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MANHATTAN

Nach der Plackerei

Flüssige Belohnung: zwei Teile amerikanischer Whiskey, ein Teil roter Wermut (beides gut gekühlt), einen Spritzer Angosturabitters.

von Jochen Bittner

Ich habe nie Rugby gespielt, bin mir aber recht sicher, dass ich das Gefühl danach kenne. Ich nenne es „grüne Schmerzen“. Die grünen Schmerzen treten meist am Samstagabend auf, und sie kommen von der Natur.

Typischerweise durch so was: Irgendein Draht hat sich wieder im Schneidwerk des Rasenmähertreckers verfangen. Also aufbocken und drunterkriechen. Den Schraubenschlüssel an die Scherennabe setzen. Abrutschen. Schraubenschlüssel ins Auge kriegen. Noch mal ansetzen. Kräftiger drücken. Noch mal abrutschen. Ellenbogen an den Scherblättern aufschrammen. Vor Wut auffahren. Stirn am Mähwerk stoßen. Fluchen und rauskriechen. Dabei diese eine falsche Bewegung machen, die die Nackenwirbel staucht und den Trapezmuskel zwirbelt. Taumeln.

Ja, so muss es sich anfühlen, ganz unten im scrum, diesem Menschenpresshaufen, zu dem sich Rugbyspieler aufstapeln, wieso auch immer sie das tun.

Wenig später, wenn die Sonne sinkt, der Hals steif wird und die Hand anschwillt, können Sie natürlich Ihre schwindende Jugend beklagen und eine Ibuprofen einwerfen. Aber warum Gemüt und Nieren belasten, wenn es eine freudvollere Alternative gibt für Körper und Geist? Diese Alternative ist ein ebenso schlichter wie wirkungsvoller Cocktail – der Manhattan. Einen Manhattan kriegen Sie auch noch mit steifem Nacken und zitternder Hand hin. Gießen Sie zwei Teile amerikanischen Whiskey und einen Teil roten Wermut, beides gut gekühlt, in ein Martiniglas. Einen Spritzer Angosturabitters dazu – fertig ist der rote Retter.

Tun Sie sich aber bitte zwei Gefallen, und nehmen Sie einen richtig guten Rye Whiskey und einen richtig guten Wermut. Das heißt: keinen billigen Bourbon oder Martini Rosso. Gönnen Sie sich ruhig einen Old-Overholt-Roggenschnaps aus Tennessee und einen Belsazar-Wermut aus dem Kaiserstuhl. Die Qualität der Zutaten macht den Unterschied zwischen „Bah!“ und „Ah!“ beim Manhattan. Wenn Sie möchten, können Sie noch eine Cocktailkirsche dazuwerfen, aber das ist im Grunde Chichi. Eher was für Städter. Gleich nach dem ersten Schluck fängt der Nacken an, sich zu entspannen. Nach dem zweiten vergessen Sie Ihre Hand. Und nach dem dritten sind Sie nur noch Zunge, in einem grinsenden Mund.

Ach, ist der Rasen da draußen nicht herrlich kurz und grün?


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