr geheißen und schaffte es tatsächlich, die Fassung wieder zu erlangen.

Griseldis und die beiden Männer sprachen den Plan mehrfach durch, um sicherzugehen, dass alles gut verlief.

Ihr Bruder verließ als Erster das Haus. Kurze Zeit danach griff sie nach dem Korb und lief in Richtung Obermarkt. Der dünne Georg war ebenfalls dorthin unterwegs, bog dann aber an der Marienkirche ab und versteckte sich in einer Nische. Von dort aus konnte er beobachten, wie seine Schwester die Holzgasse hinunter kam. Kurz darauf schälte sich ein vermummter Kerl aus einer Ecke in der Sackgasse und nahm die Verfolgung auf.

Auch der dicke Georg, der nach seiner Frau das Haus verlassen hatte, bemerkte den Mann. Er lief hinter ihm her und zog einen Dolch aus dem Gürtel. Sein Schwager trat aus dem Versteck und bückte sich vor dem Vermummten, als hätte er etwas fallen gelassen. Dabei zog er ein kleines Messer aus dem Stiefel, richtete sich wieder auf und hielt es dem Mann, der gerade an ihm vorbeigehen wollte, an die Kehle. Der dicke Fuhrmann trat von hinten an ihn heran und drückte die Spitze seines Dolches in den Rücken des Verfolgers. Auf diese Weise zwangen sie den Unbekannten in die Nische an der Kirche, in der der dünne Georg bis eben noch gestanden hatte.

Sie zogen ihm die Kapuze aus dem Gesicht. Der Mann starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, so als fasse er nicht, was hier gerade passiert war. Er war einen ganzen Kopf kleiner als der dünne Georg. Dieser baute sich vor ihm auf, das Messer drückte er immer noch an die Kehle des Mannes. Sein Gegenüber wagte nicht, sich zu bewegen. Der dicke Georg war vor Wut dunkelrot im Gesicht. Er wirkte, als würde er sich jeden Moment auf den Verfolger seiner Frau stürzen und ihn töten. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, sodass er um sich herum kaum etwas wahrnahm. So hatte er auch nicht mitbekommen, dass sein Schwager den Unbekannten fragte, wer er sei und warum er Griseldis verfolgte. Obwohl der dünne Fuhrmann ihm eine Frage gestellt hatte, wagte der Mann nicht, den Blick von dessen Schwager abzuwenden. Er begriff, dass er der ernst zu nehmendere Gegner war.

Der dünne Georg wiederholte die Fragen. Den Augen immer noch auf den dickeren der beiden Angreifer geheftet antwortete er zögernd.

»Mein Herr schickt mich. Er ist auf der Suche nach seiner Verlobten.«

»Und warum verfolgst Du dann meine Frau? Wer ist dein Herr?«

»Den Namen darf ich euch nicht sagen. Er ist ein Reichsritter am Hofe König Heinrichs. Seine Verlobte ist auf unerklärliche Weise aus Frankfurt verschwunden. Dies ist schon einige Wochen her. Seitdem bin ich auf der Suche nach ihr. Ich habe ihren Weg bis hierher verfolgt. Einer der Stadtwachen sagte mir, dass sie von Fuhrleuten in die Stadt gebracht wurde und nach dem Zwischenfall auf dem Krautmarkt am gestrigen Tag erfuhr ich, dass die Frau zu euch gehört. Dann bin ich ihr zu eurem Haus gefolgt und habe auf den richtigen Moment gewartet, sie anzusprechen.«

Es dauerte einen Moment, bis die Worte zum dicken Georg vordrangen. Als er begriff, was er soeben gehört hatte, lockerte er seinen Griff.

»Die Fuhrleute, die du suchst, sind wir. Wir haben die Edelfreie dem Tode nah im Bienental aufgelesen und mit nach Mühlhausen genommen. Weil sie so krank war, haben wir sie ins Antoniushospital gebracht.«

»Ist sie noch dort?«

Die Fuhrleute sahen sich an. Eben war es der dicke Georg gewesen, der Angst um seine Frau hatte, nun konnte man es dem Jüngeren der beiden am Gesicht ablesen, was in ihm vorging. Der dicke Fuhrmann antwortete für ihn.

»Sie ist tot.«

»Und was ist mit dem Kind? Mein Herr erhebt Anspruch darauf.«

»Es ist mit ihr gestorben. Sie sind auf dem Friedhof von Sankt Blasien begraben.«

Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, war dem dicken Georg diese Lüge über die Lippen gegangen. Sein Schwager war bei der Frage nach dem Kind noch blasser geworden, aber er verzog ebenfalls keine Miene. Sie nahmen ihre Messer herunter und traten einen Schritt zurück, um dem Mann die Möglichkeit zu geben, die Kleider zu ordnen und sich wieder zu sammeln.

»Nun, dann ist mein Auftrag erfüllt und ich kann nach Frankfurt zurückkehren, obwohl ich nicht weiß, wie mein Herr reagiert, wenn er erfährt, dass das Kind tot ist.«

Eine Spur von Sorge überzog das Gesicht des Fremden.

»Es tut mir leid, dass ich euch erschreckt habe. Sagt das auch eurer Frau.«

Der dicke Georg nickte zur Bestätigung. Als der Unbekannte aus ihrem Blickfeld verschwunden war, liefen die beiden Männer wieder zurück nach Hause.

Griseldis wartete schon in der Wohnkammer auf sie. Agnes war ebenfalls herübergekommen. Die Kinder hatte sie in der Obhut Lenas zurückgelassen.

In kurzen Sätzen berichteten die Männer von dem Zusammentreffen mit dem Fremden. Die Frauen waren froh, dass die beiden unversehrt zurückgekehrt waren. Agnes hatte sich ebenso blass wie Georg auf einen Schemel gesetzt.

»Meinst du, es war richtig, den Mann zu belügen? Antonia ist das Kind eines Reichsritters und einer Edelfreien. Hat sie nicht ein Anrecht darauf, standesgemäß aufzuwachsen?«

Sicher war sie einerseits froh, dass ihr Schwager gelogen hatte. So musste sie das Mädchen, das sie liebte wie ihr eigenes Kind, nicht wieder hergeben. Aber hatten sie sich damit nicht auf alle Ewigkeit versündigt?

»Ich konnte kaum anders. Ich glaubte, das Richtige getan zu haben. Nachgedacht habe ich darüber schon öfter. Die junge Edelfreie war kurz vor der Niederkunft fernab ihrer Heimat. So wie sie aussah, war sie wochenlang unterwegs gewesen. Und hatten nicht Bruder Jordan und die alte Josepha erzählt, wie sie zugerichtet war? So etwas kann nur ein Monster fertigbringen. Und so einem Menschen sollen wir Antonia anvertrauen?«

Griseldis nickte bestätigend. »Wenn ihr mich fragt, hat Georg richtig gehandelt. Bei euch beiden wird es Antonia auch an nichts fehlen. Und das Wichtigste ist doch, dass sie geliebt wird und glücklich ist. Habt ihr den Fremden eigentlich gefragt, wie die Mutter hieß und aus welchem Hause sie stammt?«

Die beiden Männer sahen sich an und schüttelten die Köpfe. Sie waren überhaupt nicht auf die Idee gekommen, danach zu fragen. Wahrscheinlich hätte der Fremde ihnen den Namen nicht gesagt, genauso wenig wie den Namen des Ritters.

»Nun, wo der Mann glaubt, das Kind sei tot, wird auch niemand mehr nach Antonia suchen. Sie wird als Konrads Schwester aufwachsen und ihr werdet eine gute Ehe für sie stiften.«

Griseldis Argumente waren sehr überzeugend. So fühlten sie sich gleich weniger schlecht und sündhaft. In Einem waren sich aber alle einig. Sie durften keiner Menschenseele von Antonias Herkunft erzählen, selbst nicht dem Pfarrer unter dem Siegel der Beichte. Das würde das Mädchen und auch die beiden Familien in Gefahr bringen. Bevor Agnes und ihr Mann gingen, luden sie Georg und Griseldis zum Abendessen ein.

Es war schon später Nachmittag, als der dünne Georg an die Tür des Böttchermeisters Jonas in der Linsengasse klopfte. Nach einer ganzen Weile öffnete Johanna, die Frau von Meister Jonas, die Tür.

»Gott zum Gruß, Frau Johanna. Ist euer Mann zu Hause?«

»Er ist in der Werkstatt. Geht einfach durch den Flur.«

Sie schloss die Tür hinter ihm und ging wieder in die Wohnkammer.

Georg durchquerte den Korridor und trat durch die Tür in die Werkstatt. Dort saß der Böttchermeister auf einem kleinen Fass. Vor ihm stand ein größeres Fass. Darauf hatte er den Kopf auf seine Arme gebettet und schlief. Neben ihm war ein Becher umgefallen, aus dem sich der Inhalt auf den Fußboden verteilt hatte. Es roch in der Manufaktur nicht wie sonst nach Holz, sondern nach Wein, Schweiß und ungewaschenem Menschen.

Angewidert von dem Geruch aber trotzdem voller Mitleid für seinen Freund lief Georg auf diesen zu. Er hob den Becher auf und stellte ihn auf ein weiteres Fass. Dann legte er Jonas die Hand auf die Schulter und rüttelte ihn vorsichtig wach.

Der Böttcher schlug die Augen auf und erschrak beim Anblick seines Freundes. Er senkte beschämt den Blick und versuchte die Kleidung in Ordnung zu bringen.

Georg tat so, als sei ihm das Durcheinander in der Werkstatt entgangen und setzte sich neben Jonas.

»Wie es um dich steht, brauche ich wohl nicht zu fragen. Aber es gibt dringende Dinge zu besprechen, die keinen Aufschub dulden. Dabei geht es auch um das Unrecht, das deiner Lisa und euch widerfahren ist.«

Neugierig geworden, stand der Böttcher auf und führte seinen Gast in die Wohnkammer. Johanna bewirtete ihn mit einem Becher Bier, Jonas entschuldigte sich kurz und verschwand nach draußen.

Wenig später kam er gewaschen und frisch gekleidet wieder zurück. Gemeinsam setzten sie sich an den Tisch. Johanna und ihr Mann lauschten gespannt den Worten ihres Freundes. Dabei wurden deren Augen immer größer. »Meister Michael, mein Schwager Georg und ich treffen uns nächste Woche das erste Mal. Wir wollen, dass du unserem Rat beitrittst. Gemeinsam werden wir beraten, wie wir gegen die Ungerechtigkeiten und Übergriffe der edlen Herren vorgehen können. Vielleicht gelingt es uns ja auch, Wiedergutmachung für das Leid, das deiner Tochter und euch beiden widerfahren ist, zu erhalten.«

Als Erste ergriff die sonst so stille Johanna das Wort.

»Ich will, dass der Burgmann so leidet, wie wir. Er soll dafür bestraft werden, dass er sich an einer Jungfrau vergangen und sie dann gesegneten Leibes verstoßen hat. Am liebsten würde ich ihn tot sehen.«

Verzweifelt verbarg sie das Gesicht hinter den Händen und weinte hemmungslos. Jonas traten ebenfalls Tränen in die Augen.

»Ich bin dabei, wenn wir die Adligen für ihre Verbrechen zur Rechenschaft ziehen.«

»Dann komm in einer Woche in das Haus meines Schwagers. Vielleicht fällt dir bis dahin auch noch jemand ein, der gut in den Rat passen würde.«

Zum ersten Mal seit Monaten hatte der Böttchermeister das Gefühl, nicht mehr hilflos zu sein. Sie stießen auf das Gelingen ihres Vorhabens an und verabschiedeten sich kurze Zeit später.

Am Morgen des Pfingstsonntags herrschte im Hause des dünnen Georg reges Treiben. Am Vorabend hatte der Pfarrer der Blasienkirche Agnes ausgesegnet und die Beichte abgenommen, und nun würde sie das erste Mal seit Monaten wieder eine Messe besuchen. Die meisten ihrer Nachbarn nahmen an den Gottesdiensten in der Kirche unserer Lieben Frau Maria teil. Griseldis und Georg waren aber in der Viehgasse aufgewachsen, die zum Pfarrsprengel der Blasienkirche gehörte. Auch sie war in der Altstadt groß geworden, so ging sie zu den Messen in das Gotteshaus, in das ihr Mann, ihre Schwägerin und sie schon von Kindheit an gebetet hatten.

Nachdem sie die Kinder versorgt hatte, nahm sie ihr schönstes Bliaut aus der Wäschetruhe, ein schmal geschnittenes himmelblaues Kleid mit weiten Ärmeln, das ausgezeichnet ihre nun wieder schlanke Taille betonte. Auch brachte es die Farbe ihrer leuchtend blauen Augen besonders zur Geltung und bildete einen herrlichen Kontrast zu dem schwarzen Haar. Sie drehte sich mehrmals vor ihrem Mann und er konnte gar nicht die Augen von ihr lassen.

Erneut stellte er fest, wie gesegnet er war. Georg griff nach seinem Sohn, der in das Steckkissen geschnürt friedlich schlief. Agnes tat es ihm mit Antonia gleich. Sie traten vor die Tür, vor der Griseldis und ihr Mann schon auf sie warteten. Sie liefen zu viert in Richtung Blasienkirche.

Unterwegs trafen sie den Böttchermeister Jonas mit seiner Frau Johanna und deren vierzehnjährigen Tochter Helga, die von einer Tante in Diedorf aus ihre Eltern am Pfingstwochenende besuchte. Auch sie schlossen sich der kleinen Gruppe an.

Die Glocke der Kirche hatte schon das erste Mal vorgeläutet. Sie mussten sich beeilen, wenn sie noch einen Sitzplatz finden wollten.

Gemeinsam mit der Gemeinde feierten sie mit der Pfingstmesse den Geburtstag der Kirche und baten den Heiligen Geist um Beistand.

Am Ende des Gottesdienstes verkündete der Pfarrer die Heiligsprechung der Elisabeth von Thüringen im Namen Papst Gregor IX. Ein Raunen ging durch das Gotteshaus, denn die Menschen hatten die Landesfürstin verehrt, und fast jeder wusste von einem Wunder zu berichten. Die Leute ahnten, dass etwas ganz Besonderes geschehen war, dass sie sich wohl immer an diesen Tag erinnern und noch ihren Enkelkindern davon erzählen würden.

Nach der Messe trafen sie einige ehemalige Nachbarn aus der Viehgasse und unterhielten sich über das gerade Erlebte. Viele von ihnen schüttelten ungläubig die Köpfe. Man sah den Leuten an, dass sie immer noch nicht erfassen konnten, was der Pfarrer eben verkündet hatte.

Als die Fuhrmannsfamilien sich verabschiedet hatten, machten sie sich auf den Weg nach Hause in die Holzgasse.

»Meister Georg wartet einen Moment!«

Ein großer, sehr dünner Mönch lief winkend und eiligen Schrittes hinter ihnen her.

»Es tut mir leid, dass ich euch an diesem Feiertag belästige. Ich würde gern etwas Wichtiges mit dir besprechen. Ich könnte dich natürlich auch morgen aufsuchen, aber ich befürchtete, dass ihr dann schon wieder unterwegs sein würdet.«

Der dicke Georg reagierte als Erster.

»Wohl wahr, wir werden nach Sonnenaufgang eine Tour nach Salza machen und in drei Tagen zurück sein. Wenn es euch aber so wichtig ist, nehme ich mir gern die Zeit. Mein Schwager wird die Frauen nach Hause begleiten und ich komme mit euch.«

Er drehte sich zu Georg und den beiden Frauen um. Dieser nickte im stillen Einvernehmen, denn er wusste, dass er später alles genau berichtet bekam. Der dicke Georg folgte dem Mönch, der den Weg zum Volkenröder Klosterhof eingeschlagen hatte.

In der Zwischenzeit war auch Bäcker Alfred zu der Gruppe gestoßen. Er begrüßte Agnes und ihren Mann sowie dessen Schwester Griseldis, die die kleine Antonia auf dem Arm hielt. Dann nahm er ihr seinen Enkelsohn ab.

»Er ist doch schon wieder gewachsen, was für ein strammer Bursche. Er kommt ganz nach seinem Großvater.«

Das brachte alle zum Lachen. Alfred machte keine Anstalten, den kleinen Konrad an Agnes zurückzureichen.

Der dünne Georg legte den Arm um die Hüften seiner Frau und führte sie die Linsengasse hinauf. Griseldis und Alfred schlossen sich ihnen an. Unterwegs wurden sie mehrfach von Freunden und Bekannten angesprochen, und der Bäckermeister präsentierte allen seinen Enkelsohn. Er konnte den Stolz nicht verbergen, wohl auch, weil Konrad der erste männliche Nachkomme war. Er selbst hatte mit seiner verstorbenen Frau vier Töchter gezeugt. Er liebte jedes der Mädchen abgöttisch und würde keiner von ihnen je eine Bitte ausschlagen, aber einen Sohn hatte er sich all die Jahre immer gewünscht.

Als Anne, seine verschiedene Gattin, wieder schwanger ging, hoffte er, dass ihm dieser Wunsch erfüllt würde. So war es zunächst auch. Sie hatte ihm vor nunmehr fünfzehn Jahren einen Sohn geboren, und er war vor Freude ganz außer sich. Umso schwerer traf es ihn, als sie drei Tage nach der Geburt im Kindbett am Fieber verstarb und der kleine Alfred ihr einen Tag später folgte.

Er hatte lange Zeit getrauert. Seine Freunde hatten ihm nahe gelegt, sich wieder zu verheiraten. Aber jede Frau, die er kennen gelernt hatte, verglich er mit Anne und keine von ihnen hatte dem Vergleich standhalten oder ihren Platz einnehmen können. So blieb er Witwer und zog seine Töchter allein groß.

Die drei älteren Töchter kamen vom Aussehen her nach ihm, aber Agnes, die Jüngste, mit ihrem zartgliedrigen Körperbau und den langen schwarzen Haaren war das Ebenbild ihrer Mutter. Nur die blauen Augen waren sein Erbe an sie, denn seine geliebte Anne hatte braune Augen gehabt.

Der Wahl seiner Agnes hinsichtlich des Ehemannes stand er am Anfang skeptisch gegenüber, aber Georg hatte sich als guter und ehrlicher Mann für seine Tochter erwiesen. Er fühlte mit ihnen, als die beiden im letzten Jahr ihr Kind verloren hatten und freute sich umso mehr, als Konrad am Karfreitag geboren wurde. Die kleine Antonia blieb ihm jedoch ein Rätsel. Agnes und sein Schwiegersohn hatten erzählt, dass ein Vetter von Georg aus Treffurt kurz vor der Geburt der Tochter auf tragische Weise ums Leben gekommen war. Zu allem Unglück sei die Frau bei der Entbindung von Antonia ebenfalls verstorben. Georg wurde als einziger lebender Verwandter des Säuglings ausfindig gemacht.

Alfred wusste gar nicht, dass sein Schwiegersohn Familie in Treffurt gehabt hatte. Agnes nahm Antonia bei sich auf und liebte das Mädchen wie die eigene Tochter. Der Bäckermeister sah, wie glücklich seine Tochter war, und behielt seine Skepsis für sich. Schließlich war das kleine Würmchen ganz allein auf der Welt und es war seine Christenpflicht, sich ihrer anzunehmen.

Es war später, als sie geplant hatten, als sie im Haus der jungen Fuhrleute angekommen waren. Lena hatte sich schon um das Essen gekümmert. Vor der Messe hatten die Männer die Esstische aus ihren Wohnkammern auf dem Hinterhof zusammengestellt, sodass eine große Tafel entstand. Agnes und Griseldis hatten weiße Leinentücher darauf gelegt und die Tische mit Blumen aus dem Garten verziert.

Agnes zog sich mit den Kindern zurück und versorgte sie mit Milch und frischen Windeltüchern. Sie legte die beiden in die Wiege, die in einer schattigen Ecke im Hinterhof stand, und gesellte sich zu den Anderen, die schon an der festlich gedeckten Tafel Platz genommen hatten.

Der dicke Georg war ebenfalls gerade angekommen. Sein Gesicht war ganz rot vor Aufregung. Er setzte sich und trank erst einmal einen großen Becher Bier in einem Zug leer. Dann fing er an zu erzählen.

»Abt Bernhard des Klosters zu Volkenroda war an diesem Wochenende zusammen mit einigen Mönchen im Klosterhof am Töpfermarkt eingekehrt. Er hatte von Meister Hartmut, dem Müller aus der Lohmühle an der Breitsülze, erfahren, dass wir gelegentlich Lohe für ihn zu den Gerbermeistern fahren und dass wir verlässliche Fuhrleute und Geschäftspartner seien. Er schlägt uns vor, täglich eine oder mehrere Fuhren der Ernte aus dem Kloster nach Mühlhausen in den Klosterhof zu bringen.«

Nach kurzem Schweigen war es Agnes, die zuerst auf die Nachrichten reagierte.

»Ist es denn erlaubt, dass die Klöster ihre Erträge in die Stadt schaffen und zum Kauf anbieten? Soweit ich weiß, sind die Klosterhöfe von jeglicher Abgabe und Steuer befreit. Wenn die Abteien nun die Ernten und das Vieh hier verkaufen, machen sie doch den hiesigen Bauern den Verdienst streitig.«

»Dafür hat Abt Bernhard mit dem Burgvogt Bertram ein Abkommen getroffen. Der Klosterhof bleibt abgabenfrei, aber für den Vertrieb von Tieren und Getreide müssen die Mönche einen Großzehnt zahlen, auf Feldfrüchte und Kleinvieh einen Kleinzehnt und auf gerodetes Holz einen Holzzehnt. Beide waren damit einverstanden. Jetzt ist nur die Frage, ob wir annehmen und wenn ja, wie wir das Geschäft organisieren wollen.«

Hier mischte sich Alfred in das Gespräch.

»Das ist eine großartige Gelegenheit, die ihr euch nicht entgehen lassen dürft. Kauft ein zweites Fuhrwerk und stellt Lehrjungen an. Paul, der zweitälteste Sohn von Meister Mombert käme hierfür in Frage. Er ist zwar schon sechzehn Jahre und für einen Lehrjungen zu alt, aber er ist kräftig und kann mit zupacken. Der achtjährige Arno von Schuster Ludwig aus der Klostergasse ist auch ein Zweitgeborener. Er wird froh sein, wenn er sich nicht als Soldat verdingen muss und bei euch in die Lehre gehen kann.«

Der dünne Georg hatte bisher geschwiegen. Er konnte sich kaum vorstellen, mit jemand anderem als seinem Schwager die Fuhren zu machen. Aber Alfred hatte Recht. Außerdem würde irgendwann auch Konrad in das Fuhrgeschäft einsteigen. Da würde es nicht schaden, wenn man sich schon vorher vergrößerte.

»Ich bin einverstanden. Wir sollten außerdem mit Franz, dem Obermeister der Filzmacherinnung, wegen des Besitzes des letzte Woche verstorbenen Filzmachers Kuno von nebenan sprechen. Seine ganze Familie ist dem Antoniusfeuer zum Opfer gefallen. Bruder Jordan hatte mir davon erzählt, als ich ihn gestern auf dem Rückweg von Meister Jannis traf. Vielleicht verkauft er uns das Haus und das Grundstück. Dann können wir das Geschäft nach dort verlegen. Die Pferde kommen in unserem Stall unter, auch wenn es beengt wird, aber die Fuhrwerke müssen ebenfalls untergestellt werden. Wir sollten einen Raum einrichten, in dem ihr zwei Frauen abwechselnd Fuhraufträge entgegennehmt. Ihr habt beide Schreiben und Rechnen gelernt. Dann könntet ihr die Bücher führen.«

Agnes und Griseldis hatten keine Einwände und schmiedeten gemeinsam mit den Männern und Bäcker Alfred Pläne für die Zukunft. Der dicke Georg beschloss, am morgigen Tag nicht mit nach Salza zu fahren, sondern mit den Vätern der potentiellen Lehrjungen zu sprechen, ein Fuhrwerk zu kaufen und mit dem Abt die Vereinbarung als Verträge schriftlich festzuhalten.

Der dünne Georg kann am Nachmittag mit Meister Michael darüber sprechen, ob Michi ihn auf die Fahrt nach Salza begleiten dürfte. Er könnte ihm ein wenig zur Hand zu gehen. Am morgigen Tag würden sie auch den Ofensetzer aufsuchen, um die Becherkacheln für den Kachelofen abzuholen.

Als die Details besprochen waren, stießen sie gemeinsam mit einem süffigen Rotwein an, den der dicke Georg eigens für besondere Anlässe in seinem Keller lagerte. Dann ließen sie sich den leckeren Sauerbraten schmecken, den Lena zusammen mit Agnes am Vortag vorbereitet hatte. Sie feierten bis in den Abend hinein und tranken auf eine glückliche Zukunft.

Antoniusfeuer

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